WIESBADEN (Dow Jones)--Der Graphitspezialist SGL Carbon sieht sich in den kommenden Jahren in einer deutlichen Wachstumsphase. "Wir gehen von einem stetigen überdurchschnittlichen Wachstum aus", sagte Vorstandsvorsitzender Robert Koehler im Gespräch mit Dow Jones Newswires. Koehler kündigte an, auf der Bilanzpressekonferenz am 8. März konkrete Wachstumsziele für die nächsten fünf Jahre zu benennen. Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass das in Wiesbaden ansässige MDAX-Unternehmen dabei auch seine Margenziele anheben wird.
Koehler deutete an, dass das Unternehmen für 2007 vor dem Hintergrund des erwarteten überproportionalen Wachstums bei EBIT und Jahresüberschuss erstmals wieder über die Zahlung einer Dividende nachdenken wird. Die Frage stelle sich in der Tat, sagte er. "Wir werden uns das für 2007 sehr genau anschauen", fügte er hinzu.
Für 2006 bestätigte der Konzernlenker die Prognosen. "Es gibt kein Ziel, dass wir nicht erreichen werden", sagte Koehler. Auch die Prognose für 2007 bekräftigte der Manager.
Wachstumschancen sieht Koehler in allen Geschäftsfeldern. In der Kernsparte Carbon and Graphite (CG), in der hauptsächlich Graphitelektroden für die Stahlerzeugung und Kathoden für die Produktion von Aluminium erzeugt werden, sind nach seinen Angaben die Auftragsbücher voll. Die Preise lägen erheblich über Vorjahr. Der Manager zeigte sich daher zuversichtlich, dass Umsatz und Ergebnis im CG-Bereich 2007 über den guten Zahlen von 2006 liegen werden.
Graphitelektroden steuern etwa 80% zum Spartenumsatz bei. "Eine Abschwächung der Stahlkonjunktur ist derzeit nicht erkennbar", erklärte Koehler. Die Aluminiumindustrie, die etwa 20% des CG-Bereichs abnimmt, sieht Koehler in einer starken Wachstumsphase. Sie wird seiner Einschätzung nach die nächsten 5 Jahre anhalten. Auch bei Kathoden sei SGL Carbon daher für 2007 ausgebucht mit Preisen, die im Durchschnitt 20% über Vorjahr lägen, sagte er.
Wachstum im CG-Bereich will SGL Carbon auch mit dem geplanten neuen Fertigungsstandort in Malaysia erzielen. Die 100-prozentige SGL-Carbon-Tochter, die mit erheblich günstigeren Kosten arbeiten wird, als die bisherigen Konzernstandorte, soll im Zeitraum von etwa 5 Jahren zum integrierten Vollstandort ausgebaut werden. Die erste Ausbaustufe für die Graphitelektrodenproduktion soll bereits 2007/2008 fertig sein, mittelfristig soll die weltweite Kapazität von derzeit 200.000 bis 210.000 Tonnen um 30.000 Tonnen wachsen.
Nach Koehlers Angaben plant SGL Carbon dabei nicht die Erhöhung ihres Marktanteils bei Graphitelektroden. Vielmehr handele es sich um eine Verlagerung der Produktion nach Asien. Die frei werdenden Kapazitäten, hauptsächlich in Europa, sollen zur Produktion von Kathoden für die Aluminiumindustrie genutzt werden. "Wir können so stärker am Wachstum der Aluminiumindustrie partizipieren", sagte der Manager.
Neue Pläne hegt das Unternehmen für die Sparte SGL Technologies, in der bisher die Entwicklung innovativer Materialien und Produkte für neue wachstumsstarke Märkte gebündelt werden. "Der Bereich wird neu geordnet und in eine Geschäftsaktivität überführt, die sich auf Carbonfaser- und Compositeprodukte konzentriert", sagte Koehler. In der neuen Sparte sollen ausschließlich die Hochleistungsmaterialien zusammengefasst werden, die vor der Kommerzialisierung stehen.
Die Sparte soll nach Koehlers Angaben ein Standbein des neuen Geschäftsbereichs "Advanced Materials" werden und die Carbonfaser basierten Materialien umfassen. Die zweite Säule bilde im Wesentlichen der bisherige Bereich "Specialties", der die graphitbasierten Materialien umfasst.
Die Hochleistungsmaterialien, die hauptsächlich an die Automobil,Luft- und Raumfahrtindustrie sowie an die Wind-, Solar- und Kernenergieindustrie geliefert werden, versprechen nach Koehlers Aussage hohe Wachstumsraten. "Die zunehmenden Energieprobleme und die Rohstoffknappheit verstärken die Notwendigkeit, Hochleistungsmaterialien einzusetzen", sagte Koehler.
Einige Forschungsprojekte von SGL T werde SGL Carbon einstellen, einige gingen zurück in die Zentralforschung, kündigte der Manager weiter an. Die Neustrukturierung des Bereichs, soll dem Konzern weiteres Gewinnwachstum bescheren. "Auch für diesen Bereich werden wir eine klare Indikation geben, wie wir uns das Wachstum längerfristig vorstellen und Margenziele am 8. März nennen", erklärte Koehler.
"SGL Technologies ist eigentlich ein Forschungs- und Entwicklungsbereich, dem wir aber eine GuV-Struktur gegeben haben und der daher einige Jahre Verluste produzierte", begründete der Manager die Neuordnung. Das sei auch dadurch belegbar, dass SGL Carbon in der Bilanz 2005 nur Forschungs- und Entwicklungskosten von unter 2% ausgewiesen habe. Da nun einige Produkte die Marktreife erreicht hätten sei das Unternehmen nun in der Lage, diese Struktur aufzulösen.
Für 2006 erwartet SGL Carbon im Konzern ein Umsatzplus von bis zu 10%. Das EBIT soll ohne die Berücksichtigung der Sonderbelastung Kartellstrafe um 40% bis 50% zulegen, der Jahresüberschuss soll sich mehr als verdoppeln. Für 2007 hat SGL Carbon bereits ein Umsatzwachstum von 5% bis 10% und ein überproportionales Wachstum bei EBIT und Jahresüberschuss in Aussicht gestellt. Zuletzt hatte SGL Carbon für das Geschäftsjahr 1998 eine Dividende von 2,35 DM je Aktie gezahlt.
Webseite: http://www.sglcarbon.de
-Von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 725 113, heide.oberhauser@dowjones.com
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