EKB Container Logistik
Entlassungen oft die einzige Alternative
Christian Schlesiger
14.01.2009
Noch bis vor kurzem lotste EKB Container Logistik 840 Lkws über die Straßen Norddeutschlands. Inzwischen sind 20 von diesen Lastern stillgelegt, ebensoviele Lkw-Fahrer mussten gehen.
Bild vergrößern EKG Container Logistik, Containerterminal Hamburg: Entlassungen oft einzige Alternative dpa Noch bis vor Kurzem lotste Weber 840 Laster über die Straßen. Die Zwölftonner rollten täglich von den Häfen in Bremen, Bremerhaven und Hamburg in die Umgebung und brachten Container mit Kaffee, Maschinen und Ersatzteilen zu ihren Bestimmungsorten. Seit 20 Jahren wuchs das Unternehmen — zum Teil zweistellig.
Damit ist vorerst Schluss. „Wir verzeichnen seit vier Monaten bis zu 25 Prozent weniger Umsatz im Monat“, sagt Weber. Inzwischen hat er 20 Lkws stillgelegt und dauerhaft auf dem Werksgelände geparkt. Und er hat sich von 20 Fahrern getrennt, vor allem in der Niederlassung in Leipzig. EKB gehört zu den Unternehmen, die nach der Outsourcing-Welle der Vergangenheit einen Konjunktureinbruch direkt zu spüren bekommen und fehlendes Geschäft nicht auf andere abwälzen können.
„Wir reagieren flexibel auf den Markt und den Abschwung“, so Weber. Auf gut Deutsch: Die Belegschaft muss die Krise ausbaden. „Uns bleiben oft keine anderen Möglichkeiten als Entlassungen.“ Selbst auf die Büros schlug der Auftragsmangel durch. 20 Mitarbeiter musste Weber betriebsbedingt kündigen. Er habe die Leute mehrere Monate gehalten, doch irgendwann sei das nicht mehr zu verantworten gewesen.
Das atmende Unternehmen, das je nach Auftragslage mal mehr, mal weniger arbeitet – bei einer Spedition wie EKB funktioniert das nicht.
Kurzarbeit hilft nicht weiter
Fahrer dürfen täglich 13 Stunden im Führerhaus sitzen — mit maximal neun Stunden Lenkzeit. So ist es gesetzlich vorgeschrieben. Zusammen mit festen Touren mindert das die Möglichkeit, Überstunden anzusammeln oder mal weniger zu fahren. Entweder sei ein Auftrag vorhanden, oder EKB könne den Laster stehen lassen, sagt Weber. „Wir schmeißen einen Lkw nicht nur für fünf Stunden an.“ Ähnlich ergeht es den Angestellten, die die Lastwagen disponieren und koordinieren.
Auch staatliche Hilfen, Auftragslücken ohne Entlassungen zu überbrücken, sind für EKB Container Logistik keine Hilfe. Kurzarbeit, die Unternehmen in Krisenzeiten für ihre Mitarbeiter beantragen könnten, um Lohnkosten dem Staat aufzubürden, „helfen uns nicht weiter“, so Weber.
Denn einen Großteil der Sozialabgaben muss der Unternehmer weiterbezahlen — selbst dann, wenn er die Arbeitnehmer vorübergehend ganz freistellt. Würde der Staat die Ausgaben übernehmen, wie derzeit diskutiert wird, wäre Kurzarbeit eventuell eine Option. Ein Problem für EKB ist auch die Liquidität. Das Unternehmen bekommt das Geld von den Auftraggebern in der Regel erst nach wenigen Wochen, kommt seinen Verpflichtungen gegenüber Subunternehmern aber vorher nach. Jeder zusätzliche Euro, der in angespannten Situationen wie zurzeit fehle, sagt Firmenchef Weber, ist „ein potenzielles Risiko für uns“.
Arbeitsmarkt
Logistik 120 Millionen Euro Umsatz machte EKB vergangenes Jahr. 600 Unternehmen stehen auf der Kundenliste. Krisenzeiten sind immer auch Zeiten des Verdrängungswettbewerbs. „Wir werden uns den ein oder anderen Vertrag schon holen“, glaubt Weber. Dann, oder wenn der Aufschwung kommt, muss der Chef die stillgelegten Lkws wieder anschmeißen. Die Fahrer holt er sich auf dem Markt. Zwar herrschte bis vor Kurzem eklatanter Mangel. Doch inzwischen gibt es reichlich Fahrer — auch das eine Folge der Krise. |