Von Folker Hellmeyer Der Euro eröffnet bei 1.3435, nachdem in Fernost Höchstkurse im Bereich von 1.3455 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY bei 103.95. Unerwartet schwache Wirtschaftsdaten aus Japan (Machinery Orders) dämpfen den Verfall des USD gegenüber dem JPY. An den Finanzmärkten kehrt Unruhe ein. Die Welt, die „gestern“ noch von steigenden Aktienmärkten, freundlichen bis stabilen Rentenmärkten und einem zumindest stabilen USD den wochenlangen Anstieg der Rohstoffpreise in politisch korrekter Manier ignorierend geprägt war, sieht nun anders aus. G-7 Politiker haben festgestellt, dass mehr Transparenz (eingefordert auf den letzten G-7 Sitzungen) an den Ölmärkten nicht notwendig einen dämpfenden Einfluss auf die Ölpreise haben muss. Der IWF sendet Notsignale an die OPEC-Staaten, um freie Förderkapazitäten zu erhöhen. Wir verweisen auf das Phänomen „Peak Oil“. Die Frage ist weniger, ob die OPEC Staaten das wollen, vielmehr stellt sich die Frage, ob sie es können!
Zentralbanker sollten gleichfalls bedenken, dass der Anstieg der Rohstoffpreise auf USD-Basis auch eine Funktion des Kaufkraftverfalls (real negativer Zins!) des USD ist. Darüber hinaus sind die Einlassungen des Chicagoer Fed Präsidenten Moskow bezeichnend. Die Politik des schwachen USD, schon einmal im Repertoire der Fed im vierten Quartal 2004, wird erneut thematisiert. Der Ritt des MoF und Premier Koizumis auf der Rasierklinge im Hinblick auf die Währungsreservenpolitik ist höchst irritierend. Das MoF erwägt nichts an der einseitigen Komposition der Währungsreserven zu ändern, während Premier Koizumi grundsätzlich eine Diversifikation für notwendig hält. Wir empfehlen Herrn Koizumi über Gold als Alternative nachzudenken. Es kennt keine Defizite und Arbeitslosigkeit und es kann vor allen Dingen nicht beliebig vermehrt werden wie die USD unter Alan Greenspan!
Am Mittwoch überraschte die deutsche Industrieproduktion per Januar positiv mit einem Zuwachs um 3,1% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei nur 0,5%. Im Jahresvergleich ergibt sich eine Zunahme um 3,5%. Die Zahlenreihe ist volatil. Diesbezüglich ist bei der Interpretation Vorsicht geboten. Gleichwohl zeigt sich, dass der schwache USD im zweiten Halbjahr 2004 offensichtlich nicht die negativen Wirkungen mit sich brachte, die von vielen Analysten und Volkswirten unterstellt wurden. Wir verweisen diesbezüglich noch einmal auf die Tatsache, dass der feste Euro für die Exporteure nachhaltig positiven Einfluss ausübt. Der Import der Rohstoffe und Halbfertigwaren wird durch den Anstieg des Euros verbilligt. Genau hier ergeben sich komparative Vorteile gegenüber den Mitbewerbern, die im USD-Raum produzieren oder an den USD angebunden sind.
Das „Beige Book“ hat keine neuen Erkenntnisse geliefert. Der übliche Optimismus ist anzutreffen. Verbraucherausgaben waren etwas stärker (Kredite sind ja auch mächtig angezogen! +6,6% im Jahresvergleich). Das verarbeitende Gewerbe wächst solide (Inflation ausgeblendet). Inflation ist ausgewogen (dank Surrogatansatz und Interventionsbereinigung!). Es ergeben sich leichte Preisüberwälzungsspielräume (bei real negativer Lohnentwicklung!). Wir nehmen das „Beige Book“ zur Kenntnis!
Heute stehen erneut US-Daten im Mittelpunkt. Die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe werden unverändert bei 310.000 erwartet. An dieser Stelle verweisen wir noch einmal auf die „Nonfarm Payroll" Daten vom letzten Freitag. Bekanntermaßen ergab sich eine Zunahme um 262.000. 100.000 Jobs entstammten der rein statistischen Annahme des „CES Net Birth/Death Model“. Im Kleingedruckten war darüber hinaus zu lesen, dass das Bureau of Labor Statistics die Zahlenreihe zurückgehend auf den März 2004 um 203.000 Jobs nach oben revidiert hat. Von diesen 203.000 zusätzlichen Jobs wurden 186.000 verteilt in den Februar 2005! Mithin waren von 262.000 neuen Jobs 286.000 Jobs Folgen der Statistik und nicht Folgen der direkten Befragung im Establishment Survey „Food for thought!“ Die Lagerbestände im Großhandel sollten keine marktbewegende Wirkung entfalten. Nach einem Anstieg von 0,4% im Dezember wird nun mit einem Zuwachs um 0,6% im Januar gerechnet. Das US-Treasury Budget per Februar wird mit einem Defizit in Höhe von100 Mrd. USD prognostiziert. Im Vorjahr lag dieser Wert bei -94,5 Mrd. USD. Eine Budgetsanierung ist weiterhin nicht ansatzweise erkennbar. Strukturelle Defizite werden weiter fortgeschrieben. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das weiterhin den Euro favorisiert. Lediglich ein Unterschreiten der Unterstützung bei 1.3180-1.3200 neutralisiert den positiven Bias für den Euro.
Folker Hellmeyer ist Chef-Volkswirt der Bremer Landesbank. |