bush vs. gore - us-wahlkampf

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neuester Beitrag: 07.11.00 11:35
eröffnet am: 04.11.00 23:15 von: stiller teilhab. Anzahl Beiträge: 14
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04.11.00 23:15

1564 Postings, 8801 Tage stiller teilhaberbush vs. gore - us-wahlkampf

da es ja doch einige interessiert, auswirkungen auf die wirtschaft / börsen haben dürfte und für all die, die vom wahlkampf nicht so viel mitbekommen (hallo heiopeis in s :-) )

„The Financial Times“: Gore wäre der bessere US-Präsident
London -- Die britische Wirtschaftszeitung „The Financial Times“ hat sich dafür entschieden, dass Al Gore der bessere US-Präsident wäre: „Gore ist überzeugender in den politischen Fragen, aber der Charakter ist auch von großer Bedeutung, denn die Wähler kennen die Schwächen des derzeitigen Amtsinhabers nur zu gut. Von den beiden Kandidaten ist der Vizepräsident die weniger attraktive Persönlichkeit. (...) Aber Gores charakterliche Fehler müssen gegen Bushs politische Fehleinschätzungen aufgewogen werden. Der Vizepräsident wird mit größerer Wahrscheinlichkeit ein guter Manager der US-Wirtschaft und ein gewissenhafter Wahrer der globalen Verantwortung seines Landes sein.“

21:44 am 03.11.2000
+

http://www.welt.de/
mit special button unten rechts 'wahl in den usa'

grüße
st  

04.11.00 23:18

1564 Postings, 8801 Tage stiller teilhabersorry hab noch eine link vergessen

04.11.00 23:25
2

1564 Postings, 8801 Tage stiller teilhabersome more.... bush 'n gore (possible effects)

 
Al Gore und George Bush spalten Börsianer in zwei Lager
Montage: DWO
Von Martin Halusa

New York - Amerikaner sind verliebt in Rankings, Zahlenvergleiche, in historische Datenreihen. Und Wall Street beschäftigt in diesen wenigen Tagen vor der Präsidentschaftswahl nichts so sehr wie die Frage, wie sich das Ergebnis der Abstimmung am Dienstag auf den Aktienmarkt auswirken wird. Zur Orientierung müssen wieder Daten aus der Geschichte dienen.
Beispiele: Im 20. Jahrhundert erzielten Aktieninvestoren eine durchschnittliche Rendite von 7,8 Prozent im Jahr, wenn eine Partei jeweils den Präsidenten und zugleich die Mehrheit im Kongress stellte. Die Rendite betrug hingegen in jenen Jahren 8,7 Prozent, in denen unterschiedliche Parteien dem Weißen Haus und dem Kongress voranstanden.

Noch deutlicher wird die Rechnung für die vergangenen 25 Jahre: In Perioden einer Ein-Parteien-Regierung stieg der Dow Jones nur um 2,3 Prozent; gab es eine geteilte Führung kletterte der Index hingegen um 23,8 Prozent. Die Kombination aus demokratischem Präsidenten und republikanisch-geführtem Kongress hat sich für die Börse bislang als am besten erwiesen: das Wachstum der Börse betrug durchschnittlich 13,5 Prozent. Acht von zehn Jahren, in denen dies zutraf, fielen in die Ära von Bill Clinton - während dieser Zeit stieg die Börse pro Jahr um 19,2 Prozent.

"Geteilte Machtausübung ist eine Wohltat für die Finanzmärkte gewesen", sagt der Wall-Street-Autor James Glassmann. Der Zwang zum Kompromiß habe radikale Lösungen ausradiert und einer Politik der Mitte zum Durchbruch verholfen. Glaubt man einer jüngsten Umfrage unter Unternehmensführern rechnen diese mit einem Sieg von Vizepräsident Al Gore sowie mit einer bleibenden Mehrheit der Republikaner in Repräsentantenhaus und Senat. Auch an Wall Street heißt es: "Ein solcher Ausgang wäre vielleicht das beste für den Markt".

Doch einheitlich ist das Bild an der Börse nicht. Für viele Analysten ist es eher der texanische Gouverneur George W. Bush, der steilere Kurse hervorrufen wird. Und es gibt eine ganze Reihe von Branchen, die von der Wahl des Republikaners profitieren können. So rechnet Big Tobacco mit steigenden Notierungen, weil Bush sich öffentlich dafür ausgesprochen hat, die von Clinton eingeleitete Milliardenklage der Regierung gegen die Zigarrettenhersteller fallenzulassen. Einzelne Geldhäuser schwärmen schon von einem Kurspotenzial zwischen 25 und 50 Prozent.

Auch könnten die Aktien der Pharmahersteller von einer Wahl des Texaners stimuliert werden: Denn Gegenspieler Gore will den Arzneimittelmarkt, vor allem die Preise, schärfer regulieren - dies würde Druck auf die entsprechenden Aktien ausüben. Kontrahent Bush sieht einen solchen Schritt nicht vor. Darüber hinaus könnten die großen Rüstungsunternehmen von den als militärfreundlicher angesehenen Republikanern einen Schub erhalten.

Die Aktionäre von Microsoft hätten ebenfalls Anlass zu Hoffnung: So soll Bush erwägen, die Kartellklage gegen das Softwarehaus zu stoppen und somit die gerichtlich verordnete Aufspaltung zu verhindern. Ein neuer Supreme Court könnte eine industriefreundlichere Grundhaltung haben, hegen Bill Gates & Co. Und letztlich könnten die Notierungen von Wertpapierhäusern - wie Merrill Lynch oder Goldman Sachs - profitieren, weil Bush etwa in der Sozialpolitik marktwirtschaftlichere Ansätze favorisiert. Zudem hat der Republikaner eine Steuererleichterung von 1,3 Billionen Dollar in Aussicht gestellt - und all dieses Geld sucht nach Anlagemöglichkeiten.

Ein Sieg Gores könnte neben negativen Folgen in einzelnen Branchen für andere Industrien wiederum positiv sein. Der Demokrat gilt als ökologisch ausgerichtet, was die Aktien von Umweltfirmen wie Ballard Power fördern dürfte. Auch High-Tech-Firmen wie Sun Microsystems, Oracle oder AOL könnten profitieren, weil sich eine Aufspaltung Microsofts für den Rest der Industrie als förderlich erweisen könnte. Ein Sieg Gores wäre auch gut für den Rentenmarkt: Der Demokrat hatte versprochen, öffentliche Schulden zurückzukaufen - was die Notierung festverzinslicher Papiere erhöht.
 

05.11.00 00:30
1

1712 Postings, 8891 Tage KopiWer macht das Rennen ?

Bei der ersten multimedialen Präsidentschaftswahl in den USA nutzen die Parteien jedes Mittel, um ihre Botschaften unter das Wahlvolk zu bringen. Mit unerwünschten E-Mails haben sie nun heftige Kritik ausgelöst.

Die US-Republikaner sehen sich mit ihrer Kampagne eChampions2000 dem Vorwurf ausgesetzt, eine Massen-E-Mail-Kampagne, auch Spam genannt, ausgelöst zu haben. Auf der Homepage fordern sie ihre Unterstützer auf, so viele E-Mails an Freunde, Nachbarn und Familienmitglieder zu versenden wie möglich. Nach der Registrierung auf den Seiten bekommt man zweimal wöchentlich Mails zugeschickt, in denen über Veranstaltungen, die Kandidaten und die Wahl im November informiert wird. Diese Mails sollen dann weiterverschickt werden.

Die Demokraten warten mit einer ähnlichen Kampagne auf. Sie werben auf ihrer Seite mit dem Slogan "Make History" und fordern ihre Wähler auf, E-Mails mit Informationen über die Kampagne von Al Gore und Joe Lieberman weiterzusenden. Die Demokraten fordern die Teilnehmer auf, die Mails an mindestens zehn Freunde oder Familienmitglieder, die unentschlossen sind, welchem Kandidaten sie den Vorzug geben wollen, weiterzusenden.

"Böswillige Aktion"

Mitte Oktober häuften sich nach einem Bericht des Online-Magazins Wired.com die E-Mails des republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Betroffen waren auch die Postfächer von US-Bürgern ohne Freunde, Verwandte oder Nachbarn, die George Bush unterstützen. Dan Flanagan von der E-Mail-Marketingfirma, die die republikanische Kampagne begleitet, glaubt an eine böswillige Aktion. Jemand wolle das republikanische Wahlkomitee diskreditieren und als verrückten Spammer hinstellen, sagte er gegenüber Wired.com. "Es scheint, als hätte sich jemand legal registrieren lassen, den Text kopiert und eine Art Spam-Attacke gestartet."

Aktivisten, die gegen die unerwünschten E-Mails vorgehen, kritisieren die Republikaner. Auf der Webseite werde ganz deutlich zu Massen-E-Mails aufgerufen, sagte Jason Catlett, Präsident von JunkBuserts, einem Unternehmen, das sich dem Schutz der Privatsphäre widmet. "Unerwünschte E-Mail ist absolut unakzeptabel, ob sie von Bush, Gore oder dem Papst kommt", so Catlett zu Wired.com.

Wirtschaftlicher Schaden durch Spam auf 255 Mio $ geschätzt

Viele Empfänger empfinden unerwünschte E-Mails nicht nur als ärgerlich. Die Firma Brightmail, die E-Mail-Software herstellt, geht sogar von einem enormen wirtschaftlichen Schaden durch Spam aus. Sie hat berechnet, dass pro Jahr 9,125 Mrd. unerwünschte E-Mails verschickt werden. Brightmail legt bei der Kalkulation angenommene Kosten in Höhe von 2,8 US-Cent pro Nutzer zu Grunde, die durch verschwendete Zeit und Bandbreite für jede unerwünschte E-Mail anfallen. Bei jährlich 125,45 Spam-Mails pro User betragen die Kosten durchschnittlich 3,37 $. Die Gesamtkosten für alle Internet-Nutzer würden sich so im Jahr auf 255 Mio. $ addieren.

 

05.11.00 11:52

13475 Postings, 9053 Tage SchwarzerLordmeine Meinung

Nicht unbedingt wirtschaftspolitisch fundiert, aber alleine die konsequente Haltung für Umwektschutz und gegen die Tabakindustrie sind für mich Pluspunkte für Gore, ebenso begrüße ich seinen Weg des Schuldenabbaus sowie die eher monopolfeindliche Haltung (Microsoft). Das Charisma ist dabei eher unwichtig. Man kann auch mit seinem Amt wachsen, wer hätte schließlich von Eichel als einer recht positiven Figur für die dt. Finanzlage und als Börsenliebling gedacht?
Befürchte aber, daß Bush das Rennen macht.
S.Lord  

05.11.00 12:59

2505 Postings, 8667 Tage coppara>Wieder erneute Sticheleien ? - ojojoj *g*

Ich habe nur gesagt,- wenn es stimmt, was in der Zeitung "abgebildet" wurde
-darf er nicht Bundestrai(oh verzeihung) President werden! *ggg*

<img


@SL - ich teile Deine Meinung...und danke (Du weist wofür).

Gruß
coppara  

05.11.00 14:24

2505 Postings, 8667 Tage copparaSiehe oben.



MfG
coppara  

05.11.00 16:32

4690 Postings, 8616 Tage proxicomiPM Strong Buy, Bush gewinnt hier nicht Deutschland

wer raucht ist selbst schuld. die amis sind hoffentlich nicht so durchgeknallt wie die rot/grüne minderheit hier in deutschland. erst wählen,
sich dann über spritpreise und sonstige einschnitte beschweren.
bei den amis wählt gott sei dank, das kapital.




gruß proxi  

05.11.00 19:01

2505 Postings, 8667 Tage copparaDas ist das Bild, dass ich oben zeigen wollte!!!



Riesengruß
coppara  

06.11.00 12:33

1564 Postings, 8801 Tage stiller teilhaber@proxi

... nur daß 'kapital' hier auf beiden seiten wählt.
heißt (wie auch der artikel deutlich macht): wird hier zum glück sehr viel differenzierter gesehen und nicht im alten klischee-schwarz-weiß-rundumschlag -
rot/grün ist per se schlecht für's kapital und schwarz grundsätzlich gut !

es bleibt spannend bis zur wahl.

@sl - um charisma geht es in diesem wahlkampf wohl eher nicht (hat nach meiner ansicht keiner der kandidaten). bush wollen interessanterweise hier einige auf keinen fall im weißen haus sehen (scheint jedoch - besieht man das kopf an kopf rennen - die etwas stärkere lobby zu haben). positiv ist auf jeden fall: amerika ist es unter den demokraten die letzten jahre nicht schlecht gegangen; so, why change a winning horse ?

wir werden sehen. es bleibt spannend bis zur wahl.

grüße
stiller teilhaber
 

06.11.00 12:51

4690 Postings, 8616 Tage proxicomi@ stiller teilhaber

deshalb auch meine salamonische wortwahl.

vielen dank st für deine moralische unterstützung.

also hoffen wir beide für die republikaner!!

gruß proxi
 

06.11.00 14:03

1712 Postings, 8891 Tage KopiAl Gore hofft auf eine unerwartete Wende


Von Gerard Baker, Washington

Präsidentschaftskandidat Al Gore setzt einen Tag vor der US-Wahl auf das Prinzip Hoffnung. Der Demokrat beschwört das "Truman-Phänomen"; Harry Truman konnte bei der Präsidentschaftswahl 1948 überraschend Tom Dewey besiegen, obwohl er in den Umfragen hinten lag.

Das, so teilt Al Gore seit einigen Tagen seinem Publikum mit, werde sich am Dienstag wiederholen. Einige seiner Vorgänger hatten in einer ähnlichen Lage ebenfalls auf dieses Prinzip gesetzt. Aber obwohl sie tapfer beschworen, es Truman nachzumachen, ist es in den zwölf Wahlen seit 1948 keinem Kandidat mehr gelungen, die Umfragen mit einem besseren Wahlergebnis Lügen zu strafen.

Acht Umfragen sind am Wochenende veröffentlicht worden. Alle kamen zum gleichen Schluss: George W. Bush führt und zwar mit durchschnittlich drei Prozentpunkten. Seit Beginn der Fernsehdebatten vor einem Monat haben sich die Umfrageergebnisse kaum verändert. Der Vorsprung mag zwar gering sein, scheint sich aber hartnäckig zu halten.

Andererseits räumen Wahlbeobachter ein, dass Gores Chancen, den Erfolg Trumans zu wiederholen, größer sind als die seiner Vorgänger in ähnlicher Ausgangslage. Bush führt so knapp, dass Unwägbarkeiten wie die Wahlbeteiligung oder kurzfristige Meinungsänderungen alle Prognosen über den Haufen werfen könnten.

Konstellation im Wahlgremium entscheidend

Bei diesem knappen Abstand zwischen beiden Kandidaten kann auch das Wahlgremium, "Electoral College", immer noch für eine Überraschung sorgen; Präsidentenwahlen in den USA werden nicht direkt durch die Stimmen der Bevölkerung entschieden, sondern durch so genannte Wahlmänner und -frauen. Diese werden in den Staaten bestimmt. Derjenige Kandidat, der die meisten Wählerstimmen in einem Staat erhält, gewinnt alle Elektorenstimmen, die diesem Staat zustehen.

Theoretisch könnte ein Kandidat hauchdünn in genügend Staaten gewinnen, um die Mehrheit der Wahlmänner und -frauen insgesamt hinter sich zu bekommen. Dann kann er es sich auch leisten, in den übrigen Staaten haushoch zu verlieren. In der Wählergunst läge der Kandidat bei einer solchen Konstellation zwar hinten, im Wahlgremium, und das ist ausschlaggebend, jedoch vorne.

Obwohl Bush in den Umfragen führt, liegen die Prognosen für beide Kandidaten tatsächlich näher beieinander, wenn man sich die Schätzungen Bundesstaat für Bundesstaat anschaut. Derzeit sieht es so aus, als könnte Gore fünf der neuen größten Staaten - Kalifornien, Florida, Pennsylvania, Illinois und Michigan - knapp gewinnen und zwei weitere - New York und New Jersey - mit einem etwas deutlicheren Vorsprung.

Bush wird seinen Heimatstaat Texas wohl klar gewinnen und mit großer Wahrscheinlichkeit auch Ohio. In diesen neun Staaten werden beide Kandidaten insgesamt voraussichtlich etwa die gleiche Anzahl an Stimmen bekommen.

Dennoch hätte Gore bei diesem Ergebnis bereits 190 Wahlmänner und -frauen auf seiner Seite und Bush nur 53. Gore fehlten dann im "Electoral College" nur noch 80 weitere Stimmen aus den übrigen Staaten zur absoluten Mehrheit, die er braucht, um ins Weiße Haus einziehen zu können.

Drei wichtige Staaten

Die Präsidentenwahl wird wahrscheinlich in drei Staaten entschieden: Florida, Pennsylvania und Michigan. Zusammen haben sie 64 Wahlmänner und -frauen. Wenn Gore alle drei Staaten für sich entscheiden kann, wird es spannend werden. Siegt Bush in nur einem dieser drei, dürfte wiederum er Präsident werden.

Eine ähnliche Situation gilt für den Kongress. Die Republikaner halten dort bisher die Mehrheit in beiden Kammern, im Repräsentantenhaus wie im Senat.

Im Senat müssten die Demokraten fünf Sitze zugewinnen, um die Mehrheit zurückzuerobern. Nach jüngsten Umfragen haben sie dazu die Chance. Sie führen in drei bisherigen Republikaner-Staaten, in Florida, Minnesota und Delaware. In Michigan und Washington liegen die Kandidaten beider Parteien gleichauf.

Auch Senatoren und Gouverneure stehen zur Wahl

Ungewöhnlich ist die Senatswahl in Missouri, das bisher einen Republikaner nach Washington entsandt hat. Gouverneur des Staates, der Demokrat Mel Carnahan, starb vor drei Wochen bei einem Flugzeugabsturz. Seine Witwe will den Sitz im Senat an seiner statt einnehmen, sollten die Bürger mehrheitlich den Namen ihres Mannes ankreuzen.

Die Demokraten müssen um mindestens zwei Senatssitze fürchten: In Virginia hat Chuck Robb seinen Rückstand auf den republikanischen Gouverneur George Allen zum Teil aufgeholt, liegt aber immer noch zurück. In New York hat Hillary Clinton nur noch einen leichten Vorsprung auf den Republikaner Rick Lazio.

Im Repräsentantenhaus müssen die Demokraten sieben Sitze hinzugewinnen, um die Mehrheitsverhältnisse für sich zu entscheiden. In 30 Wahlbezirken, die meisten bisher republikanisch, scheint der Wahlausgang offen. Den Demokraten werden im Repräsentantenhaus Zugewinne von zwei bis zehn Sitzen vorhergesagt. Auch Kandidaten für das Repräsentantenhaus können also 24 Stunden vor Öffnung der Wahllokale noch auf das Prinzip Hoffnung setzen.

 

06.11.00 15:23

1564 Postings, 8801 Tage stiller teilhaberinteressante insight zum thema

auch wenn dieser bericht jetzt nicht unmittelbar etwas mit einfluß auf die börse zu tun hat.
für alle, die die us-wahl ein bißchen tiefgreifender interessiert (especially für crocodiehl, bzw. unsere discussion von vorhin im ariva chat :-) )

Gore kämpft gegen Gore

Ralph Nader, der Kandidat der Grünen, könnte Al Gore mit links und fünf Prozent Anhang den Wahlsieg stehlen - Leitartikel

Von Uwe Schmitt

Ralph heißt die Kanaille. Sein Name ist verflucht unter Amerikas Demokraten, die es fünf Tage vor der Wahl immer mehr mit der Angst bekommen. Ralph Nader, der Kandidat der Grünen, könnte Al Gore mit links und fünf Prozent Anhang den Wahlsieg stehlen, sagen sie und möchten den legendären Verbraucheranwalt am liebsten verbieten oder auf Zeit verhaften lassen. In Oregon kommt Nader auf zehn Prozent, im ganzen pazifischen Nordwesten strömen Tausende zu seinen Veranstaltungen. Nicht einmal Kalifornien scheint mehr gesicherte Gore-Besatzungszone zu sein. Wenn Gore verliert, ist der Mann mit dem Dolch bekannt.
Im frühen Herbst noch hatten Al Gore und die Seinen "St. Ralph", den spinnerten Baum-Umarmer und Korruptionsjäger, milde als Heldentrophäe der siebziger Jahre verlacht. Aufrecht und ehrenwert, ja gewiss, auch klug sei der Princeton-Historiker und Harvard-Jurist. Aber doch nicht mehr als ein Schrumpfkopf verblichener Sozialkritik, der das "Duopol" der Demokraten und Republikaner korrupt nennt und das System reinigen will wie alle aussichtslosen Kandidaten dritter Parteien vor ihm. Die Parteien schlossen ihn von den Fernsehdebatten aus, unter 15 Prozent gäbe es keine Mitgliedschaft im Klub. Offenbar hatte kein Demokrat damit gerechnet, dass Gore, allen Umfragen zufolge, weniger als eine Woche vor der Wahl vier bis fünf Prozentpunkte hinter George W. Bush liegen würde.

Nun schmeicheln sie Nader, flehen ihn an, solidarisch zu verzichten, mobilisieren Kulturprominenz wie die Feministin Gloria Steinem gegen ihn. Sie beschwören sogar seine Anhänger in einem halben Dutzend unsicheren "Battleground"-Staaten, ihre Stimmen mit Demokraten in Hochburgen zu tauschen. Ihr Guru möge ja seine fünf Prozent bekommen - welche die Partei 2004 für Wahlkampferstattung aus Steuermitteln qualifizierte -, aber nicht um den Preis einer Niederlage Gores. Doch Nader, der zum dritten Mal kandidiert und mit strikt von Privatleuten eingeworbenen Spenden von fünf Millionen Dollar nur eine lässliche Monatsausgabe der beiden Großen zur Verfügung hat, bleibt ganz kalt. George W. Bush macht der Streit so keck, dass er sich selbst in Kalifornien Chancen ausrechnet. Und Al Gore lässt sich hinreißen, Nader einen (widerwilligen) Büttel des Big Business zu schimpfen.

In Wahrheit heißt die Kanaille Albert. Nur Gore könne Gore um die Präsidentschaft bringen, sagt Nader mit Recht. Nur der wohl fähigste und einflussreichste US-Vizepräsident der Geschichte, dem der Gouverneur aus Texas weder intellektuell noch an politischer Substanz das Wasser reichen kann, vermag den Sieg zu verspielen. Wie? Durch Kleinmut, Opportunismus, Arroganz und einen humorlosen Ehrgeiz, der jedermann spüren lässt, wie lüstern er das Amt begehrt. Alles, was den brillanten Politiker und von seiner Mission durchdrungenen Weltverbesserer auszeichnet, kann gegen ihn verwandt werden. Dafür sorgt er, nicht Nader. Wenn Al Gore nun um Staaten buhlen muss, die er sicher glaubte, und Naders Protestwähler fürchtet, dann vor allem deshalb, weil sich all seine Sachkenntnis und soziale Sensibilität eben nicht zusammenfügt zu dem, was Amerikas Wähler von ihrem Präsidenten ersehnen: dass er etwas Größeres schafft als die Summe seiner Pläne.

John F. Kennedy hat man diese charismatische Zauberei, mit knappster Mehrheit, geglaubt, auch Ronald Reagan und Bill Clinton. Der Wahlkampf 2000 aber langweilt und stößt ab, weil er alle unterfordert. Weil er dem sentimentalen Amerika weder Glorie verspricht, noch Opfer von ihm verlangt. Es ist die schmerzende Dürftigkeit beider Kandidaten, die Ralph Nader in die Hände spielt. Naturgemäß zu Lasten von Gore steht da ein Mann ohne Chance, aber mit Vision, arm an Mitteln, umso weniger bestechlich. Allzu viele sind es nicht, die Naders Verheißung einer progressiven Sammelbewegung folgen. Zusammen mit jenen 52, vielleicht 53 Prozent der Amerikaner jedoch, die nicht wählen werden, sind sie in ihrer Ohnmacht irritierend und mächtig.

Ralph Nader ist weder Kanaille noch Königsmacher. Er macht starrsinnig darauf aufmerksam, warum immer weniger Amerikaner wählen - und dann nicht den besseren Mann, sondern das kleinere Übel. Heiße es nun Al Gore oder George W. Bush.

@proxi: wieso hoffen wir beide für die republikaner ????

grüße
stiller teilhaber  

07.11.00 11:35

1712 Postings, 8891 Tage KopiBush siegt in kleinen Dörfern


Die ersten Stimmen bei der Wahl des neuen US-Präsidenten sind an George Bush gegangen. Der Kandidat der Republikaner war am Dienstag in zwei abgelegenen Dörfern im Bundesstaat New Hampshire, Hart's Location und Dixville Notch, siegreich. Er erhielt 38 Stimmen, der Demokrat Al Gore kam auf 18. In den beiden Siedlungen mit diesmal insgesamt 57 Wahlberechtigten wird traditionsgemäß zuerst gewählt. Ansonsten öffnen die ersten Wahllokale um 12 Uhr mitteleuropäischer Zeit.

206 Millionen US-Amerikaner können heute den Nachfolger von Bill Clinton wählen, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Das Rennen zwischen den beiden wichtigsten Kandidaten, dem texanischen Gouverneur Bush und Vizepräsident Gore, war auch kurz vor Beginn der Wahl völlig offen. Bush kann den jüngsten Prognosen zufolge mit dem Sieg in 26 Staaten und mit 255 Wahlmännerstimmen rechnen. Gore dagegen hat 15 Staaten und die Hauptstadt Washington hinter sich, was ihm 241 Wahlmännerstimmen bescheren würde. Insgesamt werden 538 Wahlmännerstimmen vergeben, für einen Sieg werden mindestens 270 benötigt.

Bush hat allerdings ein dickeres Polster als sein Gegner: Bei den 241 Wahlmännerstimmen, die Gore in den Prognosen zugeschlagen wurden, sind diejenigen aus den Staaten Pennsylvania, Michigan, Minnesota und Wisconsin bereits enhalten. Aber gerade dort hat Bush zuletzt stark aufgeholt. Erschwerend kommt für Gore hinzu, dass der Kandidat der Grünen, Ralph Nader, in Umfragen zwischen drei und fünf Prozent Zustimmung erhält – Stimmen, die eher aus dem Wählerpotenzial des liberalen Demokraten kommen als aus demjenigen des konservativen Republikaners.

Clinton appelliert an das Volk

Präsident Clinton hatte die Wähler am Wochenende in einer Radioansprache zu einer hohen Wahlbeteiligung aufgerufen. Wählen sei der wichtigste Akt in der Demokatie, sagte er am Samstag in San Francisco und fügte hinzu: „Nun, Sie kennen meine Entscheidung. Was aber wichtig ist, ist Ihre Entscheidung. Es steht viel auf dem Spiel.“ Clinton erwähnte in seiner Ansprache keinen der beiden Hauptkandidaten. Den Republikanern warf er aber indirekt vor, mit ihrer Mehrheit im Kongress wichtige Entscheidungen für Durchschnittsverdiener über soziale Sicherheit, Gesundheitsversorgung und Schulwesen blockiert zu haben.

Den Grund für das enge Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Bush und Gore sieht Clinton in der hohen Lebensqualität mit einhergehender Bequemlichkeit vieler Amerikaner: „Wir müssen alle wählen gehen, auch und gerade, wenn es uns gut geht, um genau diesen Wohlstand zu erhalten. Das ist unsere Pflicht als amerikanische Bürger.“

Gewählt wird auch der Kongress

Bei der Wahl am Dienstag entscheiden die Wähler auch über die Zusammensetzung des Kongresses. Zu wählen sind alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses und 34 der 100 Senatoren. In beiden Häusern des Kongresses haben die Republikaner derzeit die Mehrheit. Gewählt werden außerdem elf von 50 Gouverneuren der Einzelstaaten.

Hochrechnungen und Ergebnisse

FOCUS Online informiert Sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch über Hochrechnungen, Ergebnisse und Reaktionen. Nach Schließung der ersten Wahllokale um 24 Uhr (MESZ) ist mit ersten Trendmeldungen in der Zeit zwischen 0.30 Uhr und 1 Uhr zu rechnen. Das Ergebnis der Präsidentenwahl wird zwischen 4 und 5.30 Uhr erwartet.

07.11.00, 11:10 Uhr


 

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