@Kolbe: Herzlich willkommen :-) Vielen Dank für den interessanten Artikel und Deine Frage. Lange schon bist Du ein treuer Mitleser und ich freue mich sehr über Deinen Beitrag.
melba hat schon etwas dazu geschrieben. Das große, mehrtägige Fest in Indien ist das hinduistische Lichterfest. Dieses Jahr am 23. Oktober, nächstes Jahr zum Beispiel am 11. November. Es ist vom Feiercharakter ähnlich unserem Weihnachten. Am ersten Tag, dem Tag des Reichtums, werden Geschenke gemacht. Auch Wertgegenstände aus Silber und Gold. Die weiteren Tage sind den Göttern Krishna und Vishnu, der Glücksgöttin Lakshmi, wie auch den Geschwistern gewidmet. Verschiedene Rituale werden an den Tagen gepflegt.
Die Hochzeitssaison wird eher im September gesehen. Wobei dies relativ ist, denn in Indien wird über das ganze Jahr hinweg geheiratet. Darüber habe ich schon einmal ausführlich mit einem sehr guten Freund gesprochen, der ist Inder und promovierter Theologe, mittlerweile. Zu den jedes Jahr aufs Neue herangezogenen Argumente, die den Goldpreis steigen lassen sollen, fallen mir verschiedene Gedanken ein.
1. Hochzeitsvorbereitungen sind in Indien sehr langfristig. Was bedeutet, dass auch Wertgeschenke, zum Beispiel Goldschmuck, nicht unbedingt einen Monat oder eine Woche vor der Hochzeit gekauft werden. Da in diesem Jahr die Steueränderungen durch die neue Regierung im Frühjahr Gold im Einkauf wieder billiger werden ließen, denke ich, dass vielleicht schon damals gekauft wurde.
2. Goldgeschenke in Form von Schmuck, Münzen oder anderen Gegenständen müssen nicht unbedingt neu gekauft werden. Es werden auch vorhandene Besitztümer in den Familien weitergegeben.
3. Die Generation, die größtenteils in diesen Zeiten heiratet, ist zurückgerechnet in den 90er Jahren groß geworden. Aus wohlhabenderen Familien sind im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts viele in akademische Ausbildungsbereiche eingestiegen. Indien hat z. B. einen sehr hohen Anteil an gut ausgebildeten IT-Fachkräften. Männer, wie auch Frauen. Kulturell sind sie oft noch in den traditionellen Werten verhaftet, dennoch zeigt sich auch hier ein Wandel. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass Geschenke aus dem technologischen und "westlich-modernen" Bereich heutzutage für die jüngere Generation einen viel höheren Stellenwert und Status haben als Goldschmuck! Für Hochzeiten, aber besonders für Diwali. Und diese Geräte sind in Indien nicht billiger als bei uns.
4. Dies alles, und noch viel mehr, relativiert in meinen Augen die Bedeutung des, ich nenne es mal profan, Einzelhandelsabsatzes in Indien.
5. Die Preissteigerungen in den vergangenen Jahren waren in der Regel spekulativer Natur, angetrieben durch die finanzpolitischen Maßnahmen der FED und durch einige Großinvestoren, die still im Hintergrund agierten. Die Börse lief voll mit. "Papiergold" einerseits, dennoch wurde der "Papier-Goldpreis" für den Absatzmarkt auch real gehandelt. Direkt ein paar Fenster weiter oben, in #430, ist ein mehrjähriger Chart. Die steilen, grünen Wände an den "Westhängen" der Berge legen heute noch Zeugnis davon ab, welche Macht die Spekulationen hatten. Sehr oft waren es Mittwoche und Donnerstage, an denen die FED an die Öffentlichkeit trat und den Kurs Duzende von Dollars in die Höhe katapultieren ließ. Manchmal an einem Tag! Und die Riesenkaskaden des Absturzes schließlich die Nachwehen des Ausstieges der Großinvestoren. Dagegen ist das, was in diesem Jahr rund um die FED aufgewirbelt wird, nur noch ein Abglanz. Ich muss sagen, diese "stillere" und maßvollere Volatilität ist mir lieber! Das ist angemessener und realistischer. Etwas bodenständiger. Aber das ist aus meinen Augen betrachtet.
Lieber Kolbe, sorry, jetzt ist das doch ein längerer Text geworden. Und die Bedeutung der Währungssicherung für China habe ich noch nicht einmal erwähnt ...
Herzliche Grüße
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