Man kennt sich in der Branche. Die meisten Private Equity-Manager arbeiten schon sehr lange zusammen, das schafft Vertrauen. Eben dieses und viel Know-how haben Pieter van Halem und Stephan Helmstädter bewogen, die CornerstoneCapital AG zu gründen. Beide waren bis dahin für das Private Equity-Haus 3i tätig. „Wir haben tagtäglich mit Unternehmern zu tun, deshalb ist unser Interesse an einem eigenen Unternehmen gewachsen“, blickt van Halem zurück. Mittlerweile hat sich CornerstoneCapital auf dem Markt etabliert. Die Frankfurter Investoren haben ihre Expertise auf Management Buyouts und Wachstumsfinanzierungen von Technologie orientierten Unternehmen fokussiert. Wichtige Partner und Netzwerke Bereits im Gründungsjahr hat sich die Deutsche Balaton AG an CornerstoneCapital im Rahmen einer Kapitalerhöhung beteiligt. Und obwohl der Investor mittlerweile 99% der Aktien hält, haben die Gründer Helmstädter und van Halem weiter das Sagen. „Die Deutsche Balaton ist reiner Geldgeber und operativ nicht tätig“, erklärt der 41-jährige Betriebswirt van Halem. Da es bei CornerstoneCapital auch kein Investmentgremium gibt, können die Investmentprofis unabhängig agieren. Keine Frage: Theoretisch verfügt die Deutsche Balaton über ein Vetorecht bei größeren Investitionsentscheidungen. Davon wurde jedoch bislang noch nie Gebrauch gemacht. Zu den Investmentmanagern gehört neben den beiden Firmengründern auch Sascha Rangoonwala, der als Partner an der Gesellschaft beteiligt wurde. Rangoonwala machte zuvor ebenfalls bei 3i Station und war dort als Investmentmanager für den Technologiebereich tätig. Bei den Investitionsentscheidungen greift CornerstoneCapital auf sein „Industry Advisory Board“ zurück. Dieses setzt sich aus erfahrenen Firmengründern und Managern zusammen, die bei der Pre-Due Diligence, der Betreuung der Zielunternehmen sowie bei den Exits mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Wir suchen uns gezielt für jedes Thema einen Profi, der uns unterstützt“, erläutert van Halem seine Netzwerkphilosophie. Zu seinem erweiterten Partnerpool zählt er gut 500 Personen und Institutionen, die aber nicht nur bei Akquisitionen mitwirken, sondern teilweise auch als Finanzpartner die Investition begleiten. Dabei führt CornerstoneCapital nicht immer die Beteiligung an, sondern engagiert sich ab und an lediglich als Co-Investor. Die Banken spielen bei der Akquisitionsfinanzierung eine wichtige Rolle. So unterhält CornerstoneCapital beispielsweise mit der DZ Bank und der BHF-Bank einen engen Kontakt. Sehr viel Wert legt CornerstoneCapital auf die Betreuung der Zielunternehmen, hierzu van Halem: „Wir sind aktive Investoren, daher stimmen wir von Anfang an einen gemeinsamen Weg mit dem Management ab.“ Zwar greift CornerstoneCapital nicht in das operative Geschäft ein, dennoch steht man in Frankfurt stets „mindestens beratend“ zur Verfügung. Wichtige Informations- und Austauschplattformen sind dafür neben den Aufsichtsräten auch die Beiräte, in denen ebenfalls die Weichen in Richtung Wachstum gelegt werden. Schweiz und Deutschland im Fokus Die ursprüngliche Eigenkapitalausstattung von CornerstoneCapital betrug mehr als 40 Mio. Euro, der überwiegende Großteil kam von der Deutschen Balaton. Regional konzentrierte sich das Team um van Halem bisher ausschließlich auf die Schweiz und Deutschland. „Der geografische Beteiligungsfokus ist historisch bedingt, da wir früher bei 3i bereits einige Transaktionen in der Schweiz durchgeführt haben“, erläutert van Halem. Zudem begründet der Manager die Geschäftsgebiete mit der Technologieorientierung von CornerstoneCapital. Denn die Schweiz sei ebenso wie Deutschland technologisch sehr innovativ. CornerstoneCapital investiert insbesondere in die Bereiche Informationstechnologie, Engineering, technische Business Services und Medizintechnik. Für eine Wachstumsfinanzierung muss das Zielunternehmen einen Umsatz von mindestens 5 Mio. Euro erwirtschaften, bei Management Buyouts liegt die Hürde bei 10 Mio. Euro. In beiden Beteiligungsvarianten muss das Zielunternehmen bereits profitabel sein. Die größte Transaktion, die CornerstoneCapital bisher durchgeführt hat, war die Beteiligung an der börsennotierten Mania Technologie AG durch eine PIPE-Transaktion. Hier beteiligte sich Mania gemeinsam mit einem durch den angelsächsischen Finanzinvestor Investcorp angeführten Konsortium. Details verrät van Halem aber nicht. „Unsere Beteiligungssummen liegen typischerweise zwischen 2 und 8 Mio. Euro“, lässt der Manager lediglich wissen. Im Portfolio von CornerstoneCapital befinden sich derzeit zehn Unternehmen, bei weiteren sechs ist der Exit bereits in Form von Trade Sales erfolgt. Alle Beteiligungen wurden mit Finanzpartnern durchgeführt, zu denen neben Investcorp auch Invision, 3i und SAIF Partners sowie Unternehmerfamilien gehören. Das asiatische Private Equity-Haus SAIF Partners, ein Spin-off der Softbank, hat seinen Sitz in Hongkong und ist für die Mania Technologie AG, an der CornerstoneCapital aktuell 9,28% der Aktien hält, strategisch von großer Bedeutung. „Mania erzielt in Asien den größten Umsatz“, so van Halem. Im Jahr 2005 hat Mania Umsatzerlöse in Höhe von 73,2 Mio. Euro generiert. Rück- und Ausblick Die durchschnittliche Haltedauer der Beteiligungen beträgt zwei bis sieben Jahre, bei den bisherigen Exits lag sie bei zwei bis fünf Jahren. Über die bislang erzielten Renditen legt van Halem den Mantel des Schweigens. Er betont jedoch, wie wichtig es sei, strategische Käufer zu gewinnen, weil diese höhere Bewertungen akzeptieren würden. Was das bestehende Portfolio betrifft, steht eine noch für dieses Jahr geplante Veränderung bereits fest: Die vwd Vereinigte Wirtschaftsdienste GmbH soll mit der b.i.s. börsen-informations-systeme AG verschmolzen werden. Die b.i.s. AG ist seit dem Jahr 2000 an der Börse gelistet, seit 2005 ist die vwd-Gruppe Mehrheitsaktionär des Unternehmens. CornerstoneCapital wird in vwd aber weiterhin investiert bleiben. Wer rastet, der rostet. Getreu dieser Weisheit ist CornerstoneCapital laufend auf der Suche nach interessanten Unternehmen. In der Regel führt das Investmenthaus drei bis vier Transaktionen pro Jahr durch. Im ersten Halbjahr 2006 war noch nicht viel los, die Akquisitionsvorbereitungen laufen aber auf vollen Touren. Schließlich soll die vorhandene Liquidität Rendite bringend eingesetzt werden. „Für das zweite Halbjahr sind noch zwei bis drei Beteiligungen geplant, wobei vor allem der Dezember ein sehr wichtiger Monat ist“, kündigt van Halem an. Auch in der Private Equity-Branche gibt es ein Jahresendgeschäft. Ob es sich bei den bevorstehenden Deals um Wachstums-, Buyout- oder PIPE-Finanzierungen handelt, verrät er derzeit allerdings noch nicht. Weil CornerstoneCapital aber nicht nur anderen Unternehmen zu Wachstum verhelfen, sondern auch selbst an Größe gewinnen will, wird derzeit auch an der Aufstockung der Liquidität gearbeitet. Spätestens im Jahr 2007 soll ein Fonds auf den Markt gebracht werden, der CornerstoneCapital mit frischem Beteiligungskapital ausstattet – und die Frankfurter Beteiligungsgesellschaft ein (ganz) kleines Stückchen näher an das Volumen ihres früheren Arbeitgebers 3i heranführt. Alexander Endlweber redaktion@vc-magazin.de |