"Ich bin kein Pfennigfuchser" RWE-Chef Peter Terium verteidigt seinen Sparkurs und empfiehlt Investoren die Aktie des Konzerns als Alternative zu deutschen Staatsanleihen.
Als Nachfolger von Jürgen Großmann muss der nüchterne Niederländer Peter Terium die Bilanz des RWE-Konzerns in Ordnung bringen. Die Schulden sind einfach zu hoch. Herr Terium, der Gewinn von RWE geht zurück, zugleich leidet Ihr Konzern unter hohen Schulden. Wie schlimm steht es um RWE?
Peter Terium:Unser Ergebnis wird in den nächsten Jahren nicht besser werden, es geht nach 2013 zurück. Außerdem verschwindet die hohe Verschuldung nicht von allein. Darum müssen wir jetzt handeln.
Also brennt in Essen die Hütte?
Terium: Die Hütte brennt nicht, aber wir müssen dringend handeln, sonst fängt sie irgendwann Feuer.
Wie erklären Sie das Ihren Investoren?
Terium: RWE ist für Investoren keine Wachstumsaktie wie Google oder Yahoo, die auch entsprechend riskant ist, sondern eher eine Alternative zu deutschen Staatsanleihen.
Die RWE-Aktie hat seit 2008 rund 60 Prozent an Wert verloren.
Terium: Das hängt natürlich auch mit den Großhandelspreisen und mit den politischen Eingriffen zusammen. Dennoch ist die RWE-Aktie ein werthaltiges Papier, hinter dem konkrete Werte wie Kraftwerke und eine verlässliche Dividendenpolitik stehen.
Sie versprechen also auch für die kommenden Jahre eine Ausschüttung von 50 bis 60 Prozent Ihres Nettogewinns?
Terium:Diese Quote wird stabil bleiben. Wenn das Ergebnis steigt, profitieren die Investoren, wenn es sinkt, teilen sie unseren Schmerz. Es gibt andere Unternehmen, die eine feste Dividende zugesagt haben und diese Zusage nun nicht mehr halten konnten. Dafür wird man dann abgestraft am Kapitalmarkt.
Ihre Kollegen von Eon suchen ihr Heil in Russland, Brasilien und der Türkei. Wäre da nicht auch für RWE einiges zu holen?
Terium: Es steht mir nicht an, die Strategie der Kollegen aus Düsseldorf zu kommentieren. Wir spielen nicht gern auf Risiko, und wir gehen auch nicht in unsichere Regionen.
Immerhin gibt es dort kräftiges Wachstum, und die Industrie braucht dringend neue Kraftwerke.
Terium:Träumen kann man immer, aber ich glaube nicht an Märchen. Investieren im Ausland ist eine knochenharte Arbeit, dort hat niemand Geld zu verschenken.
Bei der Vorlage Ihrer Bilanz haben Sie ausgerechnet die schwäbische Hausfrau zum neuen Vorbild von RWE erklärt. Sind Sie ein holländischer Pfennigfuchser?
Terium:Ich bin kein Pfennigfuchser. Aber wenn wir hier ein bisschen was von der schwäbischen Hausfrau einführen könnten, wäre das schon nicht schlecht. RWE ist ein Großunternehmen, das gewohnt ist, groß zu investieren. Jetzt müssen wir lernen, auch aufs Kleingeld zu achten.
Was bedeutet das in der Praxis?
Terium: Es kann nur so viel rausgehen, wie reinkommt. Das gesunde Wirtschaften ist hier in den letzten Jahren verloren gegangen.
Quelle: Capital © 2013 capital.de |