Nochmal: Ich war nie in Envio drin und werde es auch sicher nicht sein.
Was Murphy&Spitz konkret zum Einsteigen bewogen hatte, kann ich nicht sagen, aber der allgemeine Hype um Umwelttechnologien zieht immer Begehrlichkeiten nach sich, vor allem wenn staatliche Gesetzgebungen die Branche beflügeln und - wie bei Envio - auch noch der Kupferpreis in 2009 zusätzlich die Augen glänzen lässt. Dass man in Dortmund on top auch noch seit Anfang 2009 die Möglichkeit hatte, angeblich unbelastete Großtransformatoren mit viel Kupfer aufs Gelände zu bekommen (die nicht in die Hallen passten), taten dem Umsatz und der Aktie natürlich gut.
Aber: Es gibt eben neben den offiziellen Hochglanzbroschüren auch Menschen, die dort im Hafengebiet arbeiten, und die schon seit vielen Jahren über Arbeitsbedingungen, Prozeduren und Anlagen berichten, die im krassen Gegensatz zu den schönen Folien stehen. Und es gibt jede Menge Schrott und Altlasten im gesamten Ruhrgebiet, die schnellschnell irgendwie beseitigt werden müssen, damit man die ehemaligen Industrieareale wieder zu Geld machen kann, wenn schon die ehemaligen Besitzer keinen Cent für die Sanierung bezahlen (ein Paradebeispiel dafür ist das Großprojekt Phoenix in Dortmund mit ThyssenKrupp als Vorbesitzer).
Alles soweit ok, da dies Realzwänge sind, die pragmatisches Handeln erfordern. Nur: wenn den handelnden Firmen, Behörden und Politikern die Mitarbeiter so wenig wert sind, dass dieser Pragmatismus zur Gesundheitsgefahr mutiert, dann muss auch der öffentliche Druck dafür sorgen, diese Branche drastisch an ihre gesellschaftliche Verantwortung zu erinnern, statt nur die Aktie im Auge zu haben.
Was das Auslandsgeschäft angeht: Ich weiß ebenso nicht, ob der Envio-Vorstand in Korea, Spanien, Mazedonien etc. genau so "verantwortungsvoll" handelt, wie er es im Fall Dortmund tut. Mag sein, dass das öffentliche Bewusstsein in den meisten dieser Länder noch ein paar Jährchen braucht, um genau so sensibel wie hierzulande zu reagieren. Zumindest in Südkorea ist man aber schon ein bisschen weiter und wird die News aus Deutschland gewiss mit höchster Aufmerksamkeit verfolgen. |