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Kreise - Großes Interesse an US-Hypothekenportfolio der Eurohypo
New York, 04. Apr (Reuters) - Der Verkauf eines 740 Millionen Dollar schweren US-Hypothekenportfolios der Commerzbank-Krisentochter Eurohypo stößt offenbar auf rege Nachfrage. Mehr als 100 Kaufinteressenten hätten sich gemeldet und bereits Geheimhaltungsvereinbarungen unterzeichnet, verlautete aus dem Umfeld des Bieterverfahrens am Dienstag. Dazu dürften US-Großbanken wie JP Morgan und Wells Fargo sowie Finanzinvestoren wie Blackstone gehören, wie es in den Kreisen hieß. Erste Angebote sollten in Kürze eingehen. Zu dem Portfolio gehören hochwertige Immobilien in New York und anderen US-Großstädten. Blackstone und JP Morgan wollten sich nicht dazu äußern. Von Wells Fargo war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Die Commerzbank hatte Ende März von der EU-Kommission grünes Licht erhalten, die seit Jahren verlustträchtige Eurohypo abzuwickeln. Die Staats- und Immobilienfinanzierungstochter hatte sie sich erst am US-Immobilienmarkt verzockt, dann schrieb sie wegen der Schuldenkrise und ihrem Berg an griechischen Staatsanleihen Verluste. Allein im vergangenen Jahr lag das Minus bei fast vier Milliarden Euro. Ursprünglich hatte die EU-Kommission von der Commerzbank im Gegenzug für milliardenschwere Staatshilfen einen Verkauf der Eurohypo gefordert. Dies war nach Einschätzung der Commerzbank aber ein aussichtsloses Unterfangen.
(Reporter: Ilaina Jonas; bearbeitet von Christian Götz)
((CHRONIK-Aufstieg und Fall der Eurohypo REPORTAGE-Champion war gestern - Commerzbank wird bescheiden 15:28 30Mar12 -TOP-THEMA-Commerzbank darf Krisentochter Eurohypo beerdigen
* EU-Kommission stimmt Abwicklungsplan zu - Marke verschwindet
* Commerzbank übernimmt winzigen Teil des Immobiliengeschäfts
* Großer Eurohypo-Rest kommt in neue Abbau-Einheit
* Commerzbank hat künftig zwei interne "Bad Banks" (neu: Stellenabbau, Details zum Umbau, Personalien)
- von Kathrin Jones und Alexander Hübner
Brüssel/Frankfurt, 30. Mrz (Reuters) - Die Commerzbank kann das unrühmliche Kapitel Eurohypo schließen. Vorstandschef Martin Blessing darf den seit Jahren verlustreichen Staats- und Immobilienfinanzierer abwickeln und muss nicht länger nach einem Käufer suchen. Die EU-Kommission um Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia gab nach monatelangen Verhandlungen am Freitag grünes Licht für die Beerdigung. Der Name "Eurohypo" ist bald Geschichte, von dem einstigen Branchenführer mit weltweiten Ambitionen bleibt nur ein Bruchteil übrig: Die gewerbliche Immobilienfinanzierung in vier Ländern. Diese wird in die Commerzbank integriert. Blessing wird damit sein größtes Problem los, bekommt das Einlenken der Wettbewerbshüter aber nicht umsonst: Er muss bis März 2014 auf Zukäufe verzichten.
Zudem wird die Zerschlagung der Eurohypo, die mit einem Konzernumbau und einem radikalen Jobabbau einhergeht, kurzfristig teuer. Es dürften weitere Abschreibungen fällig werden. Noch liegt der Buchwert im Milliardenbereich. "Die angepassten Auflagen der EU-Kommission sind anspruchsvoll, aber akzeptabel", sagte Blessing. Mit der Eurohypo, Vorzeige-Projekt seines Vorgängers Klaus-Peter Müller, konnte er ohnehin nie viel anfangen. Erst hatte sie sich am US-Immobilienmarkt verzockt, dann schrieb sie wegen der Schuldenkrise und ihrem Berg an griechischen Staatsanleihen Verluste. Allein im vergangenen Jahr lag das Minus bei fast vier Milliarden Euro.
Die EU-Kommission hatte im Gegenzug für milliardenschwere Staatshilfen ursprünglich einen Verkauf der Eurohypo gefordert - nach Einschätzung der Commerzbank ein aussichtsloses Unterfangen. Am Ende gab Almunia nach. "Die Abwicklung der Eurohypo innerhalb der Bilanz der Commerzbank und die Verlängerung des Übernahmeverbots sind ein angemessener Ersatz für den Verkauf der Eurohypo", erklärte er am Freitag. Es sei sichergestellt, dass die Eurohypo vom Markt verschwinde.
Auch an der Börse herrschte Erleichterung: Die Commerzbank-Aktie verteuerte sich nach Bekanntgabe der Einigung um über drei Prozent auf 1,91 Euro. Die ungewisse Zukunft der Eurohypo hatte Analysten zufolge wie Blei auf dem Commerzbank-Papier gelastet.
DIE GUTEN INS TÖPFCHEN Reuters hatte aus Verhandlungskreisen schon vor Wochen über die Abwicklungspläne berichtet. Nach dem nun veröffentlichten neuen Restrukturierungsplan bleibt von der Eurohypo kaum etwas übrig. In ihren Spitzenzeiten war sie mit einer Bilanzsumme von fast 300 Milliarden Euro in 29 Ländern unterwegs. Jetzt werden 80 Prozent des verbliebenen Portfolios von 166 Milliarden Euro abgewickelt. Die Commerzbank spaltet radikal auf: Sie übernimmt den gesunden Teil der soliden Immobilienfinanzierung in den vier Kernmärkten Deutschland, Polen, Frankreich und Großbritannien.
Dieses Geschäft wandert in das zum 1. Juli neu geschaffene Segment "Real Estate and Ship Finance" (RES). Dort darf es ein Volumen von 25 Milliarden Euro mittelfristig nicht überschreiten, inklusive eines Neugeschäfts von fünf Milliarden im Jahr. Dazu kommen zehn bis 15 Milliarden Euro an Schiffskrediten. Anders als bisher zählt Blessing diese Sparte dann zum Kerngeschäft. Die Übertragung der Immobilien-Papiere wird aber wohl erst 2013 beginnen. Noch hat die Commerzbank keine Pfandbrieflizenz.
Der große Rest der Eurohypo - die übrigen Immobilienpapiere und die bereits eingestellte Staatsfinanzierung - kommen in eine neue Abwicklungseinheit namens "Non Core Assets". Dort sollen sie über die Zeit auslaufen oder verkauft werden. Es wäre dann die zweite interne "Bad Bank" im Commerzbank-Konzern neben der PRU, in der Papiere aus der Zeit vor der Finanzkrise bilanzschonend abgebaut werden. Da die PRU schrumpft, könnte sie bald aufgelöst werden, hatte Bankchef Blessing erst vor wenigen Wochen signalisiert. Entschieden ist aber noch nichts.
Im Kerngeschäft - also ohne das Abbauportfolio - darf die Commerzbank ihre Bilanzsumme bis Ende 2014 nicht über 600 Milliarden Euro wachsen lassen. Auch das ist eine Auflage der EU-Kommission. Rechnerisch liegt sie jetzt schon darunter.
"FÜR DIE MITARBEITER NATÜRLICH HART" Die Zerschlagung der Eurohypo kostet dort auch noch einmal Hunderte Stellen. Das bestätigte Commerzbank-Vorstand Jochen Klösges, zugleich Eurohypo-Aufsichtsratschef, nun erstmals in einem im Intranet der Bank veröffentlichten Interview. "Für die Mitarbeiter der Eurohypo ist die Entscheidung natürlich hart", sagte er. Der Stellenabbau solle aber "mit Augenmaß und so sozialverträglich wie möglich" umgesetzt werden. Wahrscheinlich müssen von den noch rund 1000 Beschäftigten mehr als die zuletzt vermuteten 300 gehen, berichteten Insider. Die Verunsicherung in der Belegschaft sei groß.
Aufatmen kann Eurohypo-Chef Thomas Köntgen. Er hatte das Ruder erst im September von seinem Vorgänger Frank Pörschke übernommen, der mitten in der Sanierung hinwarf. Köntgen hat eine Zukunft im Commerzbank-Konzern: Er wird die gewerbliche Immobilienfinanzierung künftig als Bereichsvorstand leiten.
(redigiert von Martin Zwiebelberg) Mehr zu diesem Thema: CHRONIK-Aufstieg und Fall der Eurohypo REPORTAGE-Champion war gestern - Commerzbank wird bescheiden FOKUS 1-Commerzbank wickelt mit Eurohypo auch Hunderte Jobs ab TOP-THEMA-Commerzbank darf Krisentochter Eurohypo beerdigen )) Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 34b WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen. |