aus einem anderen Chat !
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Wenn etwas nicht in das Weltbild von Anti-Lemming vom Weltuntergang passt, dann fälschen Statistikämter weltweit Daten oder es werden von den Wissenschaften nicht in Frage gestellte Konzepte wie die Kerninflationsrate in Frage gestellt.
Kommen wir einmal zur Kerninflationsrate. Spätesten in 2009 werden wir sogar den umgekehrten Effekt erleben - da werden die Inflationsraten weltweit so niedrig sein, dass sie sogar unter der Kerninflationsrate liegen, da sich dann die Basiseffekte aus der zweiten Hälfte von 2007 und 2008 bemerkbar machen werden. Zweifel an dem Konzept der Kerninflationsrate wären nur dann berechtigt, wenn massiv weltweit Zweitrundeneffekte eingetreten wären und sich höhere Inflationserwartungen verfestigt hätten - von beidem ist aber weltweit nichts zu spuren.
Die zweite Heulnummer von Anti-Lemming besteht darin, dass für ihn Qualitätssteigerungen keine Steigerungen des Wohlstandes darstellen. Für ihn ist also sein 200er Mercedes identisch mit seinem ersten VW-Käfer mit fast keiner Heizung und Brezelfenster und sein momentaner Computer stellt keinen Fortschritt gegenüber dem C64 von Commodore dar. Das ist logischerweise absurd, denn die Geschichte des Wohlstandes ist ein Geschichte des qualitätiven Wachstums, nicht des quantiativen Wachstums - es geht also nicht nur zm eine Verdopplung oder Verdreifachung der Steinäxte, Dreschflegel, Tin-Lizzy's, AKW's, Big Macs, Personalcomputer usw. In der Realität der Preisindices werden die Qualitätssteigerungen sogar noch unterzeichnet, sodass die wirkliche Inflationsrate vermutlich noch etwas niedriger ist als die ausgewiesene.
Unsinn ist auch die Behauptung von Anti-Lemming, dass die Kapitalmarktzinsen nur von der Inflation abhingen - sie ist lediglich ein wichtiger Faktor. Weitere Faktóren sind das Angebot und die Nachfrage nach Kapital. Und da haben wir momentan eine Situation, die sehr niedriger realen Kapitalmarktzinsen führt, also Zinsen bei denen die Inflationsrate schon abgezogen wurde - und nur die sind für Frage nach der richtigen Bewertung eigentlich interessant. Eine Ursache ist ein sehr hohes Angebot an Kapital, denn in großen Teilen der Welt haben wir gigantisch hohe Sparraten, die nach Anlage suchen - z.B. sparen die Chinesen ein sensationelles Drittel ihres Einkommens. Auf der Nachfrageseite ist die Kapitalnachfrage ebenfalls sehr gering. Weltweit haben die Staaten ihre Verschuldung abgebaut, siehe z.B. Herr Steinbrücks Überschüsse - und selbst in den USA ist die momentane Erhöhung nur ein Zwischenspiel ein einem langfristigen Prozess des langfristigen Schuldenabbaus, der an der Prozentzahl der Gesamtschulden am BIP gemessen wird. Besonders dramatisch ist die Siutation bei den Unternehmen - die sind inzwischen von der Nachfragerseite auf die Anbieterseite gewechselt, denn der Cash-Flow ist so hoch, dass sie daraus nicht nur die Investitionen stemmen können, sondern zusätzlich noch Kapital anlegen können. Das Resultat sind die niedrigen realen Kapitalmarktzinsen, die letztendlich entscheidend für das tolerierbare KGV sind.
Betrachtet man die Entwicklung der realen Kapitalmarktzinsen, die sich aufgrund der von mir aufgezeigten Entwicklung in den letzten 15 Jahren halbiert haben, und vergleicht damit die Entwicklung der Vermögenspreise, kann man nur feststellen, dass zumindest Aktien rettungslos unterbewertet sind. Wir sind momentan in einem Prozess, uns an die richtige Bewertung von Assets heranzutasten, die mit den gesunkenen realen Kapitalmarktzinsen in Einklang stehen - das ist ein schwieriger Prozess mit Über- und Untertreibungen.
Der Immobilienmarkt ist ein Beispiel. Aufgrund der niedrigen realen Kapitalmarktzinsen waren Immombilien sicher lange Zeit in vielen Teilen der Welt im Vergleich unterbewertet. Dann setzte ein Ausgleich dieser Unterbewertung ein, stoppte aber nicht, als die Bewertung vernünftig war, sondern überschoss in den Jahren 2003-2007 in vielen Gegenden auf der Welt.
Auf dem Aktienmarkt war es ähnlich. Auch hier hatten wir Mitte bis Ende der 90er einen Anpassungsprozess zu niedriger Aktienkurs an die gesunkenenen realen Kapitalmarktzinsen. Und auch hier stoppte der Kursanstieg nicht beim vernünftigen Niveau, sondern überschoss in 1999/2000 in der Blase nach oben, der dann als Gegenbewegung eine Blase nach unten folgte. In dieser Blase nach unten befinden wir uns nach wie vor, denn die Bewertung von Aktienkursen ist im Vergleich zu den realen Kapitalmarktzinsen (bei denen also die Inflation herausgerechnet wurde) ein schlechter Witz und das Ergebnis von Hysterie. Dieser Abbau der Hysterie wird die Kurse in der nächsten Epochen treiben. Was ich nicht vorauszusagen wage, ist ein zeitliches Szenario für dieses Abbau - das kann ruckartig oder nach und nach in die Höhe gehen. Daher sollte man bis zur Halskrause mit Aktien vollgesogen (auch schon wegen Noch-Steuerfreiheit der Kursgewinne für Anschaffungen in 2008 nach einem Jahr Haltedauer), um für diese unausweichliche Anpassung nach oben gewappnet sein. |