Zuckerpreis nachgegeben
22.03.2010 Commerzbank Corp. & Markets
Frankfurt (aktiencheck.de AG) - Seit dem Anfang Februar verzeichneten 29-Jahreshoch von mehr als 30 US-Cents je Pfund hat der Zuckerpreis 40% eingebüßt, berichten die Analysten von Commerzbank Corporates & Markets.
Die aktuelle Lage am physischen Zuckermarkt lasse sich zwar als unverändert eng beschreiben. Noch in der zweiten Februar-Hälfte habe der weltgrößte Zuckerhändler Czarnikow seine Defizitprognose um 10% auf 14,8 Mio. Tonnen angehoben. Zu dieser Zeit habe auch die Internationale Zuckerorganisation ihre Defizitschätzung um 2,1 Mio. Tonnen auf 9,4 Mio. Tonnen heraufgesetzt. Offensichtlich habe sich der Markt aber dazu entschlossen, über die weiterhin bestehende physische Knappheit hinwegzusehen, da sich im Erntejahr 2010/11 eine deutliche Entspannung auf der Angebotsseite abzeichne.
Die Zuckerrohrproduktion in der brasilianischen Hauptanbauregion Center-South dürfte laut Angaben des Verbandes der brasilianischen Zuckerrohrindustrie um 10% steigen, die neue Ernte beginne in wenigen Wochen. Diese Region stelle 90% der Zuckerrohrproduktion in Brasilien, dem größten Zuckerproduzenten- und -exportland weltweit. Der drittgrößte Zuckerexporteur Australien rechne für 2010/11 mit einer um 6% auf 4,8 Mio. Tonnen steigenden Zuckerproduktion.
Dass die Preise im späteren Jahresverlauf nachgegeben hätten, sei aus diesen Gründen von den Analysten erwartet worden. Auch der Markt habe schon lange damit gerechnet, wie an der Terminkurve von Anfang Februar abzulesen sei. Ein Vergleich mit der aktuellen Terminkurve zeige zudem, dass diese vor allem am vorderen Ende unter Druck geraten sei, während sie für die Zeit ab Mitte 2011 kaum Veränderungen zeige. Eine wichtige Rolle beim jüngsten Preisrückgang dürften die Investoren gespielt haben. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger seien seit Anfang Februar um 30% zurückgegangen, weil Long-Positionen geschlossen und Short-Positionen aufgebaut worden seien.
Aus Sicht der Analysten von Commerzbank Corporates & Markets hat der Zuckerpreis überreagiert. Zwar seien die von den Zuckermühlen geplanten Käufe in Erwartung eines weiteren Preisverfalls zurückgestellt worden. Damit habe sich aber ein beträchtlicher Nachholbedarf aufgebaut, welcher nachfragewirksam werde, sobald sich der Preis stabilisiert habe. Seitens der Produzenten in Indien seien zudem bereits Forderungen aufgekommen, dass die indische Regierung jene Maßnahmen zurücknehme, welche zur Eindämmung des Zuckerpreisanstiegs eingeführt worden seien. Dazu zähle u. a. die erleichterte zollfreie Einfuhr von rohem und verarbeitetem Zucker.
Der Verband der Zuckerindustrie im indischen Bundesstaat Maharashtra schätze zwar, dass die Zuckerproduktion in Indien in diesem Erntejahr auf 16,8 bis 17,2 Mio. Tonnen steigen werde. Für das nächste Erntejahr rechne man mit einem weiteren Anstieg auf 22 Mio. Tonnen. Damit bliebe man aber noch immer deutlich unter dem vor zwei Jahren verzeichneten Produktionsniveau von 28 Mio. Tonnen und unter dem durchschnittlichen Verbrauch der letzten Jahre von 23 bis 24 Mio. Tonnen. Die Internationale Zuckerorganisation beziffere den kurzfristigen Importbedarf Indiens auf 1,5 Mio. Tonnen in den kommenden drei bis vier Monaten. Der Zuckerpreis sollte sich daher nochmals erholen und im Durchschnitt des zweiten Quartals auf 25 US-Cents je Pfund steigen. In der zweiten Jahreshälfte sollte der Preis aufgrund des steigenden Angebots und der daraus resultierenden Marktentspannung nachhaltig bis auf 20 US-Cents sinken. (22.03.2010/ac/a/m) ----------- Die Glückseligkeit ist der Zustand vollkommener Befriedigung, vollkommener Wunschlosigkeit, ein Ideal, dessen Verwirklichung durch sinnvolles Wirken und Zusammenwirken erstrebbar ist. |