Nach der Übernahme des Stahlherstellers Corus durch den kleineren Tata- Konzern wurden Anleger auch auf die deutschen Stahlhersteller ThyssenKrupp und Salzgitter aufmerksam. Die Aktien gewinnen überdurchschnittlich. Die Corus-Aktionäre entscheiden zwar erst in drei bis vier Wochen darüber, ob sie das rund 9,4 Milliarden Euro teure Übernahmeangebot von Tata annehmen, auch der Verwaltungsrat muss der Übernahme formal noch zustimmen. Da das Gremium das Angebot jedoch schon als "fair und angemessen" bewertet hatte, gilt die Zustimmung der Aktionäre als sicher.
Tata stach mit einem Angebot von 608 Pence je Corus-Aktie das Angebot des brasilianischen Stahlkonzerns CSN aus, wird aber jetzt auch ein Drittel mehr für Corus zahlen müssen als die ursprünglich angebotenen 455 Pence. An der Börse in Mumbai war die Tata Steel-Aktie daher sehr unter Druck und verlor im Tagesverlauf acht Prozent.
Wird noch was aus Dofasco? Mit dem Abschluss des seit Monaten laufenden Bieterwettstreites um den britisch-niederländischen Konzern, der übrigens viermal soviel Umsatz erwirtschaftet wie Tata Steel, endet eine weitere Episode im laufenden Konzentrationsprozess der globalen Stahlbranche. Denn dass die Fusionsfantasie die Aktionäre weiter bewegt wird, sieht man an der Reaktion der deutschen Stahlwerte.
ThyssenKrupp und Salzgitter profitierten sehr eindeutig von dem glücklichen Ende des Bieterpokers. Die Aktien der beiden im Dax und im MDax notierten deutschen Stahlkonzerne legten überdurchschnittlich zu, wohl auch, weil sich Aktionäre jetzt wieder Hoffnung auf ein glückliches Ende der geplanten Dofasco-Übernahme durch Thyssen machen.
Der vor einem Jahr zwischen Thyssen und Arcelor vereinbarte Kauf der ehemaligen kanadischen Arcelor-Tochter war daran gescheitert, dass die Stiftung, der Dofasco mittlerweile gehört, sich weigert, sich wie vereinbart aufzulösen. Ein holländisches Gericht bestätigte die Weigerung vergangene Woche, ThyssenKrupp will weiter rechtlich um die Dofasco-Übernahme kämpfen.
Roherz wird immer teurer ThyssenKrupp wäre ein dankbarer Abnehmer, zumal Dofasco über eine eigene Erzmine verfügt, wodurch die Abhängigkeit von den drei großen Erzlieferanten CVRD, Rio Tinto und BHP Billiton, die zusammen rund 70 Prozent des weltweiten Roherzes liefern, zu verringern wäre. Wegen des stetig steigenden Stahlbedarfs vor allem Chinas ist der Markt quasi leergefegt, und die Preise steigen. Der chinesische Stahlriese Baosteel zahlt dieses Jahr beispielsweise 9,5 Prozent mehr für von CVRD geliefertes Erz.
ThyssenKrupp und Salzgitter sind im weltweiten Stahlmarkt eher kleine Player. Der Essener Dax-Konzern kompensiert die eher zweitrangige globale Rolle durch die Konzentriert auf die Herstellung hochwertiger Stähle für die Autoindustrie.
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