Nintendo deklassiert Sony
Die Spielekonsole Wii ist der Gewinner des Weihnachtsgeschäfts: Hersteller Nintento ist auf dem besten Weg, bis Jahresende vier Millionen Exemplare von Wii zu verkaufen - und damit die technisch erheblich komplexere Playstation 3 von Sony zu deklassieren.
Seit Verkaufsstart im November hat die Wii-Konsole mehr als eine Million Käufer gefunden. Allein in den USA verkaufte Nintendo im November 476.000 Geräte. Wettbewerber Sony musste sich mit 197.000 verkauften Konsolen begnügen, ermittelte das US-Marktforschungsinstitut NPD.
Sony hat damit nur die Hälfte der geplanten Zahlen erreicht und werde das Jahresziel von einer Millionen verkauften Konsolen nicht mehr einhalten können, schätzt Analyst Evan Wilson von der Investmentbank Pacific Crest Securities. Hieran seien vor allem die noch bis März 2007 anhaltenden Lieferprobleme bei den Blu-ray-Laufwerken schuld, die laut Wilson nicht vor März nächsten Jahres behoben sein werden. Auch Nintendo hätte deutlich mehr Konsolen verkaufen können, wenn mehr auf den Markt gekommen wären, sagte Anita Frazier, Analystin bei NPD.
Mit dem guten Wii-Start scheint Nintendos Strategie aufzugehen: Eine Spielkonsole anzubieten, die sich auch an Frauen und ältere Menschen richtet. Wii setzt nicht auf technische Höchstleistungen, sondern eine bewegungsempfindliche Steuerung. Zudem entwickelte der japanische Hersteller Gehirntrainer und Heimtiersimulationen, die gerade diese Spieler ansprechen. Zudem sollen bisherige Nichtspieler auch von den sogenannten Channels an die Wii gebunden werden. Das sind Nachrichten und Wetterberichte, die über den Onlinedienst von Nintendo an die Konsole gesandt werden. Partner für diese Inhalte sind unter anderem die Nachrichtenagentur AP und der Wetterdienst weathernews.com.
Auch in Deutschland verkaufte sich die seit Freitag angebotene Wii-Konsole nach Angaben von Nintendo besser als vom Hersteller erwartet. Innerhalb kürzester Zeit sei die in den Handel gebrachte Menge von etwa 40.000 Konsolen ausverkauft gewesen, sagte Nintendo-Deutschlandchef Bernd Fakesch. Bis Jahresende will Nintendo hier 100.000 Geräte verkaufen.
Weiterer Bestandteil des Konzeptes ist ein Downloadshop, in dem Spieler für Preise bis 10 Euro Spieleklassiker von Nintendo wie "Super Mario" oder Drittanbietern erwerben und diese direkt auf der Wii spielen können. Dieses ist ein erster Schritt von Nintendo in den Downloadmarkt, mit dem sich der Anbieter langfristig neue Vertriebswege erschließen könnte. Für Nintendo geht es jetzt aber laut Fakesch erst einmal darum, die neue Konsole "in die Breite zu tragen". Und damit den Erfolg der mobilen Kompaktkonsole Nintendo DS zu wiederholen: Auch diese hat sich gegen Sonys Handheld PSP durchgesetzt.
Der schleppende Start der Playstation 3 ist für Sony doppelt ärgerlich: Mit jedem Gerät verliert der Konzern geschätzt 240 Euro. Erst nach dem weiteren Verkauf von bis zu 30 Videospielen erziele Sony einen Gewinn, berechnete die Investmentbank Merrill Lynch jüngst. Die Wii werde hingegen kostendeckend verkauft, heißt es bei Nintendo.
Weltweit hatte Sony im vergangenen Jahr den Markt noch klar dominiert, ermittelte Wedbush Morgan Securities: Sony verkaufte 63,2 Millionen Playstations der Vorgängergeneration. Auf Platz zwei lag Microsoft mit 21,8 Millionen Exemplaren der Xbox. Nintendo folgte mit mit dem Gamecube: 16 Millionen Geräte.
Von Carsten Görig (Hamburg)
Quelle: Financial Times Deutschland |