Reila, gut analysiert!
Zu sagen bleibt noch die Börsen noch viel Luft nach unten haben, wenn man historische KGVs zugrunde legt. Der DAX ist für mich immer noch überbewertet, beim NM stimmen langsam die Rlationen, da man hier auch das Wachstumpotenzial im HiTec Bereich berücksichtigen muss. Auch wenn am NM evtl. 50% der Firmen nicht überleben werden, so werden die anderen 50% 100% und mehr wachsen, und damit ist eine Wette auf den NM gesamt erfolgreich (Index Zert!).
Wie Kostolany schön sagte: wenn die Analysten neue Bewertungsmassstäbe suchen, dann ist es Zeit für eine Korrektur. Dies trifft ganz gut auf März 2000 zu, die Korrektur sehen wir jetzt, und ihre Kraft ist proportional zur Übertreibung vorher.
Ich sehe jetzt auch keine Übertreibung nach unten, nur in einzelnen Werten, aber der Durchschnitt ist immer noch hoch bewertet (z.B. eine Daimler Chrysler, eine Dt. Telekom, eine MLP). Ein weiteres Argument wäre, dass im Schnitt ein Index mit 10% wächst. Folglich leiden wir immer noch an den überproportionalen Steigerungen der 90er Jahre. Versuchen wir das in wirtschaftliche Rahmendaten zu pressen, so sehe ich nicht, dass Produktivität, BIP und auch Preise im selben Mass gesteigert worden wären. Wie also wird diese Lücke gefüllt? Weist sie auf eine Überbewertung hin? Leider fehlt mir hier das fundierte ökonomische Wissen.
Überdies gibt es genug Warner, die darauf hinweisen, dass vor allem US Unternehmen immer stärker auf Pump leben, natürlich in der Erwartung, durch künftiges Geschäft die Verbindlichkeiten zu tilgen. Dieser Pump generiert kurzfristig Umsätze, vor allem bei Investitionen, die wiederum bei den Zulieferern für günstigere Bewertungen führen. Fährt ein Unternehmen seine Kredite zurück, oder muss leidet unter den Zinsen, so kommt es zu einem plötzlichen Einbruch entlang der Wertschöpfungskette, wie wir es gerade jetzt bei den Telekomausrüstern (z.B. Cisco, JDSU) erleben. Als Folge brechen also ganze Wirtschaftszweige ein, selbst grosse Firmen stehen binnen quartalsfrist vor katastrophalen Zahlen (Lucent, Nortel).
Dieser Einbruch wiederum zieht Kreise in anderen Sektoren, ein Dominostein nach dem anderen fällt. Indirekte Effekte enstehen durch das Sentiment, da niemand weiss, wann er fällig ist, werden vorsorglich Sparmassnahmen eingeleitet, Investitionen zurückgestellt, etc.
Das zeigt auch, wie schnell die Krise in USA auf uns übergreifen kann: allein die Erwartung, der Umsatz könnte sinken, hat Auswirkungen auf unsere Investitionsindustrie (z.B. Softwareindustrie, Telematik). Die Konsumgüter ziehen dann mit Verzögerung nach, ca 1/2 Jahr, wenn auf der Personalebene Konsequenzen gezogen werden, z.B. auch bei Gehaltsrunden.
Was ich am meisten fürchte sind zahlungsunfähige US-Unternehmen. Bisher lief alles ja relativ glimpflich ab. Was aber, wenn Verbindlichkeiten in grösserem Umfang nicht mehr bedient werden? Ich fürchte, dann ist der Bär erst richtig los.
Und dann handelt es sich nicht mehr um ein kleines Feuer, das der Hausmeister löschen kann. Vielleicht sind diejenigen, die jetzt ihre Gewinne noch nehmen, oder mit geringem Verlust aussteigen, die Schlaueren! Sicherlich werden die Börsen wieder hochgehen, auch über die heutigen Stände, dies ist nur eine Frage der (Lang-) Zeit. Die Frage ist nur: stehe ich es durch? Wann brauche ich Geld? Bin ich kurz- oder langfrsitig orientiert? Halte ich Aktien, Fonds oder Zertifikate?
Für einen Langfristanleger halte ich im Moment Indexzertifikate für die absolut risikoloseste Art der Geldanlage bei gleichzeitig vernünftiger Chance. Jede einzelne Aktienposition ist ungleich höher riskant, da niemand im momentanen wirtschaftlichen Umfeld eine Entwicklung halbwegs zutreffed vorhersagen kann.
Und es ist gesundeheitlich wenig zuträglich, jeden Tag auf die Börse zu schauen und erneut entscheiden zu müssen, ob man diesen oder jenen Loser hält oder Verluste realisiert!
:) Tetsuo |