Datum: 13.10.2011
Polen nach der Wahl
András Szálka
Wie ist die weitere (ökonomische) Entwicklung unseres direkten östlichen Nachbarn einzuschätzen? Polens Ministerpräsident Donald Tusk wurde als erster Regierungschef des Landes seit dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder gewählt. Offenbaren sich nun, bedingt auch durch die schwächeren globalen Rahmenvorgaben, Zweifel am Aufstieg des einstigen Musterknabens? András Szálkai, Fondsmanager im Team Aktien Emerging Markets bei Raiffeisen Capital Management, stand der finanzwelt-Redaktion Rede und Antwort.
finanzwelt: Am vergangenen Wochenende fanden die Präsidentschaftswahlen in Polen statt. Wie ist der Ausgang mit dem Sieger Donald Tusk aus ökonomischer Sicht zu werten?
András Szálkai: Der Markt hat sehr positiv auf das Wahlergebnis reagiert, das hat vor allem zwei Gründe: Tusk verfolgt eine liberale Wirtschaftspolitik und das sollte infolge für Kontinuität und Stabilität sorgen. Fraglich ist allerdings, wie gut sich Reformen durchsetzen lassen.
finanzwelt: Polen galt lange Zeit als Musterknabe und kam relativ ungeschoren durch die Finanzkrise. Trübt sich nun das Bild etwas ein?
András Szálkai: Polen steht wirtschaftlich nach wie vor besser da als viele andere europäische Länder, allerdings sind auch für Polen die Rahmenbedingungen jetzt schlechter als 2008 oder 2009. Damals haben vor allem in England und Irland beschäftigte polnische Gastarbeiter Kapital ins Land gebracht. Zudem wurden die Steurern gesenkt, was wiederum der Wirtschaftsverlandsamung stark entgegengewirkt hat. 2012 könnte allerdings ein Lichtblick für die polnische Wirtschaft sein, da bis zur Fussball-Europameisterschaft noch einige Infrastrukturprojekte fertiggestellt werden sollten. Spätestens dann wird allerdings auch Polen von den omnipräsenten Problemen der EU heimgesucht werden.
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Das Gespräch führte Alexander Heftrich |