dass die jahrelange "Abstinenz" die Fantasie für die Tat generiert. Und in dieser Fantasie lebt er sicher nicht als das arme perverse Würstchen, das er ist, sondern in irgendeiner Form als der strahlende oder tragische Held, der seiner "Abstinenz" entrinnt. (Und Evermore versucht dieses Märchen gerade nachzuerzählen.) Und das ist der Unterschied zum Film, als Konstrukt einer Abfolge von strukturierten Ereignissen, die vom "Ergebnis" her das gesamte Ereignis mit ALLEN Protagonoisten lenkt. Quasi im Wissen um das Ende=die Zukunft.
Das Problem mit der dagegen "armen" Wirklichkeit: Das Konstrukt der Fantasie hat keine Metaebene, die das gesamte Umfeld samt Zukunft und Ergebnis im Griff hat.
Der Film wählt aus den unendlichen Möglichkeiten willentlich EINE als Strang aus, dem real agierenden "Autor" und Protagonisten entgleitet das reale Geschehen, weil er gar nicht die Macht hat, die Zukunft, die Reaktionen, das Gelingen seiner Fantasie - die im Übrigen gar keiner kennt und von außen nur als Projektion existiert - nach seinem Willen zu formen. Er hat nur seine Rolle im Griff - wenn überhaupt, und das Geschehen entwickelt sich in jedem Moment der "Handlung" in eine von unendlichen Möglichkeiten, die nicht dem Script folgen.
Deshalb erfüllen sich im Film die Fantasien des Autors. In der Wirklichkeit zerschmettern sie an der Unerfüllbarkeit - und man endet als Würstchen.
Dass er zu seiner Tat steht liegt doch allein daran, dass das zum Wesen dieser Fantasie gehört. Daran ist nix Heldenhaftes. Er WOLLTE doch größtmögliche Wahrnehmung und nicht clandestines Verbrechen.
Aber wie gesagt: Garantiert kam er in seiner Fantasie nicht als perverses Monster vor, als das er jetzt wahrgenommen wird. Das kommt logischerweise in so einem Größenwahn-"Script" nicht vor. Eben weil er Autor und Protagonist in einem ist.
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Große Verbindlichkeiten machen nicht dankbar, sondern rachsüchtig. (Nietzsche)