Hier ein neues Interview zum Thema Prozessbiblioptheken in SAP S4/HANA:
https://www.it-production.com/allgemein/...igitaler-unternehmenskern/
Hintergrund ist, dass sämtliche SAP Kunden im Laufe der nächsten 8 Jahre auf das neue System HANA migrieren müssen, welches SAP ERP als Cloudlösung umsetzt. Dies wird für All for One einen starken Nachfrageschub zur Umsetzung der Migration der Kundensysteme nach sich ziehen.
In dem Interview geht es um Add-On Lösungen wie Branchenbibliotheken, die All for One seinen Kunden anbietet, um die Migration zu erleichtern und HANA möglichst maßgeschneidert für die jeweilige Industrie des Kunden umsetzen zu können. Für die Entwicklung dieser Bibliotheken investiert All for One derzeit erhebliche Mittel, um damit seinen Konkurrenten in Zukunft voraus zu sein. Laut Unternehmensaussagen dürften die entsprechenden Investitionen die EBIT Marge noch bis 2018 belasten. Ab 2019 sollte die Marge dann schrittweise steigen, weil diese Fixkosten der Systemumstellung wegfallen.
In einem anderen aktuellen Interview geht es um das Wachstum:
https://www.channelpartner.de/a/...chub-aus-den-fachbereichen,3332507
Hier bestätigt All for One, dass man umsatzseitig bis 2025 "grob zweistellig" wachsen dürfte jedes Jahr. Durch den Wegfall der Kosten der Programmierung der Prozessbibliotheken dürfte ab 2019 dann auch die Marge wieder wachsen, so dass das EPS überproportional wachsen wird (>10% Jahr für Jahr).
Zum Teil wird dieses Wachstum laut dem Interview auch durch M&A erfolgen (wie bereits in der Vergangenheit). Hierbei ist insbesondere zu beachten, dass bei All for One aufgrund der vergangenen Übernahmen jedes Jahr PPA-Abschreibungen auf die Kaufpreise der Targets anfallen. Diese dürften aktuell ca. 3,3 Mio. pro Jahr ausmachen. Dies sind reine Buchwertabschreibungen ohne realen Cashabfluss.
Wenn man das EPS um den Nachsteuerwert dieser Abschreibungen korrigiert, so erhöht sich das EPS um 46 cent pro Jahr. Auf Basis der Analystenschätzungen für das heute ablaufende Geschäftsjahr 2016/17 ergibt sich somit ein adjustiertes EPS von 3,13. Vor diesem Hintergrund relativiert sich auch die scheinbar hohe Bewertung von All for One:
- das adjustierte KGV auf das abgelaufene Geschäftsjahr ist lediglich 20,8 - das adjustierte KGV auf das Montag beginnende Geschäftsjahr 2017/18 liegt somit deutlich unter 20
Wenn ich mir nun aber ein Unternehmen anschaue,...
- das wegen der sich anbahnenden Umstellung seiner Kunden auf HANA auf Jahre hinaus zweistellig wachsen dürfte, - dessen EPS wegen der ab 2019 wegfallenden Investitionen in HANA Bibliotheken überproportional zulegen sollte, - das Net-Cash aufweist und somit noch guten Spielraum für wertsteigernde Übernahmen ohne Kapitalbedarf mitbringt, - das ein grundsätzlich Cashflow-starkes Geschäftsmodell verfolgt, - das in Deutschland der klare Marktführer für SAP-Beratung im gehobenen Mittelstand ist,
... dann erscheint mir ein effektives KGV deutlich unter 20 eine erhebliche Unterbewertung. Vielmehr sollte ein solches Unternehmen in meinen Augen ein KGV im Bereich 20-30 aufweisen (und meiner persönlichen Meinung nach sicher nicht im unteren Bereich dieser Spanne). Wenn man ein DCF Modell anlegt, kommen für das antizipierte Wachstum jedenfalls sehr schnell faire KGVs heraus, die viel eher Richtung 30 gehen (oder sogar darüber hinaus--je nachdem, wie lang das Wachstum dann tatsächlich anhält).
Meiner Meinung nach wird die Aktie momentan noch etwas davon zurückgehalten, dass viele Mittelstandskunden sich mit dem Wechsel zu HANA aktuell noch etwas zieren. (Schließlich ist es eine große Umstellung für ein Unternehmen, die eigenen Geschäftsprozesse in die Cloud zu verlagern, deren kurzfristige Kosten nicht unerheblich sind.) Allerdings wird der Wechsel zwangsläufig früher oder später bei jedem erfolgen, da SAP die alte "on premise" Version nicht mehr vertreiben wird und in 2025 oder so den Support für die Altsysteme einstellen wird.
Meine persönliche Erwartung ist daher:
- kurzfristig wird es noch keine Riesensprünge für All for One geben, da viele Mittelstandskunden noch etwas mit der Migration warten wollen - beim EPS belasten in den nächsten 12-18 Monaten weiterhin die Investitionen in den Aufbau der Bibliotheken, so dass auch der Gewinn bei All for One nur eher gemächlich wächst - in ein paar Jahren gibt es dann den großen Schub, wenn die Wechselbereitschaft auf weitflächig losgeht bei All for Ones Kunden - dann sind die Investitionen durch und der Umsatz dürfte spürbar anziehen, mit überproportionalem EPS Wachstum
In meinen Augen ist jetzt ein guter Zeitpunkt, sich schonmal für diesen Moment zu positionieren. Die Aktie erscheint mir ein ausgesprochen vorteilhaftes Chance/Risiko-Verhältnis aufzuweisen, auch wenn ich mir kurzfristig keine Kurswunder erwarte. |