Diese Empfehlungen funktionieren nach dem Motto, jeden Tag steht ein Dummer auf. Wer ein- oder zweimal mit so einer Empfehlung reingefallen ist, der wird zwar in Zukunft die Finger davon lassen und sich sowas nicht nochmal antun. Aber du unterschätzt, dass die Börse einen ständigen Zustrom hat von neuen unbedarften Anlegern die eben noch nicht mit sowas auf die Nase gefallen sind. Und für jeden Anleger der die Börse verlässt weil er überwiegend Verluste gemacht hat, kommen ein oder zwei neue dazu die meinen, ihnen könnte sowas nie passieren. Auch wenn einzelne Kleinanleger vielleicht aus ihren Fehlern und ihrer zu großen Gutgläubigkeit lernen, die große Masse von Kleinanlegern tut es im Durchschnitt nicht.
Und Banken sind nicht eure Freunde. An der Börse schon garnicht. Die wollen Geld an euch verdienen, und wenn sie können, so wie mit diesen Schrottpapieren die Anlegern hohe Verluste bringen können, dann nehmen sie euch auch alles ab.
Wären Banken besorgt um das Geld ihrer Kunden, dann würde es diese ganzen Derivate überhaupt nicht geben. In den Basisprospekten sind diese Scheine meist mit einer der höchsten Risikoklassen angegeben, und selbst für ein optimistisches Szenario ist die prognostizierte Rendite minimal. In jedem Fall ist, finanzmathematisch gesprochen, die erwartete Rendite (als Summe der mit ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit multiplizierten alternativen Rückfluss-Szenarien) nahezu immer unter der eines Investments direkt in Aktien. Die Anleger werden geblendet mit sagenhaften Gewinnchancen für den Fall dass eine Aktie richtig nach oben abhaut, aber es wird in solchen Werbungs-Meldungen wie ich sie oben verlinkt habe verschwiegen, dass die Wahrscheinlichkeit dass ihr wirklich am Ende damit Gewinne abräumt sehr gering ist, und in jedem Fall die erwartete positive Rendite aufgefressen wird durch den um einiges wahrscheinlicheren erwarteten Verlust.
Großbanken als Emittenten dieser Papiere mögen vielleicht am Markt ebenso unter Unsicherheit agieren wie der Kleinanleger, aber als Großanleger hat man für gewöhnlich einen deutlich besseren Marktüberblick, und der führt dazu, dass eine Bank im großen und ganzen besser als ein Kleinanleger beurteilen kann, zu welcher Zeit für euch die Wahrscheinlichkeit am größten ist, dass ihr mit dem Kauf eines Zertis Verluste macht und die Bank somit Gewinne. Ergo wird sie genau dann bestimmte Papiere empfehlen. Und der unbedarfte Kleinanleger kriegt Dollarzeichen in den Augen, weil er nur liest "50% Rendite wenn die ALV auf 200 Euro steigt".
Mein Schrottpapierindikator ist in der Vergangenheit jedenfalls meistens zuverlässig gewesen. Ich konnte eine deutliche (negative) Korrelation feststellen zwischen Zerti-Empfehlungen und dem dann folgenden Kursverlauf des Basiswertes. |