Was ist der Zweck der Wirtschaft? Ich denke, dass der (einzige ?) Zweck der Wirtschaft sein muss, breiten Bevölkerungsteilen Wohlstand zu bringen. Dazu sollte man etwa den Wohlstand der Bevölkerung zusammenrechnen und die reichsten und ärmsten 10% abziehen. Würde man dies tun, so würde die Liste in der Welt deutlich anders ausschauen. Schweden, Norwegen und die Schweiz wären sicher immer noch weit vorn. Großbritannien oder die USA sicher nicht mehr. So gesehen hat Tsipras sogar recht, wenn er sagt, dass die Griechen derzeit doppelt geknechtet werden - was rechtfertigt allerdings nicht, in welcher dilettantischer Art und Weise diese Umstände kommuniziert wurden...
Deutschland ist in der Liste weiter hinten, nicht wegen des Euros, sondern weil in den Anfang 2000er in Deutschland schwer umkämpfte soziale Einschnitte (z.B. Harz IV) durchgeführt wurden. Das sieht man auch in den Kurven weiter unten, da bis 2006 praktisch kein Zuwach in D zu verzeichnen ist. Dies verzerrt die Statistik erheblich.
Zu guter letzt wird immer wieder das Matra des "wenn eine Wirtschaft nicht wettbewerbsfähig ist, dann muss sie nur ihre Währung abwerten und schon steigt die Wettbewerbsfähigkeit". Das ist in mehrfacher Hinsicht nicht einzusehen: 1. Gerade die Schweiz beweist, dass die Wettbewerbsfähigkeit einer Wirtschaft auch mit einer starken Währung aufrecht erhalten werden kann. Es sind also im wesentlichen zwei unabhängige Paar Schuhe. 2. Einen Abwertung der Währung ist gleichbedeutend mit einer Enteignung breiter Bevölkerungsgruppen. Auch das wurde hier im Forum mehrfach angeführt, dass die Schweizer (so die Wirtschaft dies aushält) durch eine Aufwertung des Frankens reicher geworden sind - der Umkehrschluss gilt natürlich auch. Wobei man natürlich auch immer angeben muss, bezüglich was man die Auf- und Abwertung beziffert.
Als nächstes ein weiteres Mantra der Wirtschaftliberalen: Wohlstand ist nur möglich, wenn es ein Wirtschaftswachstum von etwas mehr als 1.5% gibt. Dieses exponentielle Wachstum kann aber nicht auf Dauer funktionieren, denn man kann leicht mathematisch zeigen, dass exponentielles Wachstums zwangsweise relativ schnell alle verfügbaren Ressourcen überfordert. Ich weiß zwar, dass schon von einigen Wirtschaftstheoretikern über Alternativen zum exponentiellen Wachstums-Mantra nachdenken. Mir ist aber nicht bekannt, ob schon ernsthafte Alternativen entwickelt wurden.
Und zu guter Letzt: viele scheinen zu glauben, dass man bereits nach 10 Jahren sieht, ob eine Währung erfolgreich sein wird oder nicht... Die USA haben 130 Jahre und einen blutigen Bürgerkrieg benötigt, damit die Währung allgemein anerkannt und erfolgreich wurde und selbst heute noch ist die USA ein überaus inhomogener Wirtschaftsraum - und dennoch funktioniert das ganze mit einer einzigen Währung. Ich denke, dass man dem EUR einfach mal die Möglichkeit geben muss, sich zu entwickeln. Ich erinnere mich noch an die Anfänge des EUR, wo alle schrien, was für eine weiche Währung das sei (im Gegensatz zur DM), als 1 EUR nur noch 0.86 US Dollar wert war. Irgendwann hat sich der Wert des EUR zum Dollar fast verdoppelt - und nun ist es halt wieder weniger. Ich denke, dass man das nicht überbewerten sollte und dass man einfach mal aufhören sollte zu unken. Wo sind die Visionäre von vor 15 Jahren hin? |