Während man diverse Finanzkennzahlen vglw. leicht errechnen und bewerten kann, da Börsenunternehmen ja ihre Umsatz-, Gewinn- und Kostenpositionen angeben müssen, ist dies bei den anderen Faktoren nicht der Fall. Zum Markt- und Wettbewerb erhält man wenig Infos, detaillierte Produktinfos ebenso wenig. Daher muss man sich da über so etwas wie gruenderszene, TechChrunch, Crunchbase, WSJ, NYT, FAZ, Youtube (aber keine Börsenclips/-channels) und sog. Konferenzpapers informieren. Und mit einem profunden Wissen über die Digitalszene kann man aus den News und Berichten von Wirecard vielmehr herauslesen!
1) "Bei einem verteiltem Markt" kommt es in der Digitalszene zu ganz wenigen Kundenwechseln. Wirecards Kunden sind Firmen, und die wechseln nicht wie Privatleute mal ebenso ihre Anbieter. WMF deinstalliert und abmontiert doch nicht sein Kassensystem, denn das würde ein Wechsel bedeuten. Wertberechtigungsbedarf auf den Kundenstamm resultieren viel eher durch Insolvenzen der Kunden, da kleine Shops es im Web sehr schwer haben. Und auf diese ganz kleinen kann man sowieso verzichten, so viel an Transaktionsvolumen steckt da eh nicht. Es ist wie bei Google AdWords. Googles freut sich zwar, wenn der lokale Handwerksbetrieb mal für 100 ? Anzeigen schaltet, aber wenn er nach 6 Monaten damit aufhört, weil es sich für ihn nicht lohnt, stört das Google ebenso wenig. Denn was für Google zählt, zählt auch für Wirecard. Die größeren Player bauen dafür ihr Engagement aus. Zalando gibt pro Woche mehr Geld für Google AdWords aus, als dieses Forum wertmäßig an Wirecardaktien besitzt (außer Hr. Braun ließt hier mit ;-) ).
1b) Wirecard ist technologischer Führer in der Branche. Jeder will mit Wirecard kooperieren. Apple, Google, Alibaba, SES-imagotag, Credit Agricrole, VISA, Mastercard, etc. pp. Und Braun sagte neulich bei Bloomberg, jeder Händler spart grundsätzlich 3-5% an Kosten wenn er die Wirecard-Suite nutzt. Einfach, weil die so ein gutes Risk Management bietet. Auch erweitert Wirecard sein Ecosystem. Auch finanziell steht Wirecard besser da als Adyen oder Worldpay. Auch haben die Konkurrenten, ebenfalls ein Klassiker, ihre Märkte geografisch abgesteckt. Und das ist sinnvoll. Adyen zb. hat ein enormes Klumpenrisiko, weil sie als Billiganbieter ganz wenige, aber dafür bekannte und große Namen haben, z.B. eBay und Netflix als Kunden haben. Wenn da aber einer von weggeht, haben die ein Riesenproblem. Und es ist für Wirecard leichter, zum Billiganbieter zu werden, als Adyen die Preisführerschaft. Denn wie wollen sie diese begründen, bei schlechterer Leistung?
2) Klar, ständig kommen News rein, dass es hier ein neues Fintech-Startup, da eine neue Kryptowährung gibt und sich dort, dort und dort Märkte konsolidieren und Player zusammenschließen. Und wo stört das bitteschön Wirecard? Nirgends. Sie haben eine Kundenbasis, für die zu 90% der Lock-In-Effekt zutrifft. Sie haben es nicht nötig, zusammenzugehen, weil sie selbst ganz offensichtlich stärker sind, als solche ein Zusammenschluss. Sie haben extrem viel First-Mover-Advantages, sie sind kein One-trick-Pony (wie viele der Fintechs), sie bedürfen keinen Finanzierungsrunden um zu wachsen, nee, überhaupt zu leben, sie entern schrittweise den Finanzmarkt von der einfachen Seite her; nämlich der Datenseite. Es ist einfacher, als Datenunternehmen andere Märkte zu disrupten, als umgekehrt. Die Tech-Giganten fürchten sich doch nicht wegen Überschriften, wie "Barclays gibt auch ein Wallet raus", "Morgan Stanley bietet Robo-Advisor an" oder "UBS investiert 20 Mrd. CHF in ihre IT". Andersherum fürchten sich diese Firmen aber, wenn es heißt "Google, Apple, Paypal und Co." analysieren den Payment-Markt".
- Wirecard ist aus Startup-Sicht auch ein klarer Exitkanal, statt eines Konkurrenten. Fragt doch mal in der Münchner Fintech-Szene nach. Da will es kein Gründer und Investor mit Wirecard aufnehmen, sondern die wollen alle bei Wirecard landen!!!
- Und wer meint, dass es eine übermäßige Konkurrenzsituation gäbe, möchte ich folgendes vor Augen führen: Die Digitalisierung bringt Branchenkonvergenz mit sich. Firmen, die früher keine Konkurrenten waren, werden es nun. Da mag man den Überblick verlieren, ja, macht man sich dann die Mühe genauer hinzuschauen, erkennt man, dass die Großen immer gewinnen, dass sich die einzelnen Leistungen/Produkte unterscheiden (FinTech ist nicht gleich FinTech) und auch viel Unkenntnis, Naivität und Hysterie mitpubliziert wird. Wirecard ist weder eine Universalbank (Sparkasse), noch ein reines E-Wallet (Paypal), noch ein Call-Center (wie früher), noch ne reine Kreditvergabeplattform (Smava, Kreditech), noch eine IT-Banksoftware/IT-Systemhaus (GFT), noch ein Kassensystem (Square/SumUp), noch ein Kartenterminal (Ingenico), sondern, wie z.B. auch Google, von allem etwas. Sie sind eine Plattform!
Und weil ich mich nun nur auf die Kunden- und Konkurrenzsituation beschränke, hier ein früherer Post zur Erinnerung: 1) Zum Kundenwachstum/-stamm: https://www.ariva.de/forum/...-2014-2025-497990?page=799#jump24812982 Zitat: "Der Artikel enthält weitere Zahlen von Ende 2016 und es ist einfach faszinierend zu sehen, wie die Skalierung greift: Kundenbestand damals: 28k mittel&große Händler und 150k Kleine. Kundenbestand heute: 38k mittel&große Händler und 212k Kleine. -> Ein Kundenbestand, der Jahre brauchte zu generieren, hat sich in 18 Monaten um (konservativ gerechnet) ein Drittel erhöht.
EBITDA damals 307 Mio. ?, für 2018 geplant ca. 550 Mio. ?. Wachstum ist also nicht nur um ein Drittel, sondern sogar um 80% gesteigert worden. Heißt: Das Wachstum kam nicht nur von den neuen Kunden, sondern auch der Umsatz mit den Altkunden wuchs. Und weil die Kundenakquise zunehmend ein Selbstläufer wurde und weil die Integrationskosten sinken, bleibt auch mehr hängen. -> Aus 33% mehr Kunden, wurden 80% mehr EBITDA"
Und so wie Google mehr Geld damit verdient, indem sie all den Webseiten, News Portale und Shops eine Werbeplattform (Google Adwords) und Analysesoftware (Google Analytics) zur Verfügung stellt, statt selbst eine Webseite/Newsportal/Shop zu betreiben, lohnt es für Wirecard mehr, die Zahlungsabwicklung und Datenauswertung bereitzustellen für Bezahlapps, Shops, Buchungsportale, etc., als solche Digitalservices selbst zu betreiben.
Und bevor jetzt wieder jemand fragt: Nein, und ich wiederhole mich da gerne, ich habe weder ein Kursziel, noch eine bestimmte Haltedauer, noch ein KGV für Wirecard. So etwas Schwammigem und meiner Meinung nach Wenig-Hilfreichem bediene ich mich nicht, sondern anderen Kennzahlen, z.B., wenn die Q3-Zahlen final herauskommen, ob das organische EBITDA größer als organischer Umsatz war, wie zuletzt: Organisches Wachstum: Q2/18 Umsatz 25,3%, EBITDA 33,5% Q1/18 Umsatz 25,1%, EBITDA 26,7% Q2/18 Umsatz 24,2%, EBITDA 28,4% Q1/17 Umsatz 25,3%, EBITDA 27,0% Quelle: https://www.ariva.de/forum/...-2014-2025-497990?page=797#jump24784076
Mich interessieren Angaben, aus denen man die Skalierung sieht und kein 0815. ;-)
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