Glücksspiel Fluxx.com-Aktie eine Wette auf weiteres Wachstum
08. April 2005 Wenn von Glücksspiel im Internet gesprochen wird, ist in der Regel von Betandwin die Rede. Bei der österreichischen Gesellschaft geht es um Sport, vor allem um Fußball, wie die Fernsehwerbung mit Moderatoren eines deutschen Privatsenders bedeutet. Dagegen tritt die bei Kiel ansässige Fluxx.com AG in den Hintergrund.
Das gilt auch für den Kurszuwachs: Während Betandwin binnen Jahresfrist um 270 Prozent und in den jüngsten drei Monaten um 183 Prozent zugelegt hat, ist die Aktie von Fluxx.com um 58,8 Prozent und 62 Prozent gestiegen - aber auch diese Performance kann sich sehr gut sehen lassen. Zum Wochenschluß setzt der Titel seinen Höhenflug fort. Er verbessert sich im SDax um 5,06 Prozent auf 7,27 Euro. Der Anlaß: Das Unternehmen will seine Vermarkungsbasis verbreitern, indem es mit Einzelhändlern zusammenarbeitet.
Inwieweit sich dieser Schritt auf Erlöse und Erträge auswirken wird, muß sich weisen. Wachstumsphantasie ergibt sich daraus auf jeden Fall. So könnten Analysten geneigt sein, ihre Ergebnisschätzungen anzuheben. Derweil sehen SES Research und First Berlin als wesentliche mit Fluxx.com befaßte Analysehäuser den Titel jeweils als Halte-Position an, wie sich aus Studien von Anfang April und Februar ergibt; die Notiz ist über die von ihnen gesteckten Kursziele hinausgelaufen. Dagegen setzt Performaxx Research in einer Studie vom November den fairen Wert bei 8,11 Euro an und votiert folgerichtig mit Kaufen.
„Hingehen, wo die Menschen wetten”
Fluxx.com versteht sich als Dienstleister für Lottogesellschaften und Pferderennbahnen, also als Softwarehaus, nicht als Marke, obwohl es mit Jaxx über eine eigene Plattform verfügt. Drei der deutschen Lottogesellschaften nutzen Software des norddeutschen Unternehmen. Gleiches gilt für die Internetfirmen AOL oder Lycos, über die verschiedene Wettanbieter im Internet. Geld verdient Fluxx.com auch und gerade über die Vermittlungsprovision je Wette. Das Unternehmen profitiert mithin von andernorts ablaufenen Glücksspielen. Schwerpunkt ist Lotto mit einem Umsatzbeitrag von 90 Prozent.
Fluxx.com wird nun Lotto-Produkte im Einzelhandel vertreiben. Das teilte das Kieler Unternehmen am Donnerstagabend mit. „Nach intensiver Analyse der rechtlichen, technischen und marktrelevanten Rahmenbedingungen hat der Vorstand den Entschluß gefaßt, kurzfristig mit dem Testbetrieb in ausgewählten Supermärkten zu beginnen”, erklärte das im Kleinwerteindex SDax gelistete Unternehmen laut Reuters.
Fluxx habe bereits Einzelhandelspartner für den Vertriebsstart gefunden, mit denen nach einem erfolgreichen Testverlauf eine langfristige Zusammenarbeit geplant sei. Man wolle dort hingehen, wo die Menschen ohnehin schon seien, so ein Sprecher auf Anfrage. Details will die Firma auf einer Pressekonferenz am 14. April bekanntgeben.
Analysten beurteilen neues Standbein wohlwollend
Unter den Analysten wird dieser Plan als Pluspunkt angesehen. Auch davon abgesehen sind sie Fluxx.com gegenüber recht positiv eingestellt. Die Gesellschaft „ist unser Ansicht nach eines der beststrukturierten und breitgefächertsten Unternehmen der Glücksspiel- und Wettbranche. Die Unternehmensführung hat unter Beweis gestellt, daß sie durch Innovationen und Ideenreichtum mit der Branche zu wachsen imstande ist”, heißt es bei First Berlin. Das Analysehaus geht davon aus, daß die Firma im vergangenen Jahr die Erträge um etwa 48 Prozent gesteigert hat.
Wie Fluxx.com schon bekanntgegeben hat, ist der Umsatz um 32 Prozent auf 17,7 Millionen Euro geklettert und lag etwas unter den Schätzungen der Analysten. Das Plus resultiere im wesentlichen aus dem Anstieg der sogenannten Handling-Gebühren, wozu Bearbeitungsgebühren zu Lasten von Lottogesellschaften etwa im Zuge von Gewinnbenachrichtigungen sowie Kosten für die Teilnahme an Tippgemeinschaften zählen, so SES Research. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird bei einer Million Euro und der Nettogewinn bei etwa 916.000 Euro erwartet, was auf ein Ergebnis je Aktie von 10,8 Cent hinausläuft. Dies wiederum entspräche des Prognosen und bedeutete ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 67.
Aktie auf mittlere Sicht nicht teuer, wenn...
Mithin ist die Aktie hoch bewertet. Das auf Ergebnisschätzungen beruhende KGV von gut 30 für dieses Jahr ist mindestens ambitioniert zu nennen, und für das nächste Jahr ist der Titel immerhin noch mit dem 22fachen des erwarteten Jahresgewinns bewertet. Das wiederum ist nicht teuer, wenn das Unternehmen sein Wachstumstempo beibehält. Aufschluß darüber dürfte die Hauptversammlung am 3. Mai geben.
Aus charttechnischer Sicht würde die Notiz bei einem Sprung das Dreieinhalbjahreshoch bei 7,50 Euro ein Kaufsignal senden. Dann wäre der Weg aus technischer Sicht frei bis etwa 8,50 Euro. Als Kursrisiko wird bei First Berlin ein möglicher Angebotsüberhang angesehen, der aus der vierteljährlich erfolgenden anteiligen Umwandlung der Nullkupon-Anleihe folgt.
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