Berichtssaison zieht Anleger in ihren Bann
Der Höhepunkt der Berichtssaison zieht in dieser Woche sowohl die Aktien- als auch die Anleihe-Investoren in seinen Bann. Denn mit General Motors (GM) und Ford legen zwei angeschlagene Konzerne Zahlen vor.
Beide Unternehmen haben vor wenigen Wochen die Märkte mit massiven Gewinnwarnungen verschreckt. Da sich ihre Kreditwürdigkeit bereits dramatisch verschlechtert hat, dürften die Ergebnisse vor allem die Stimmung am Markt für Unternehmensanleihen prägen. Die Gerüchte um einen bevorstehenden Insolvenzantrag von GM hatten die Kurse am Firmenbondmarkt bereits am Freitag gedrückt.
"Das hat den gesamten Markt belastet", sagt Willem Sels, Leiter der Kreditstrategie von Dresdner Kleinwort Wasserstein. "Vor den Quartalszahlen von GM und Ford werden die Investoren das Marktgeschehen von der Seitenlinie aus beobachten und sich mit Käufen zurückhalten." Und sollte GM dabei eine weitere Gewinnwarnung veröffentlichen, dann werden die Ratingagenturen das Unternehmen endgültig in den Ramschbereich herabstufen, sagt Philip Gisdakis, Kreditanalyst der HypoVereinsbank.
Auch am Aktienmarkt blicken Investoren vor allem auf die Geschäftszahlen. In den USA gewähren in dieser Woche allein knapp 140 der im S&P 500 gelisteten Unternehmen Einblick in ihre Bücher. Nach Einschätzung der Landesbank Rheinland-Pfalz bergen die anstehenden Geschäftsberichte vor allem im Technologiesektor weiteres negatives Überraschungspotenzial. "Die kommende Handelswoche dürfte für die Aktienmärkte damit eine Bewährungsprobe darstellen, inwieweit mit den jüngsten Kursrückgängen bereits eine ausreichende Anpassung der Erwartungshaltung an die Unternehmensveröffentlichungen vollzogen wurde", sagte Analyst Michael Köhler.
Optimistische Stimmung für europäische Aktien
Signalwirkung messen Marktteilnehmer insbesondere den Daten des weltgrößten Chipkonzerns Intel bei, die am Dienstag veröffentlicht werden. Die Analysten trauen Intel 31 Cent je Aktie zu und damit eine Steigerung von fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im März hatte Intel seine Umsatzprognose angehoben und mit der starken Nachfrage nach seinen Centrino-Chips in Laptops begründet. Außer Intel legen im Lauf der Woche unter anderem Texas Instruments am Montag sowie Nokia und SAP am Donnerstag Geschäftszahlen vor.
Grundsätzlich bleibt die Stimmung für europäische Aktien bei vielen Strategen optimistisch. "Wir sehen weiteres Aufwärtspotenzial für europäische Aktien, obwohl unsere Volkswirte die Wachstumsaussichten für diese Region auf 0,5 Prozent für das zweite und dritte Quartal heruntergeschraubt haben", sagte Abhijit Chakrabortti, Stratege von JP Morgan. Grundlage für den Optimismus ist, dass die Investmentbank viele Quartalszahlen in den USA und Europa oberhalb der durchschnittlichen Marktschätzungen erwartet. Über die Kursentwicklung der einzelnen Werte wird deshalb primär entscheiden, wie die Unternehmen auf den Geschäftsverlauf bis zum Jahresende blicken.
An der Wall Street fiel der breit gefasste S&P 500 in der vergangenen Handelswoche um 3,3 Prozent, der Blue-Chip-Index Dow Jones verlor 3,6 Prozent. In Europa glitt der Stoxx 50 um 1,8 Prozent ins Minus, und der Dax büßte 2 Prozent ein. Besonders stark waren die Verluste in Japan. Dort sackte der Nikkei 225 um 4,2 Prozent ab. Die schwache Wochenperformance wurde von enttäuschenden Geschäftszahlen der Technologiekonzerne IBM, Samsung und SonyEricsson hervorgerufen, die am Freitag sämtliche Indizes tief in die Verlustzone drückten.
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