von Kristina Spiller (Genf)
Der japanische Autokonzern Toyota visiert im Europageschäft ein schnelleres Wachstum an als bisher geplant. Das einst für 2008 veranschlagte Ziel von 1,22 Millionen verkauften Fahrzeugen wird für Toyota und die Luxusmarke Lexus schon im laufenden Jahr erwartet.
Das sagte Europachef Tadashi Arashima der FTD am Dienstag auf dem Genfer Automobilsalon. 1,12 Millionen Autos verkaufte der Konzern 2006 in Europa. Zugleich kündigte der Manager mit Blick auf die laufende Umweltdebatte weitere Hybridmodelle mit Elektro- und Benzinmotor an.
Zwischen den Autobauern ist ein Kampf um das beste Umweltimage entbrannt. Der Nimbus als umweltfreundlicher Hersteller, den Toyota durch sein Hybridmodell Prius erlangt hat, hilft dem Konzern immer mehr auch beim Absatz anderer Modelle. Die Japaner setzen große Hoffnungen auf das neue Kompaktmodell Auris, Nachfolger des Erfolgsmodells Corolla. Europaweit will der Konzern davon im laufenden Jahr 150.000 Stück verkaufen, 2008 dann 200.000.
Europas Autobauer haben jedoch bereits Modelle, die im Vergleich zu denen Toyotas längst niedrigere Kohlendioxid-Werte aufweisen. Nun versuchen sie, in der CO2-Debatte gegenzuhalten. Das treibt auch Toyota weiter an.
"Uns ist bewusst, dass die anderen Hersteller sehr hart an diesem Thema arbeiten. Aber auch wir stehen nicht still", sagte Arashima. Hybridmotoren, deren Batterien auch über die Steckdose gespeist werden können, würden geprüft. "Und auch Diesel-Hybride schauen wir uns an", sagte der Manager. "Wir werden mehr umweltfreundliche Modelle auf den Markt bringen. Weitere Hybride werden folgen." Das Image eines umweltfreundlicher Anbieter sei für Toyota sehr wichtig, sagte der Manager.
Deutsche Hersteller am CO2 Pranger
In der CO2-Debatte werden die deutschen Hersteller mit ihren vorwiegend großen Autos an den Pranger gestellt. Nun wollen sie aus der Defensive heraus. "Im Moment haben wir eine sehr emotionale Debatte", monierte BMW-Chef Norbert Reithofer. "Ich bin nicht besorgt. Wir werden den Imagekampf gewinnen." Mit neuen Techniken werde BMW den CO2-Ausstoß senken. "2008 werden wir einen großen Schritt voran gehen", sagte er. Am Mittwoch träfen sich zudem die Chefs der europäischen Autokonzerne. CO2 sei hier ebenfalls ein Thema.
"Offensichtlich war Toyota außerordentlich erfolgreich dabei, mit seinem Hybridfahrzeug den Umweltaktivisten-Stempel auf seiner ganzen Marke zu verkaufen", sagte DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche. "Aber in der Breite muss sich weder die deutsche Autoindustrie noch DaimlerChrysler verstecken." Dennoch werde Daimler mehr tun als bisher. "Wir investieren jetzt 1,5 Mrd. Euro jährlich in das Feld Umwelttechnik. Ich schließe nicht aus, dass wir noch mehr tun können," sagte der Manager.
Um wieder in die Offensive zu kommen, sei es etwa sehr wichtig, einen Hybrid im Angebot zu haben. "Wir werden uns so aufstellen, dass wir einer möglichen Nachfrageänderung erfolgreich begegnen können." Er sehe aber auch Chancen: So gebe es in den USA eine steigende Zahl finanzkräftiger Autokäufer, die ein Teil ihres Geldes gern in die Rettung des Planeten investierten, so Zetsche. Als Premiummarke könnte etwa Mercedes hier ein lukratives Segment erobern.
Auch Carl-Peter Forster, Europachef von GM, erwartet, dass die Investitionen in Umwelttechnik steigen. "Die Ausgaben werden sich auf jeden Fall erhöhen", sagte er. "Ich glaube daran, dass wir Toyota sein Umweltimage als Spitzenreiter abnehmen können. Ein Hybrid macht noch keinen Frühling. Es gibt andere alternative Antriebe." Manager kritisieren etwa die Nachteile von Hybriden auf Autobahnen, weil sie eine schwere Batterie mitschleppen und kaum Bremsenergie nutzen können. Toyotas Hybrid-Erfolg zwingt jedoch auch GM dazu, ein solches Modell anzubieten. Forster: "Wir werden es bringen, auch wenn ich skeptisch bin."
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