News - 02.01.08 12:30 Carbonfasern revolutionieren den Flugzeugbau
Steigende Energiepreise und ein höheres Umweltbewusstsein verstärken den Einsatz von leichteren Werkstoffen wie Carbonfasern. Ihr geringes Gewicht bei gleichzeitig hoher Festigkeit prädestiniert sie für den Einsatz in der Luftfahrt und in der Windenergie. Deutsche Unternehmen haben den Trend erkannt - und profitieren von neuen Fertigungstechniken.
gil DÜSSELDORF. Eine Studie der Landesbank Baden-Württemberg erwartet deshalb für die Hersteller von Carbonfasern hohe Wachstumsraten und gute Geschäfte für die Anwender dieser Werkstoffe. Auf deutscher Seite sehen die Autoren der Studie die Unternehmen EADS und SGL Carbon als Gewinner, da sie den Werkstoff-Trend frühzeitig erkannt und sich entsprechend positioniert hätten.
Ulle Wörner, einer der beiden Autoren der Studie, erwartet bis zum Jahr 2010 einen jährlichen Anstieg der Nachfrage nach Carbonfasern von 14 bis 16 Prozent. Ursache sei die Erschließung neuer Anwendungsgebiete über den bisherigen Einsatz im Sport- und Freizeitgebiet und den Verteidigungssektor hinaus. "Das Material revolutioniert derzeit den zivilen Flugzeugbau", sagt Analyst Wörner.
Daneben trete die Windenergiebranche als neuer Nachfrager am Markt auf. "Je größer die Rotorblätter desto höher der Anteil der Carbonfasern, die damit Glasfasern ersetzen", meint Wörner.
Als Reaktion auf die hohe Nachfrage bauen die Hersteller ihre Kapazitäten massiv aus. Die Autoren erwarten, dass sich die Produktionskapazitäten für Carbonfasern bis zum Jahr 2010 verdoppeln werden. Derzeit beherrschen acht Hersteller das weltweite Carbongeschäft, jeweils drei aus Japan und den USA, einer aus Taiwan und SGL als einziger deutscher Anbieter. Der größte Hersteller ist der japanische Konzern Toray mit einem Marktanteil von rund 34 Prozent.
Die deutsche SGL Carbon kommt derzeit auf einen Carbon-Umsatz von rund 130 Mill. Euro. Bis 2012 soll der Anteil von derzeit zwölf auf rund 25 Prozent vom Umsatz ausgebaut werden. Analyst Wörner sieht SGL für weiteres Wachstum gut positioniert, da sich das Unternehmen zusammen mit Partnern gut in der Weiterverarbeitung aufgestellt habe. Er empfiehlt die Aktie als Kauf.
Bei den Anwendern von Carbon-Fasern und Carbon verstärkten Kunststoffen steht die Luftfahrt ganz vorne. Bisher hätten vor allem die durch die Knappheit hohen Materialpreise und die aufwändige Verarbeitung einen höheren Einsatz gebremst. Analyst Stefan Maichl von der LBBW sieht aber eine höhere Nachfrage der Fluggesellschaften nach leichten, spritsparenden Flugzeugen wegen der hohen Kerosinpreise. Boeing setze schon seit langem Carbonfasern ein und verfüge im militärischen Bereich über Erfahrung mit dem neuen Werkstoff.
Airbus habe dagegen aus Kostengründen lange gezögert. Jetzt setze EADS beim Modell A 350 aber bereits rund 50 Prozent Carbonfasern ein und liege auch bei den anderen Modellen über den Werten des Konkurrenten Boeing. Der amerikanische Konkurrent setze lediglich beim Modell Dreamliner einen Anteil von 50 Prozent Carbon ein. Da Boeing aber auf ein technisch risikoreicheres Fertigungskonzept setze, sehen die Autoren der Studie EADS für das anbrechende Carbonfaser-Zeitalter im Flugzeugbau bestens positioniert und empfehlen die EADS -Aktie als Kauf.
Quelle: Handelsblatt.com
News drucken |