3U Telecom AG (WKN 516.790, Ticker UUU, ISIN DE0005167902) wurde von den Analysten der Hessischen Landesbank (Helaba) aufgestuft. Nachdem der Designated Sponsor die Aktien zuletzt mit 'Halten' einstufte, wurde nun das Rating auf 'Kaufen' erhöht. Aus Expertensicht gibt es derzeit einen überhöhten Risikoabschlag auf den fairen Wert der Firma.
Positiver Cash flow, aber ... Wie aus der Tabelle der Umsatz- und Gewinnschätzungen zu sehen ist, erwarten die Analysten der Helaba für 3U einen stagnierenden Umsatz. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) soll 2005 und in den kommenden Jahren wieder deutlich ansteigen. Ebenso soll sich der Cash flow aus dem operativen Geschäft in den kommenden Jahren - im Vergleich zu den Restrukturierungsjahren 2004 und 2005 - wieder vervielfachen. Wie von uns bereits im letzten Jahr berichtet, wird die Firma aber bedingt durch hohe Abschreibungen (rund 15 Mio. Euro p.a.), die insbesondere bei der Breitband-Tochter LambdaNet anfallen, erst 2009 wieder einen Nettogewinn erzielen können.
Der Trend am Telekom-Markt zu steigenden Grundgebühren und sinkenden Verbindungsentgelten bei Festnetztelefonie schmälert die Margen der alternativen Telefonanbieter wie 3U. Mit derzeit 70.000 Preselection-Kunden, von denen rund 10.000 im Zuge der Kooperation mit Quelle/Neckermann seit Mitte letzten Jahres gewonnen wurden, besitzt die 3U einen Anteil von rund 3 % am deutschen Preselection-Markt. Belastend für die Firma ist der Kannibalisierungseffekt durch Mobilfunk und Internettelefonie. Allerdings wird 3U wohl bald auch selbst IP-Telefonie anbieten und auf diesem Markt mitmischen.
Fairer Wert der Aktie: 1,30 Euro Für die Bewertung von 3U wendet die Helaba zwei unterschiedliche Modelle an. Die Bewertung basierend auf dem diskontierten Cash flow (DCF-Modell) ergibt einen aktuellen fairen Wert im Bereich 1,15 bis 1,53 Euro pro Aktie, wobei im wahrscheinlichsten Szenario der faire Wert bei 1,28 Euro liegt.
Basierend auf einer erwarteten EBITDA-Marge von 6,7 % im laufenden Geschäftsjahr und unter Berücksichtigung eines 30 %igen Risiko-Abschlages ergibt sich im Vergleich mit den Branchen-Kollegen ein fairer Wert von 1,30-1,40 Euro pro Aktie. Interessant ist hierbei, dass die EBITDA-Marge bis 2007 auf 10,4 % klettern soll und damit sich weitere Chancen ergeben (siehe Tabelle). Ebenso würde ein geringerer Risiko-Abschlag - etwa durch eine bessere Kommunikation der Strategie - zu zusätzlicher Phantasie führen.
Fazit In zwei Wochen, am 15.3., wird die Firma die Geschäftszahlen des Jahres 2004 veröffentlichen. Da am Markt bereits 'das Schlimmste' eingepreist ist, könnte die Bekanntgabe Unsicherheit aus dem Markt nehmen und sich positiv auswirken. Am 19.5. wird die Firma ihre Hauptversammlung abhalten, die Klarheit über Ausrichtung und Führung von 3U bringen sollte. Auf der einen Seite stehen die derzeitigen Vorstände Michael Schmidt (17,7 % Anteil) und Roland Thieme (5,3 %) , die in Summe 23 % der Aktien besitzen und von denen viele Aktionäre enttäuscht sind. Auf der anderen Seite steht der aus der Firma gedrängte ehemalige Vorstandsvorsitzende Udo Graul (16 %), der bei seiner angestrebten Rückkehr ans Ruder der Gesellschaft dem Anschein nach von mehreren grösseren Einzelaktionären unterstützt wird und so durchaus mit über 30 % der Stimmrechten auf der HV rechnen kann.
Wie bereits zuletzt berichtet, sehen wir für 3U einen 'Ausschlachtungswert' weit über den aktuellen Kursen. Diese Einschätzung bestätigt auch die neue Analyse der Helaba. Falls es den Entschluss gäbe, LambdaNet wieder zu verkaufen, wäre prompt das Bilanzbild wieder sauber und die Firma würde rund 1 Euro Cash pro Aktie besitzen. Würde auch das Telekom-Geschäft verkauft, wäre der Gesamtwert derzeit wohl im Bereich 1,30-2,00 Euro pro Aktie und damit rund +100 % bis +200 % über den aktuellen Kursen.
Spannend werden auf alle Fälle die Monate April und Mai, wenn in der Zeit vor der richtungsweisenden Hauptversammlung der aktuelle und der Ex-Vorstand jeweils um die Gunst der Aktionäre buhlen werden. Ein Kampf um die Kontrolle der Gesellschaft, der dann auch einige Leute über den deutlich über dem derzeitigen Aktienkurs liegenden fairen Wert der Gesellschaft nachdenken lassen wird, könnte dann wieder zu Kursen über 1 Euro führen. |