Der "Wolf" in Deutschland ist ein komplexes Thema. Vergessen darf man allerdings nicht, dass Wiederbesiedlung Deutschlands mit Wölfen in einem gesunden ökologischen Akt von "selbst" stattfindet, also auf natürliche Weise und Naturgesetze haben immer recht! Es gab keine Auswilderungsaktionen, wie beispielswiese beim Biber, der aufgrund massiver Vermehrung mittlerweile stark bejagt wird.
Tony Ford behält hinsichtlich überbordender Schalenwildbestände völlig recht. Z. B. bejagen viele "traditionelle" Jäger*innen Rehwild nicht ausreichend, einige "mästen" "ihre" Rehe sogar, genauso wie Schwarz-, Rot-, Dam-, Sika-, Muffel- und Gamswild. Rehwild ist ein absoluter Kulturfolger, der von der vom Menschen geschaffenen Kulturlandschaft übermäßig profitiert, was man eindeutig an deren Zuwachszahlen sieht. So viele Rehe wie aktuell gab's noch nie in Deutschland. Folglich stellt ausufernder Verbiss forstwirtschaftlicher Kulturen ein großes Problem dar (Terminaltriebverbiss). Schwarzwild wiederum richtet immensen Schaden in der Landwirtschaft an, von Seuchen wie der Afrikanischen Schweinepest will ich gar nicht sprechen. Viele Jäger kippen illegalerweise Tonnen! von Mais und Weizen in die Wälder, um ihren Schalenwildbestand zu "hegen". Wildtiere setzen jenes Überangebot sofort in Reproduktion um. Durch Einsatz von Schalldämpfern und Nachtsichtoptiken in der Jagd, auch der "Hobby-Jagd", änderte sich jedoch einiges... so steigen die Abschusszahlen von Schwarzwild rasant an, deren Fütterung arbeitet wiederum dagegen.
Wölfe nun "einfach" zu erlegen, wird nicht zum gewünschten Erfolg führen, da in einigen! Gebieten geradezu paradiesische Zustände für Wölfe herrschen: wenig von Menschen besiedelte Landstriche mit Wäldern voller Wild, zudem agiert der Wolf extrem anpassungsfähig, so fängt er in Gegenden mit hoher Biberdichte ebendiese. Hauptsächlich ernährt sich Canis lupus von Wildtieren, hingegen zu einem ganz kleinen Prozentsatz von Nutztieren. Ergo erzielen einzig kombinierte und systematische Maßnahmen bestehend aus Herdenschutz (Hunde, Zäune, Wolf-Abwehrmechanismen, Vergrämen) und Wolfsabschüssen gewünschte Erfolge. Vorsicht: Wölfe lernen schnell und gehen strukturiert vor. Teils passen sie ihre Taktik erfolgreich innerhalb einer Generation an.
Aufgrund ihrer komplexen Rudelstruktur, Thema "Leittiere" sind diese absolut zu schonen. Siehe ähnliche Problematik im Hinblick auf Rotten (Schwarzwild) und Leitbachen... Erlegt man jene alten, erfahrenen "Leittiere" geraten Rotte oder Rudel außer Rand und Band, da Führung fehlt. Erhöhte Wildschäden, teils über Monate hinweg sind die Folge. Derartig kopflos zurückgelassene Jungwölfe sollen sich Stallungen, gar dem Menschen ohne Scheu nähern.
Grundsätzlich zum Thema Populationsdynamik: Wer allgemein Tiere stark bejagt, die noch nicht ansatzweise ihre Umweltkapazität erreichten, wird - im ersten Moment widersprüchlich – durch Abschüsse mit einer deutlich erhöhten Geburtenrate rechnen müssen. Heißt also, es muss konstant und konsequent gejagt werden. Siehe beispielsweise Rehwild.
Jagdliche Aspekte: Was geschieht mit angeschossenen Wölfen? Jäger sind zur Nachsuche verpflichtet, siehe Jagdgesetze der Länder. Wer sucht trotz erhöhter Gefahr nach? Gefahr von angeschossenen Wölfen für die Bevölkerung? Wer darf überhaupt Wölfe erlegen (speziell geschulte Jäger oder alle)? Gibt man aus Sicherheitsgründen Mindestkaliber und Mindestenergie vor? Wer überwacht die Abschüsse und den Erhalt einer gesunden Rudelstruktur?
Allgemein: Grundsätzlich erhalten Wölfe Wildbestände ihrer Beutetiere gesund, weil sie sich durch ihre geringen Jagderfolge (ca. 2 von 10 Versuchen) auf kranke und schwache Stücke spezialisieren. Hohe Schalenwildbestände, überhöhte Wilddichten richten nicht ausschließlich Schaden in land- und forstwirtschaftlichen Kulturen an, sie vergrößern auch das Risiko von Wildunfällen enorm (Schaden in der Versicherungswirtschaft, steigende Beiträge der Kfz-Versicherungen, siehe Unfallstatistiken bezüglich Haarwild). Auch sind Fehlreaktionen einiger Autofahrer*innen häufig, was in schweren Verletzungen oder dem Tod von Menschen mündet. Ferner breiten sich Krankheiten und Seuchen innerhalb überhöhter Wilddichten leichter aus. Der Gesundheitszustand einzelner Individuen verschlechtert sich, zudem kommt's häufig zur Überalterung des Wildbestands, da nicht ausreichend geschossen wird, worunter das "überhegte" Wild selbst leidet. Ergo führen überhöhte Schalenwildbestände, wie wir sie in Deutschland leider seit Jahrzehnten erleben, einzig zu Nachteilen sowohl für die Allgemeinheit als auch für die Jägerschaft, da Schänden in biologischer, ökologischer, menschlicher und wirtschaftlicher Hinsicht nicht ausbleiben.
Quintessenz: Nicht allein der Wolf sorgt für Schaden, auch andere Wildtiere, sogar Jäger und Forst-/Landwirte selbst. Besser, man sieht genau hin, informiert sich und differenziert. |