Rettungspaket für Hypo Real Estate in Gefahr (0) Von J. Eigendorf und S. Jost 2. Oktober 2008, 16:39 Uhr
Die Banken können sich bislang nicht darauf einigen, wie hoch ihr Anteil an dem Rettungspaket des angeschlagenen Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate sein soll. Hinter den Kulissen wird hart um eine Lösung gerungen. Ziel ist es, bis Freitagmorgen einen Kompromiss zu finden. The headquarters of German lender Hypo Real Estate is pictured in Munich Foto: REUTERS
Die Hypo-Real-Estate-Zentrale in München. Sollten sich die Banken nicht verständigen, droht die Insolvenz The headquarters of German lender Hypo Real Estate is pictured in Munich
Das Rettungspaket für den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate ist in Gefahr. Nach Informationen des Nachrichtenportals WELT ONLINE aus Finanzkreisen können sich Banken und Versicherungen bislang nicht darauf einigen, wie ihr Anteil von 8,5 Milliarden Euro an der Bürgschaft für einen Kredit in Höhe von 35 Milliarden Euro verteilt wird. Ziel ist es nun, bis Freitagfrüh einen Kompromiss zu finden. Weiterführende Links
Derzeit findet in den Räumen der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main eine Sitzung mit Beteiligung zahlreicher der Vertreter der Finanzbranche statt. „Bei den heutigen Gesprächen der Vertreter der Kreditwirtschaft und der Versicherungen geht es um die vertragliche Fixierung des Konsortialkredits, den der deutsche Finanzsektor der Hypo-Real-Estate-Gruppe am Wochenende in Aussicht gestellt hatte“, bestätigte ein Sprecher der Bundesbank das Treffen.
Im Umfeld der Verhandlungen will sich niemand darauf festlegen, ob es tatsächlich noch heute zu einer Einigung kommt. Derweil wird die Situation für die Hypo Real Estate immer kritischer, da unter anderem ausländische Zentralbanken Gewissheit haben wollen, dass die Bank weiterhin zahlungsfähig bleibt.
Bundesregierung und Bankenvertreter hatten sich in der Nacht zum Montag in dramatischen Verhandlungen auf ein Rettungspaket für die Hypo Real Estate geeinigt, nachdem die Bank in Liquiditätsschwierigkeiten geraten war. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verständigten sich spät in der Nacht darauf, dass die Kreditwirtschaft maximal 8,5 Milliarden Euro des Risikoschirms von 35 Milliarden Euro übernimmt.
Allerdings hatte Ackermann zu diesem Zeitpunkt offenbar nur die drei Milliarden Euro sicher, die der Bundesverband deutscher Banken garantierte. Wie die übrigen 5,5 Milliarden Euro aufgeteilt werden, ist immer noch offen. Während die DZ Bank dem Vernehmen nach bereit ist, einen Beitrag zu leisten, stellen sich vor allem die Landesbanken und die Sparkassen quer. Vertreter des öffentlich-rechtlichen Lagers verweisen darauf, dass es sich bei der Hypo Real Estate um eine private Bank handele und deshalb der Bundesverband deutscher Banken in der Pflicht sei. Drei Landesbanken würden zwar Kredite bereitstellen, nicht aber mögliche Ausfälle tragen wollen.
Die privaten Banken fordern hingegen, dass sich alle Kreditinstitute beteiligen, die durch eine Insolvenz der Hypo Real Estate besonders betroffen wären. „Da sind Banken dabei, die dann das Fünffache dessen zahlen müssten, was sie jetzt garantieren sollen“, heißt es im Verhandlungsumfeld. Es sei unvermeidbar, dass diese Häuser sich an der Einigung beteiligen.
Auch der Hypo-Real-Estate-Vorstand Georg Funke soll inzwischen nicht mehr bereit sein, dem Rettungspaket unter allen Umständen zuzustimmen.
In Finanzkreisen wird darauf verwiesen, dass die Verzögerung nun großen Schaden anrichtet. „Es spricht nicht für das Krisenmanagement der deutschen Bankenwirtschaft, wenn jeder auf den anderen hofft“, sagt ein Vertreter der Branche. „Und mit jedem Tag wird der Schaden größer.“ |