News - 04.05.09 20:50 Wiedeking zum Rapport: Salzburger Festspiele bei Porsche
Der Machtkampf um den Sportwagenbauer Porsche geht in die nächste Runde. In Salzburg treffen sich die Eigentümerfamilien - womöglich zu einer entscheidenden Sitzung. Die Porsches und die Piëchs wollen die Weichen stellen für eine Allianz ihres Sportwagenbauers mit dem VW-Konzern.
Doch während VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch die Porsche AG zu einer Filiale von VW machen will, hat Clanchef Wolfgang Porsche andere Ideen. Gemeinsam mit Konzernchef Wendelin Wiedeking will er VW bei Porsche eingliedern. Porsche besitzt zwar schon die Mehrheit, doch die Übernahme stockt. Die Krise hat sich in die Finanzen von Porsche gefressen. Wiedeking kämpft nun um das Vertrauen der Familien. Noch stehen sie hinter ihm. Schließlich hat er Porsche zu einem der erfolgreichsten Autobauer der Welt gemacht. Soll er das Unternehmen weiterführen und wie kann er die Familien überzeugen? Eine Argumentationshilfe:
Wie die Finanzen stehen Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Porsche mehr Gewinn als Umsatz. Möglich wurde dies unter anderem durch Optionsgeschäfte mit VW-Aktien. Doch die Übernahme wurde teuer. Die Nettoschulden belaufen sich auf 9 Mrd. Euro. Die Zinsen kann Porsche zwar noch zahlen. Problematischer könnte es mit der Refinanzierung von Kredittranchen werden, die in den nächsten Monaten fällig werden. Wiedeking sucht frisches Geld und macht sich dadurch angreifbar. Seine Gegner, zu denen Ferdinand Piëch gezählt wird, wetzen die Messer.
Welche Modelle Porsche baut Um neue Käufergruppen zu erschließen, baut Porsche nicht mehr nur kleine Sportflitzer. Unter Wiedeking kam der vergleichsweise preiswerte Boxster auf den Markt, den es ab 46.000 Euro gibt. Mit dem Cayenne kam die Gruppe der SUV-Liebhaber zum Zug. Der neue Panamera schließlich hat klassisches Porsche-Design - nur mit vier Türen. Teile des Panamera werden im VW-Werk Hannover gebaut. Immer wieder gibt es Spekulationen über einen Kompakt-Porsche, der Gemeinsamkeiten mit dem Audi Q5 und dem VW Tiguan aufweisen könnte. Porsche dementiert die Gerüchte allerdings hartnäckig.
Welche Marken Porsche führt Das wertvollste Kapital von Porsche ist der Name. Markenexperten halten es deshalb für wichtig, dass Porsche im Duell mit VW die Oberhand behält. Porsche als Wolfsburger Konzernmarke, das würde Gefahren bergen. "Wenn der falsche Eindruck entsteht, Porsches Innenleben stamme von VW, dann kann das der Marke ernsthaft schaden", sagt Christoph Stürmer von der Beratungsfirma Global Insight.
Wie das Image ist Porsche profitiert von seinem guten Ansehen - auch wenn es um die Suche nach Investoren geht. So hat das Emirat Katar Interesse an dem Luxusanbieter angedeutet. Eine Hilfe für Wiedeking, dessen Plan zur Fusion mit VW vorsieht, dass sich Geldgeber aus dem Mittleren Osten beteiligen.
Welche Synergien möglich wären Schon vor zwei Jahren stellte der Sportwagenbauer klar, dass er in Zusammenarbeit mit VW Kostenvorteile schaffen will. Vor allem die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Wolfsburger ist für Porsche attraktiv. Die grundlegende Entwicklung neuer Antriebstechnologien wie Hybrid- oder Elektromotoren wäre für Porsche allein sehr aufwendig.
Auf welchen Märkten Porsche agiert Die Zukunft des Luxusautomarkts ist ungewiss. Entscheidend wird sein, ob es künftig noch als schick gilt, mit einem Auto für 100.000 Euro durch die Gegend zu fahren. Durch eine Fusion mit VW kann Wiedeking dieses Risiko streuen. Erhebliche Probleme gibt es für Porsche derzeit allerdings auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt. Im April verkaufte das Unternehmen dort 2044 Autos - ein Drittel weniger als im Vorjahr. Analyst Stürmer glaubt allerdings daran, dass sich der Markt erholen wird. "Langfristig werden Luxusmarken überleben." Auch wenn der Bedarf nicht mehr so groß sein könnte wie bisher.
Wie es um Corporate Governance steht Als Diener des VW-Konzerns wäre Wiedeking kaum vorstellbar. Immerhin gilt er als sehr eigenwillig. So lehnt er es ab, den Börsenregeln nachzukommen und Quartalsberichte zu veröffentlichen. Auch die Debatte um sein Einkommen stört ihn kaum. Schätzungen zufolge verdiente er vergangenes Jahr 60 Mio. Euro.
Wieviel Abgas die Autos ausstoßen Porsche baut zwar auch Autos, die weniger als zehn Liter auf 100 Kilometer verbrauchen sollen, der größte Teil liegt jedoch deutlich darüber. Aufgrund strengerer Emissionsverordnungen kann das zum Problem werden. Durch eine Allianz könnte Porsche den Durchschnittswert seiner Autos senken. Der neue Golf VI Blue Motion soll angeblich nur knapp vier Liter verbrauchen.
Welche Größe ein Autohersteller haben sollte Über den Daumen sollte ein Autohersteller pro Jahr etwa fünf bis acht Millionen Fahrzeuge herstellen, um bestehen zu können. Dies würde für eine Allianz mit VW sprechen. Dagegen spricht, dass Porsche als Nischenbieter höhere Margen erzielt als ein Massenhersteller und so höhere Kosten verkraften kann.
Von Heimo Fischer (Stuttgart)
Quelle: FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND |