Chapeau UBS, ihr hattet recht und die Dauerbullen von Warburg Bank, Dt. Bank und Co. lagen einmal mehr falsch. Deren Motto scheint ohnehin zu sein, optimistische Kursziele einfach so lange zu wiederholen, bis sie irgendwann ausnahmsweise eintreffen.
Der Sinn von Kurszielen ist keine Aussage zum objektivierten Unternehmenswert, sondern ein Hinweis auf die kurzfristig wahrscheinlichste Tendenz des Aktienkurses.
Die UBS lag mit ihrem Kursziel konträr zu allen anderen Analysten und lag damit als einzige richtig! Wer wie ich selbst die negative Message partout nicht hören wollte und Kurse um 6 EUR bereits für Kaufkurse hielt, liegt Stand heute 20% im Minus. Glanzleistung...
Schaeffler wird seit Frühjahr 2018 (Kurs > 16 €) vom Markt systematisch abverkauft. Und selbst Kurse unter 5 € haben heute kein signifikantes Kaufinteresse ausgelöst, welches unser Schaeffler-Dauerbulle Frieda in den Schlussauktionen der letzten Handelstage erkannt haben wollte. Pustekuchen! Die Shortseller warten seelenruhig die Zahlenbekanntgabe am 06.08. ab und spekulieren ganz offensichtlich auf einen weiteren Downturn nach Vorlage erwartungsgemäß schwacher Zahlen und eines ebenso unerfreulichen Ausblicks auf das Restjahr. Der CEO wird sich mutmaßlich weiter für die Vitesco-Übernahme abfeiern und auf eine ganz wundervolle Zukunft mit hohen Synergieeffekten und tollem E-Mobility-Wachstum verweisen. Wer diese E-Autos kaufen soll, und warum die Margen trotz enormen Wettbewerbs chinesischer OEMs und Automobilzulieferer im Automotive Bereich zukünftig stiegen sollen, wird Herrn Rosenfelds gut gehütetes Geheimnis bleiben. Für mich weist der weltweite Automarkt spätestens seit 2019 klare Sättigungstendenzen auf und nominales Absatz-Wachstum ist faktisch nur noch in Nischenmärkten oder durch Marktanteilsgewinne von Wettbewerbern möglich. Neben dem chinesischen Wettbewerb werden sich Autozulieferer mit wachsendem E-Mobility-Anteil einem immer stärkeren Verdrängungswettbewerb durch die OEMs ausgesetzt sehen, da diese ihre für den vergleichsweise simplen Bau von E-Autos viel zu großen Belegschaften durch Zurückholen langjährig ausgelagerter Produktionsschritte auszulasten suchen, um letztlich den Autozulieferern einen wesentlichen Teil des unvermeidlichen Personalabbaus zu überantworten. Der Markt hat sein Urteil offenbar bereits gefällt. Automobilaktien weltweit sind seit Monaten im Ausverkauf und Besserung ist derzeit nicht in Sicht.
Ich werde meine ca. 8k Schaeffler/Vitesco Aktien auf dem aktuellen Kursniveau nicht verkaufen und hoffe, dass der in den letzten Jahren mehrfach mögliche Rangetrade zwischen 4,50 und 7,50 € ein weiteres Mal funktioniert. Obwohl wir uns im Langfristchart sichtbar nun tatsächlich rasant dem unteren Ende der Range annähern, werde ich wohl keine weiteren Schaeffler Aktien mehr zukaufen. Aus heutiger Sicht war das langjährige Engagement hier ein absolutes Fiasko. Die Gründe hierfür hat Familie Schaeffler bereits beim IPO 2015 gelegt. Während Vorzugsaktionäre für 166 Mio Aktien und 25% am Unternehmen 12,5 € je Aktie bzw. 2,075 MRD EUR zahlten, brachte Fam. Schaeffler ihren 75%-Anteil am Unternehmen der obendrein 100% der Stimmrechte verbriefte mit negativem Eigenkapital (d.h. negativen Anschaffungskosten) ein. Für den Ausgleich dieses dramatischen Missverhältnisses der Cashbeiträge von Vorzugs- und Stammaktionären bluten die Vorzugsaktionäre nun bereits fast 10 Jahre. Durch Gewinnthesaurierung und infolge des drastischen Kurseinbruchs vom IPO Preis 12,50 auf unter 5 EUR ist das ursprünglich ultrateure KBV i.H.v. 400% zwischenzeitlich auf unter 100% geschrumpft. Verglichen mit den Kurs-Buchwert-Verhältnissen von VW oder ElringKlinger, die aktuell bei spottbilligen 40% liegen, erscheint Schaefflers KBV noch immer nicht wirklich günstig. Ob kurstechnisch das Ende der Fahnenstange bereits ausgereizt ist oder wir nach dem Halbjahresbericht Kurs auf ein neues Allzeittief nehmen, ist m.E. vollkommen ungewiss. Allein auf die aktuell sehr attraktiv erscheinende Dividendenrendite von ca. 9% werde ich mich nicht verlassen, wird das Halbjahresergebnis bei Vitesco doch so grottenschlecht ausfallen, dass Schaeffler im 2. Halbjahr schon ein mittleres Wunder vollbringen muss, um neben den bisherigen Schaeffler Aktionären auch noch die ca. 60% Vitesco-Aktionäre, die ihre Aktien im Rahmen der Verschmelzung in Schaeffler Aktien umtauschen werden, mit einer für Vitesco Verhältnisse astronomisch hohen Dividende zu beglücken. Ich gehe davon aus, dass die Dividende für 2024 eher 30 als 45 Cent betragen wird, womit die Dividendenrendite von bisher 9% auf gut 6% sinken würde, was den anhaltenden Kursrückgang erklären könnte. Eine konkrete Guidance des Schaeffler Managemenst für die Dividende 2024 existiert leider nicht, wohl aber ein Beschluss, künftig einen höheren Prozentsatz des bereinigten Gewinns ausschütten zu dürfen als bisher. Damit hat man dem Problem eines fusionsbedingt potenziell rückläufigen Jahresgewinns 2024 und einer erhöhten Aktienzahl nach Verschmelzung wohl ein Stück weit vorbeugen wollen. Ob sich damit indes eine Dividende auf Vorjahresniveau darstellen lässt, auf die hier im Forum anscheinend nicht wenige spekulieren, darf Stand heute - in Kenntnis der Gewinnwarnungen von Vitesco und Schaeffler für Q2 2024 - bezweifelt werden. |