Möglicher Telekom-Rückzieher
Bundesliga bangt um Namenssponsor
Die Bundesliga fürchtet, einen wichtigen Sponsor zu verlieren. Die Deutsche Telekom hat sich vier Monate nach dem Erwerb einer Option für die Namensrechte der Fußball-Königsklasse noch immer nicht entschieden. In Kreisen der Fußball-Klubs wird bereits damit gerechnet, dass die Telekom aus finanziellen Gründen einen Rückzieher macht.
DÜSSELDORF. „Die Telekom verzichtet möglicherweise auf die Namensrechte“, sagte gestern ein Insider. „Mit so einem Verzicht könnte die Telekom für die nächsten beiden Spielzeiten 50 Mill. Euro sparen.“ Die Option gilt bis Ende des Jahres.
Der Bonner Konzern steckt nach miserablen Halbjahreszahlen in der Krise. Konzernchef Kai-Uwe Ricke hat dem Unternehmen deshalb einen Sparkurs verordnet – bis 2010 will er fünf Mrd. Euro sparen. Wie er das erreichen will, ist noch unklar.
Die Telekom will nach eigenen Angaben aber nicht auf die Namensrechte an der Bundesliga verzichten. „Wir sind in guten Gesprächen mit der Deutschen Fußball-Liga, aber es sind noch viele Details zu klären“, sagte ein Sprecher. So gehe es etwa um die Frage, ob der Namenssponsor auch Werbeplatz auf den Banden erhalte. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) wollte die laufenden Gespräche nicht kommentieren.
Wie aus dem Umfeld der Klubs zu erfahren ist, soll die Telekom ab der Saison 2007/08 jährlich 25 Mill. Euro an die DFL überweisen. Die Telekom wollte keine Angaben über vertraglich vereinbarte Beträge machen. In Unternehmenskreisen hieß es, die Summe sei viel niedriger, weil sie mit einem Nachlass auf die Internet-Übertragungsrechte verbunden sei.
Dies sei Teil einer Einigung, die die Telekom Anfang Juni nach langem Hin und Her mit DFL erzielt hatte. Strittig war damals, ob der Konzern Ende 2005 nur die Rechte für eine Live-Übertragung im Internet erworben hat oder ob die Verträge auch eine Ausstrahlung per Kabel und Satellit erlauben. Diese Frage blieb unbeantwortet – die Telekom einigte sich mit der DFL darauf, die Spiele ausschließlich über das World Wide Web zu übertragen und damit nicht den Kabelsender Arena, Tochter des Kölner Kabelkonzerns Unity Media, zu düpieren, der die Fernsehrechte erworben hatte.
Im Gegenzug erhielt die Telekom einen Preisabschlag auf die Internetrechte sowie eine Option auf die Namensrechte der Bundesliga für die Spielzeiten 2007/08 und 2008/09 mit der Möglichkeit der Verlängerung. Auch die Mobilfunkrechte für die nächsten beiden Jahren gingen offenbar für 14,5 Mill. Euro je Spielzeit an die Deutsche Telekom. Sobald die Telekom die Option auf die Namensrechte ziehe, verbilligten sich die Internet-Übertragungsrechte, heißt es in Konzernkreisen.
Die Option des Namenssponsoring gilt nur bis 2009. Die Telekom habe aber die Möglichkeit, die Option um weitere drei Jahre zu verlängern. Seit dieser Saison ist die Telekom nur mit ihrem Logo auf den Trikotärmeln der Fußballspieler präsent. Das kostet den Konzern etwa fünf Mill. Euro jährlich. Die Telekom hat sich die Übertragungsrechte für die Bundesliga gesichert, um damit Kunden in ihr neues Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL zu locken. Geplant war ursprünglich, das Netz zum Saisonstart der Liga Anfang August in zehn deutschen Städten in Betrieb zu nehmen. Der Start verzögerte sich aber immer weiter – diese Woche soll das superschnelle Netz nun endlich seinen Dienst aufnehmen.
Sollte die Telekom auf die „T-Com-Bundesliga“ in den nächsten beiden Spielzeiten verzichten, wäre das nach Meinung eines einflussreichen Fußball-Managers kein Nachteil. Denn die 36 Klubs haben ein Interesse an einem langfristigen Sponsor. Ein zweijähriges Engagement – wie bisher vorgesehen – habe für die Liga wenig Sinn.
Die DFL vergibt ab der kommenden Spielzeit erstmals die Namensrechte. Die Suche nach einem Sponsor war von Anfang an schwierig. Die Postbank winkte nach anfänglichem Interesse schnell wieder ab.
Die Deutsche Telekom un der Fußball
Internet Weder die Telekom noch die DFL nennen konkrete Summe für die Bundesliga-Rechte. In Verhandlungskreisen heißt es aber, die Telekom habe 43 Mill. Euro für die Internetrechte an der Bundesliga bezahlt.
Mobilfunk Der Bonner Konzern hat auch die Handy-Rechte erworben – offenbar für 14,5 Mill. Euro pro Saison. Allerdings spielt die Übertragung via Handy bisher nur eine bescheidene Nebenrolle.
Sponsoring Für rund fünf Mill. Euro ist die Telekom seit 2006 auch als Sponsor auf den Trikotärmeln der Spieler aller 36 Profiklubs präsent.
Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 17. Oktober 2006, 13:24 Uhr
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