Ich kann deinen Denkansatz verstehen, jedoch kann ich auch da ein paar Argumente bringen. Aber die Art der Geldschöpfung bei den Bitcoins gefällt mir gar nicht. Grob gesagt ist das eine Vertrauenswährung mit beschränkter Geldmenge bei der die Schöpfung des Geldes auf einer Art Glücksspiel basiert. Unser jetziges Geld basiert auch auf Vertrauen, aber die Schöpfung von neuem Geld steht zumindest im Groben in Zusammenhang mit der realen Gütermenge. Bei der Kreditvergabe müssen Sicherheiten hinterlegt und Mindesteinlagen erfüllt werden. Momentan werden die Anforderungen an Sicherheiten gesenkt um die Lebensdauer des Systems zu verlängern, was sicher nicht positiv ist. Aber bei den Bitcoins gibt es gar keinen Bezug zur realen Wirtschaft. Oder habe ich ihn nur noch nicht erkannt? Das Problem aber des aktuellen Systems ist es, dass die Geldschöpfung willkürlich ist und es keine funktionierende Regelung gibt. Zudem gibt es die Mindesteinlage als Sicherheit zu hinterlegen lediglich auf dem Papier. In der Realität spielt die Mindestreserve nahezu keine Rolle und jede Bank kann Geld anfordern ohne die Mindestreserve zu erfüllen. MAn stellt eben einfach einen Antrag auf Freistellung der Mindestreserve und schon darf man als Bank für weniger Einlagen mehr Geld anfordern. Und genau das ist das Problem eines zentral gesteuerten Systems, dass wenige Menschen von einem oder wenigen Punkten aus das System "aushebeln" können. Wenn keine neuen Bitcoins geschaffen werden verursacht der Einstieg weiterer Teilnehmer eine Verteuerung aller Bitcoins gegenüber anderer Währungen. Neu geschaffene Bitcoins hingegen verbilligen alle anderen Bitcoins, außer Sie werden von den Schöpfern gehortet. Dabei bleibt es einem Glücksspiel überlassen wer wie viele neue Bitcoins besitzen wird. Hinzukommt, dass das Glücksspiel immer komplexer wird und am Ende eine maximale Menge steht. Die Mengenbeschränkung ohne einen Bezug auf eine Warenmenge sehe ich auch kritisch. Bei Warengeld ist die Menge beschränkt weil eine limitierte reale Ware dahinter steht. Bei den Bitcoins steht hinter der Beschränkung nichts! Ich denke wenn eine Währung auf Vertrauen funktionieren soll muss sie IMMER die Möglichkeit haben bei Erfüllung der Vertrauensgrundlagen neues Geld zu schaffen. Und das ohne Lottoschein! Diesen Wettbewerb gibt es bereits schon. Neben dem Bitcoin gibt es auch schon alternative Versionen des Bitcoin, welche u.a. eine unbegrenzte großere Menge implementiert haben. Der Erfolg jedoch gibt dem Bitcoin recht, weil es eben ein Bedürfnis vieler Menschen ist, dass ein Geldsystem nicht endlos ausgeweitet werden kann. Sollte sich Beispielsweise herausstellen, dass dies zu Problemen führt, sich z.B. Machtzentren entwickeln, weil z.B. Bitcoins gehortert werden, so wird die Masse anfangen den Bitcoin zu meiden und zu anderen Alternativen überwechseln. Stellt euch vor Bitcoin wäre unser Geld und ich bräuchte nun einen Kredit für ein Haus. Die Bank (falls es damit überhaupt Banken gäbe) teilt mir mit, sie habe gerade nicht genug Bitcoins zum Verleih. Ich muss nun entweder warten bis ich selber genug Bitcoins „gesammelt“ habe oder in einen Rechner mit starker Grafikkarte investieren… Die Geldschöpfung zur Kreditvergabe ist eine stärke unseres FIAT Geldes, die auch ein Warengeld wie Gold so nicht ganz bieten kann. Meiner Meinung nach ist das auch der einzige Grund warum wir heute FIAT Geld haben. Leider bedingt dieser Vorteil über die Zeit aber auch gravierende Nachteile und Probleme, die wir jetzt immer mehr zu spüren bekommen! Meiner Meinung nach müssen sich die Bitcoindesigner entweder von der Mengenbeschränkung oder der Basis auf reines Vertrauen verabschieden. Ich finde, dass Beides in einem Geldsystem nicht miteinander vereinbar ist. Naja ich sehe dies nur bedingt als Stärke, dass man Kredite aufnehmen kann, weil dies letztendlich erst zu den Problemen führt, welche wie heute haben. Man kann nicht einen Karton mit 100 Glasperlen verleihen und fordern, dass bei Rückgabe 102 Perlen drin sein sollen. Meiner Meinung nach müssen wir davon wegkommen mit Krediten unser Leben zu finanzieren, weils schlichtweg irrsinnig ist. Wer ein Haus bauen möchte, der muss eben ERST sparen und DANN bauen. Dies klingt zwar unmöglich, weil man dann das Haus vermutlich erst im Rentenalter bauen könnte, doch mal etwas länger darüber nachgedacht sollte man erkennen, dass man zwei Häuser bezahlt und nur ein Haus am Ende hat, einfach irrsinnig. Ich hatte im Web mal einen Bericht gelesen, in dem ein Experte mal ausgerechnet hat, wie viel uns die Zinsen und Kredite kosten und festgestellt, dass dies die Preise teils bis zu 50% verteuert. U.a. begründete er dies, dass z.B. jedem Produkt viele Zulieferer / Händler, usw. voraus gehen, beginnend bei der Rohstoffförderung bishin zum Endkundenhandel und der Fremdkapitalanteil heutzutage meist weit über 50% liegt um ein Leveraging zu erreichen. Bei eine Tiefe von 10 und einem Zinssatz von 5% (was optimistisch gerechnet ist) entsteht ein rechnerischer Aufpreis von 60%. Des Weiteren führte der Experte auch noch Kosten für Versicherungen an, welche ja ebenfalls ein Verlustgeschäft sind, jedoch von Unternehmen zu Unternehmen stets aufgeschlagen werden. D.h. wäre der Zins nicht, würde das Haus statt der 200T€ am Ende nur 120T€ kosten und vom Lohn auch deutlich mehr über bleiben, so dass man den Betrag eben nicht erst im Rentenalter erspart hat. Natürlich ist dies eine Milchmädchenrechnung, doch soll prinzipiell zeigen, wie uns ein kreditbasierendes System "begrenzt" und dass dieses System im Grunde nur den Eliten dient und deren Profite und Macht sichert, weil nur die Eliten in der Situation sind, die Mehrkosten weiter zu geben, indem sie eben einen großen Teil ihres Kapitals mit Geld selbst erwirtschaften und der Konsum nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. |