Meuterei in der FDP Schwere Niederlage für Parteichef Guido Westerwelle: Gegen den Willen der obersten Parteiführung wird FDP-Vizechef Möllemann den wegen antisemitischer Äußerungen in die Kritik geratenen Ex-Grünen Jamal Karsli nicht aus der FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen drängen.
Westerwelle war mit schwerem Sturmgepäck angereist: Die Altliberalen und Ehrenvorsitzenden der FDP, Hans-Dietrich Genscher und Otto Graf Lambsdorff, waren eigens zu einer Sitzung des FDP-Landesvorstands nach Düsseldorf gereist, um Westerwelle den Rücken zu stärken und die nordrhein-westfälischen Parteifreunde zu drängen, Karsli nach dem Parteiaustritt auch dazu zu bewegen, die nordrhein-westfälischen FDP-Landtagsfraktion zu verlassen. Doch Hausherr Möllemann war stärker. Nach der Sitzung am Montagabend teilte er mit, dass Karsli weiter Fraktionsmitglied der Liberalen im Düsseldorfer Landtag bleibe. Westerwelle und das gesamte Präsidium der Bundespartei - außer Möllemann - hatten dafür plädiert, Karsli aus der Fraktion auszuschließen.
In einem bei einer Gegenstimme und drei Enthaltungen gefassten Beschluss des Landesvorstandes heißt es, die Aufnahme von Karsli in die Fraktion müsse nur für den Fall revidiert werden, falls dieser seine Äußerungen wiederholt. Karsli hatte die Politik des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon mit Nazi-Methoden verglichen.
Westerwelle sprach von einer "Bewährungsprobe" für Karsli. Er räumte ein, dass er sich nicht mit seiner Forderung durchsetzen konnte, Karsli aus der Fraktion auszuschließen. Auch ein Parteichef müsse "gelegentlich Dinge hinnehmen, die man sich vorher anders gewünscht hat". Aber auch Möllemann habe sich nicht vollständig durchgesetzt. "Jürgen Möllemann hat weniger gewollt, ich habe mehr gewollt", sagte Westerwelle. Möllemann hatte sich für die Aufnahme von Karsli in die Partei stark gemacht, war aber am Widerstand von Westerwelle gescheitert.
Möllemann lehnte es erneut ab, sich beim Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, zu entschuldigen, dem er durch seine "gehässige und arrogante Art" eine Mitschuld am Antisemitismus in Deutschland gegeben hatte. Westerwelle machte deutlich, dass er eine Entschuldigung Möllemanns für angemessen hält.
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