Hoffnungsschimmer auf Einigung mit Athen lässt Bond-Kurse anziehen
13:23 30.04.15 In Athen gibt es zarte Anzeichen für eine Einigung im Schuldenstreit mit den internationalen Geldgebern. Darauf deuten zum einen Äußerungen des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras hin, der die Rückzahlung aller seinem Land gewährten Kredite zugesagt hat – und zwar „bis zum letzten Euro“. Und zum anderen nehmen die griechischen Reformen Gestalt an. Dabei geht es insbesondere darum, die Einnahmen des Staates zu erhöhen, während Rentenkürzungen und die Erhöhung der Mehrwertsteuer von Athen weiter abgelehnt werden.
An den Kapitalmärkten führten diese Signale aus Hellas zu einer besseren Stimmung, was an den Risikoaufschlägen für Staatsanleihen abzulesen ist, die – von hohem Niveau aus – in dieser Woche zurückgingen. Im Einzelnen plant Athen in einem Gesetz die Einführung schärferer Kontrollen von Überweisungen ins Ausland, um Schwarzgeld aufzuspüren. Darüber hinaus sollen unter anderem die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer besser erfasst und die Zahlungen säumiger Schuldner verstärkt eingetrieben werden. Außerdem sollen mit einer Amnestie für Steuersünder Einnahmen aus im Ausland deponiertem Schwarzgeld generiert werden.
Vor dem Hintergrund der Bewegung in den Verhandlungen zogen an den Rentenmärkten die Kurse griechischer Staatsanleihen wieder an, nachdem noch Ende vergangener Woche neue Jahrestiefstände erreicht worden waren. So kletterte eine bis 7/2017 laufende griechische Staatsanleihe (WKN: A1ZL72) auf ein Niveau von 73,50%. Dies entspricht einer Rendite von 19,03%. Am 22. April hatte der Bond noch ein Zwölfmonatstief von 60,52% erreicht. Ein Hellas-Bond (WKN: A1ZGWQ) mit Laufzeit bis 4/2019 stieg auf ca. 72,00% nachdem er noch am 21. April bei 60,075% gehandelt hatte. Das Papier rentiert damit bei rund 14,50%.
Positiv dürfte sich auf die Verhandlungsstimmung auch auswirken, dass Tsipras den Chefunterhändler der griechischen Delegation bei den Geldgebern ausgetauscht hat. Der erfahrene frühere Unterhändler Giorgos Chouliarakis ersetzt nun Nikos Theocharakis, den Vertrauten des griechischen Finanzministers Yanis Varoufakis. Dies dürfte bei den Experten der Geberländer vertrauensbildend wirken. „Es sieht so aus, als ob sich die Dinge ändern in Athen", wurde ein EU-Diplomat in Brüssel zitiert. Tsipras sprach indessen seinem Finanzminister das Vertrauen aus und trat damit Gerüchten über dessen bevorstehende Absetzung entgegen.
Bei dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, haben die neuen Töne aus Athen dazu geführt, dass er zumindest den griechischen Banken den Fortbestand der ELA-Notkredite zugesichert hat, solange die Geldhäuser solvent seien und über ausreichend Sicherheiten verfügten. Vergangene Woche hatte die EZB mit dem Zaunpfahl gewinkt und Überlegungen lanciert, wonach die ELA-Notkredite begrenzt werden könnten. Dazu war ein Vorschlag ausgearbeitet worden, wonach der Zugang der griechischen Geschäftsbanken zu den Notkrediten erschwert werden soll. Griechische Geldhäuser müssen für die Notkredite Sicherheiten hinterlegen, wenn sie sich von der griechischen Notenbank Geld beschaffen wollen. Zuletzt hatte die EZB die ELA-Notkredite für Griechenlands Banken um 1,5 Mrd. € auf insgesamt 75,5 Mrd. € erhöht.
Dass Griechenland die Eurozone verlassen wird, davon ging im vergangenen Monat fast jeder zweite Anleger aus. Nach einer Umfrage des Analysehauses Sentix rechneten im März 49,0% der Befragten mit dem sogenannten Grexit, während es im Vormonat noch 36,8% waren. Vielleicht sinkt die Rate ja wieder im April, wenn die jüngsten Signale aus Athen in konkrete Maßnahmen münden sollten.
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