Missverständnis vor. Natürlich hat deine Bekannte den Dr.-Titel in ihrem Fach erworben, wo sonst. Was ich meinte, war: Die Dr.Arbeit ist meist auf ein sehr sehr spezielles Gebiet begrenzt und dazu sehr wissenschaftlich orientiert. In 99% der Jobs in der freien Wirtschaft wird speziell dieses Wissen nicht gebraucht. Das heißt z.B.: Wenn deine Bekannte den Dr. Titel in der Weiterentwicklung von Robotergelenkwerkstoffen gemacht hat, wird ein Arbeitgeber, der Kunstoffteile für die Automobilindustrie herstellt und einen Konstrukteur sucht, überhaupt nix dafür geben, eher im Gegenteil. Denn das, was er braucht, nämlich schnelle CAD-Lösungen, die in kostengünstige Produkte münden, hat sie in diesem Fall nie gelernt, weder fachlich noch von der Herangehensweise. Also wieso dafür bezahlen?
Doktoren (zumindest im Ingenieurwesen) haben es schwer, einen adäquaten Job zu finden, und das zurecht wie ich meine, auch wenn's hart klingt. Der Dr.-Titel sollte denjenigen vorbehalten bleiben, die in die Forschung streben. Das sollte entweder im Hochschulbereich oder in den kleinen Forschungsabteilungen relativ weniger Unternehmen sein. Dass die Jobs hier rar sind, dessen sollte man sich bewusst sein, wenn man den Weg einschlägt. In den letzten 30 Jahren wurde der Dr. Titel aber dazu missbraucht, Karriere damit zu machen, obwohl der Titel keinen praktischen Nutzen hat. Diese Entwicklung wird gerade korrigiert. Das tut dem Titel langfristig auch wieder gut. |