Wer sich zuerst bewegt, verliert. Jede Bewegung, ob rauf od. runter, könnte eine Falle sein; natürlich mit Ausnahme der US-Indizes: dort gibt es nur eine Richtung (immer noch). Charttechnik: Silber: Erstmals nach 5 aufeinanderfolgenden grünen Wochenkerzen sehen wir in dieser Woche eine rote. Sie hat im Wochenchart eine interessante Position eingenommen: einerseits formt sie mit der vorwöchigen Kerze ein "bearish-engulfing-pattern", andererseits positionierte sie sich mit ihrem Schlusskurs oberhalb der seit mehr als 1 Jahr in etwa horizontal verlaufenden EMA 50. Es ist das der Kampf um die Überwindung eines leicht fallenden Keils ("Keilfragment Wochenchart", rot strichliert), auf den zusätzlich noch Abwehrkräfte eines zum Widerstand konvertierten "rising-windows" in USD 17,79-Höhe einwirken. Die knapp darüberliegende EMA 200 trägt nicht wirklich zur erleichterten Bewältigung dieser Aufgabe bei. Ein über ca. 1 Jahr sich erstreckender 3-fach-Boden liefert die Gegenkräfte. Das mittlere Bein dieses 3-fach-Bodens testete dabei erfolgreich die "last-line-of-defense" des FIBO-Retracements. Man könnte die Aufmüpfigkeit des Edelmetalls gegenüber den von oben wirkenden Kräften auch damit beschreiben, dass es der mittlerweile 15-monatigen Korrekturbewegung samt fehlgeschlagenen Südausbrüchen überdrüssig geworden ist. Der SSTOC-Oszillator liefert dafür immer noch die nötige Schwungkraft. Der MACD scheidet als Indikator aus, da er seit 1 Jahr die Kurve einer ausgeklungenen Schwingung wiedergibt. Insgesamt also eine sehr spannende Chartsituation auf Wochenebene, zumal sich die aktuelle Wochenkerze als Aussenstab etablieren könnte, die mit ihrer Spannweite eine ideale Startposition zur Überwindung der obgenannten Widerstandszone bieten könnte. Auf Tagesebene gefällt sich das Edelmetall als EMA-200-Reiter, denn seit Jahresanfang benutzt es diese Durchschnittslinie als gefälligen Boden, den es bislang bloss intraday geneigt war, nach unten zu durchstossen. Es ist schwierig einzuschätzen, ob Silber die Vorjahresendrallye nun noch tiefer korrigieren will, so wie es das mutmassliche Erschöpfungsgap vom Montag nahelegen würde, oder ob es beharrlich in der Seitwärtsrange verharren möchte, bis sich die Oszillatoren und Indikatoren wieder einigermassen entspannt haben werden. Das durch dieses Gap erzeugte Widerstandsfenster legt dem ohnehin schon geplagten Edelmetall nun noch einen zusätzlichen Stein in den Weg. Allerdings braucht Silber für die Bewältigung dieser Widerstandszone ohnedies so viel Energie, dass sich dieses Fenster bloss als ein Steinchen herausstellen wird. Für die Seitwärtsbewegung sprechen sich im übrigen sowohl EMA 50 als auch EMA 200 aus. Gold: Auch Gold ziert sich im Wochenchart, den fallenden Keil nach oben zu verlassen ("Keilfragment Wochenchart", rot strichliert). Wie sehen hier die gegeneinander wirkenden Kräfte aus? Das Bild sieht sehr positiv aus. Wichtig wird es sein, einen Wochen-Schlusskurs grösser als USD 1.347 aufs Parkett zu legen, und zwar wegen der ansonsten drohenden "double-top"-Gefahr. Ein positiver erster Schritt gelang dem Edelmetall bereits in der Vorwoche, als es die "last-line-of-defense (ca. USD 1.332) per Schlusskurs überschritt. Dies gleicht beinahe schon einer Kapitulation der Short-Positionierten seit der vorangegangenen Aufwärtsbewegung. Gold stoppte knapp vor der Triggerung deren Stopps. Verursacher war die Folgekerze des letzten lokalen Hochs im September 2017, die nun einen Fensterwiderstand zur Abwehr höherer Kurse darstellt. Die beiden letzten Kerzen dieser Woche bilden eine "dark-cloud-cover" und bringen Gold damit in eine im wahrsten Sinne des Wortes "verzwickte" Lage. Auf Tagesebene ging es diese Woche nach Antippen der "200-%-Extension" schnurstracks abwärts. Auf Höhe von ca. USD 1.324 unterstützte ein "rising-window", gepaart mit der "Dezember-2017"-Aufwärtstrendlinie, also eine Kreuzunterstützung. Diese Woche gelang dem Edelmetall zwar ein 1-tägiger Ausbruch aus dem Freitag-Aussenstab, doch schon am Dienstag wurde Gold wieder in dessen Kursspanne zurückgepfiffen. Dort durchlief es die komplette Spannweite und wurde am unteren Ende von der bereits angesprochenen Kreuzunterstützung gestoppt und am Freitag wieder in die Höhe geballert. Also auch hier eine im doppelten Sinne des Wortes "spannende" Chartsituation, insbesondere zwischen Tages- und Wochenchart. Barrick Gold: Barrick schaffte es diese Woche nicht mal bis zur Niveaumitte seines fallenden Wochenkeiles ("Keilfragment Wochenchart", grün strichliert). Eine tiefrote Kerze versprüht auf dieser Ebene nicht wirklich Optimismus. Doch liefert die auf Monatsebene liegende starke Unterstützung bei USD 13,81 bis hier hinauf Kräfte, die Barrick knapp oberhalb dieses Bodens schweben lassen. Dieses Niveau ist zugleich auch die "last-line-of-defense"-Retracementebene (78,6 %). Geht es tiefer, wird es wirklich kritisch. Zumindest finden diese Auf- und Ab-Bewegungen mittlerweile unter höherem Handelsvolumen statt. Welche Auswirkungen hat nun diese rote Kerze? Es ist ein "bearish-engulfing-pattern", das Barrick dazu ermuntern könnte, die oben angesprochene Unterstützung erneut anzulaufen. Auf Tagesebene hatte Barrick noch versucht, ein 1 Jahre altes Widerstandsfenster zu durchbrechen, wurde dabei aber kraftvoll 2 Tage in Folge in die Tiefe geschleudert. Schadensbild: das "pan-bottom" stellte sich als Fehlsignal heraus, von ihm bleibt lediglich ein in nun einen Widerstand umgewandeltes Fenster übrig. Barrick zog sich nun in etwa auf das Kursniveau zurück, das es am Tag nach Bekanntgabe der Q3-Zahlen (lange rote Kerze zu Beginn des Bodens) eingenommen hatte. Die letzten 2 Kerzen könnten bei montäglicher Bestätigung (USD grösser als 14,37) ein Umkehrsignal liefern. Wahrscheinlicher erscheint mir persönlich eher eine Seitwärtsbewegung zwischen der USD 13,81 und 15,52, solange Gold nicht zu einer grösseren Bewegung bzw. entscheidendem Chartbilddurchbruch ansetzten sollte. Fazit: Zu unklar ist die derzeitige Lage an den Finanzmärkten, als dass es im EM- sowie EM-Minen-Sektor grössere Bewegungen geben könnte. Gold und Silber widerstreben der natürlichen Fallbewegung, werden allerdings von den Minen nicht unterstützt, die ihrerseits auf klar steigende Erzkurse zu warten scheinen. Die Kryptos sind auf den Boden der Realität zurückgebracht worden, der USD bekommt wackelige Beine, die 10-y-US-Bonds können nur mit Mühe vor einem rapiden Absturz bewahrt werden, und die US-Regierung kämpft gegen eine Stillegung einiger ihrer Behörden aus Geldmangel (1 Stunde vor dem shutdown gab es noch keine Einigung, ab 06.00 wissen wir mehr). An den US-Aktienmärkten ist die margin-debt-Rate so hoch wie noch nie zuvor. Fällt da auch nur ein Stein aus diesem Puzzle, kann eine Bewegung ausgelöst werden, die sich gewaschen hat, und zwar in allen Märkten.
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