Die Weltwirtschaft wartet in diesen Tagen nicht auf Erlösung, sondern auf Kreuzigung. Wenn Trump seinen Zollwahn nicht beendet, droht eine globale Flut von Gewinnwarnungen.
Der Tag vor Ostern ist gänzlich ungeeignet, unbequeme Wahrheiten auszusprechen. Wir alle warten auf Erlösung und Auferstehung und nicht auf politische Düsternis und einen ökonomischen Höllentrip.
Und dennoch muss es gesagt werden. Denn auf den Sokrates-Satz „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ kann sich keiner, der in diesen Tagen vertraulich mit Großinvestoren und Unternehmensführern spricht, herausreden. Alle Entscheidungsträger wissen, was Sie auch wissen sollten: Das Schlimmste kommt erst noch.
Der Welt droht Flut von Gewinnwarnungen, falls Trump Zollkrieg nicht abbläst
Der Grund: Die Politik von Donald Trump beeinflusst die Geschäftspläne aller global agierenden Unternehmen, da die bisherigen Annahmen der Businesspläne über Lieferketten, Wachstumszahlen, das Konsumentenverhalten und insbesondere die Preise (die Einkaufspreise wie die Verkaufspreise) obsolet geworden sind. Wenn Trump seinen Krieg gegen die Globalisierung nicht überraschend abbläst, wird bald eine Flut von Gewinnwarnungen erfolgen, die den Kapitalmarkt erschüttern, die Konsumentenlaune eintrüben und die Kreditbücher der Banken belasten dürfte.
Warum hier ein Automatismus wirkt: Die Gewinnwarnung ist eine vom Gesetzgeber vorgeschriebene Projektion, die alle Anleger vor bösen Überraschungen schützen soll. Auch wenn die Gewinnwarnung selbst für die meisten Kleinanleger und viele Beschäftigte eine Überraschung darstellt.
Wer entscheidet: In jedem börsennotierten Unternehmen gibt es einen sogenannten ‚Ad-hoc-Ausschuss‘ – in dem ist immer der CFO vertreten. Dort wird nach den Inputs des Prüfungsausschuss-Vorsitzenden und der Wirtschaftsprüfer entschieden. Die Angst vor Anlegerklagen sitzt allen im Nacken.
Warum die Flut der Gewinnwarnungen bislang ausblieb
Warum die Flut der Gewinnwarnungen bisher ausblieb: Die Vorstandsvorsitzenden sind durch ihre Finanzvorstände sehr wohl im Bilde, dass die alte Planung keinen Bestand haben wird. Aber dieselben Finanzvorstände können anstelle der alten Klarheit keine neue Gewissheit präsentieren, weshalb sie in Szenarien rechnen.
Fakt ist: Die Welt entzieht sich derzeit der Vorhersehbarkeit. Diese Szenarien – die Finanzexperten sprechen vom „Forecast“ – sind gleichwohl die Vorarbeiten für das „Profit Warning“.
Trump hantiert mit Zollsätzen, als wären sie Dynamitstangen
Schonfrist: Noch warten die Finanzchefs und die Ad-hoc-Ausschüsse ab. Die Ironie der Geschichte: Durch seine erratischen Entscheidungen macht es der US-Präsident, der mit Zollsätzen wie mit Dynamitstangen hantiert, den Beteiligten leicht, die Gewinnwarnungen aufzuschieben. Noch könnte Trump sich zur Umkehr entscheiden. ...
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