boerse.de: Bei 35 zu teuer - bei 70 ein Schnäppchen?

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eröffnet am: 22.11.01 14:15 von: index Anzahl Beiträge: 1
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1125 Postings, 8763 Tage indexboerse.de: Bei 35 zu teuer - bei 70 ein Schnäppchen?

Ronald Gehrt:

Bei 35 zu teuer - bei 70 ein Schnäppchen?

Eines der faszinie-rendsten Phänomene an der Börse ist, dass die Marktteilnehmer oft so sehr im Bann der sich permanent bewegenden Kurse stehen, dass sie nicht bemerken, wie sehr ihr Verhalten von eben diesen Kursbewegungen be--ein-flusst wird. Ein Paradebeispiel hierfür ist Siemens:

Seit Ende Mai gehörte Siemens zu den größten Verlierern im Dax: Von 90 auf 35 Euro in nur vier Monaten. Gewinneinbruch, keine Dynamik, viel zu schwerfällig, so die einhellige Ansicht der Akteure.. Als Siemens am 21. September unter 40 Euro fiel, waren die Umsätze riesig. Wer will in solchen Zeiten schon eine Siemens im Depot haben?

Heute hat sich der Kurs verdoppelt - in zwei Monaten. Bei knapp 70 Euro ist das Kaufinteresse plötzlich immens. Was war passiert? Es muss ja eine beeindruckend bullishe Nachricht vorliegen, dass ein derart plötzlicher Umschwung möglich ist - oder?

Nein - muss es nicht. Das Einzige, was in diesem Zeitraum an Überraschungen auf den Tisch kam, waren die jüngsten Quartalszahlen - und die fielen deutlich schwächer als erwartet aus. Und in der Tat - das war der Auslöser für den Aktienkurs, noch einmal einen Gang hochzuschalten. Argument: Die katastrophalen Zahlen seien doch ein eindeutiger Beleg dafür, dass es nicht mehr schlimmer werden kann! Sie sehen:

Die steigenden Kurse ziehen die Investoren derart in den Bann, dass sogar absurde Argumente als "völlig logisch" akzeptiert werden. Das ging noch nie gut. Letztes Beispiel: Die Endphase der Millenniums-Rallye. Und dabei handelt es sich nur um eines von vielen Indizien dafür, dass die Kurse das jetzt erreichte Niveau nicht werden halten können. Es bedeutet indes nicht, dass die Wende nach unten schon morgen kommt. Denn nur, weil die Kurse objektiv betrachtet zu weit in eine Richtung laufen, muss nicht schon morgen die Kehrtwende anstehen. Immerhin kann dieser Bann einer Hausse oder Baisse noch recht lange wirken. Die Kurse im Februar 2000 waren längstens zu hoch, und doch stiegen die Märkte noch wochenlang weiter, und auch im September diesen Jahres war unverkennbar, dass hier nur noch die Baisse die Baisse nährte.

Für das konkrete Timing hat sich in den vergangenen Jahren insbesondere die Candlestick-Analyse als verlässlicher Indikator erwiesen - es besteht daher keine Not, schon jetzt Puts zu ordern. Aber man sollte zumindest vorbereitet sein, denn auch beim Turnaround des 21. September wurde nicht lange geklingelt!

Mit besten Wünschen Ihr

Ronald Gehrt

 

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