"Liebe Börsenfreunde,
heute wird im Kanzleramt über einen „Wellenbrecher-Lockdown“ verhandelt: Angela Merkel möchte frühzeitig mit starken Kontaktbeschränkungen die Dynamik im Infektionsgeschehen brechen. Erinnerungen an den Lockdown im Frühjahr kommen hoch, am Markt ziehen es viele Anleger vor, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen.
Von einem Coronacrash sind wir meines Erachtens weit entfernt. Wir sind diesmal viel besser vorbereitet und die Maßnahmen, die diskutiert werden, sind wesentlich gezielter. Die zweite Frage, die im raum schwebt, ist daher: Wenn selbst wir hier in Deutschland über einen Lockdown diskutieren, wie schlimm sieht es dann im Rest der Welt aus? Und welche Auswirkungen sind zu befürchten, wenn andere Länder die Wirtschaft herunterfahren?
Deutschlands Außenwirtschaft hängt inzwischen stark an China und den USA, was in dieser Situation zum Vorteil wird. Denn in China gibt es keinen Lockdown, dort wird die Wirtschaft weiterlaufen. Und in den USA, so verheerend die Situation auch sein mag, hat man die exponentielle Entwicklungsphase verlassen. ZUM MARKTGESCHEHEN
Der DAX notiert heute früh knapp unter 11.700. Mein Ziel war seit Wochen schon die 11.700 im DAX und das ist somit heute erreicht worden. Wir kaufen also zu und ich gehe bis auf weiteres davon aus, dass hier in dieser Region ein Boden gefunden wird.
Sollte es von diesem Niveau aus weiter gen Süden gehen, werde ich die Lage neu beurteilen. Natürlich werde ich unsicher, wenn die Nachrichtenlage so schwarzmalerisch ist, wie heute: Lockdown, US-Wahldebakel, ... aber ich gehe davon aus, dass der aktuelle Ausverkauf insbesondere durch die „jungen Aktionäre“ verursacht wird. Ich habe in den vergangenen Wochen immer wieder darüber geschrieben, dass die Coronazeit neue Anlegergruppen an die Börse gezogen hat. Diese jungen Aktionäre haben noch nie fallende Kurse gesehen und werden entsprechend schnell in Panik verfallen.
Daher habe ich zwar mit diesem Ausverkauf gerechnet, gehe aber davon aus, dass erfahrenere Anleger und die Profis den Rücksetzer zum Nachladen nutzen. Damit dürfte diese Korrektur schnell vorüber sein.
Natürlich kann ich mich irren und natürlich werde ich unsicher, wenn ich die Kurse weiter fallen sehe. Da hilft nichts anders als am Ball zu bleiben, die Entwicklungen weiter beobachten und darauf achten, ob Dinge geschehen, die ich in meiner Erwartung bislang noch nicht berücksichtigt habe.
Es braucht Mut, heute zu kaufen. Aber Mut wird an der Börse häufig belohnt".
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Ihr Börsenschreibel
Stephan Heibel
Chefredakteur und Herausgeber des Heibel-Ticker "Wer un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen nachmacht oder verfälscht oder nachgemachte oder verfälschte un- oder überpersönliche Schreib- oder Redeweisen in Umlauf setzt, wird mit Lust-, manchmal auch mit Erkenntnisgewinn belohnt; und wenn alles gut geht, fällt davon sogar etwas für Sie ab. (frei nach Robert Gernhardt)" |