Infineon ruft Ende der Halbleiter-Krise aus München (dpa) - Nach einem kleinen Gewinn zum Start ins neue Geschäftsjahr will Infineon auch im weiteren Jahresverlauf vom Aufschwung an den weltweiten Halbleitermärkten profitieren. «Sämtliche Geschäftsindikatoren zeigen, dass sich die Halbleiterindustrie nun endlich in einer Aufschwungphase befindet», sagte Infineon-Chef Ulrich Schumacher in München. Damit sei die bisher schlimmste Halbleiter-Krise wohl vorbei. Wegen der andauernd niedrigen Preise für Speicherchips und wegen des schwachen Dollars sind die Erwartungen bei Infineon aber insgesamt noch immer gedämpft. In den vergangenen drei Geschäftsjahren hatte Infineon drastische Verluste gemacht. Erst zum Ende des Geschäftsjahres 2002/03 (30. September) kehrte das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zurück. Im ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres sank der Überschuss nun im Vergleich zum Vorquartal von 49 auf 34 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen stieg aber entgegen den Analystenerwartungen leicht von 67 auf 70 Millionen Euro. Nur der Bereich drahtgebundene Kommunikation schrieb noch Verluste. Der Infineon-Aktienkurs stieg nach Bekanntgabe der Quartalszahlen um zeitweise knapp vier Prozent auf 12 Euro. Der Umsatz ging im Quartalsvergleich um 8 Prozent auf 1,62 Milliarden Euro zurück. Damit stand Infineon aber besser da als vor einem Jahr. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern 1,44 Milliarden Euro Umsatz und einen Verlust von 40 Millionen Euro gemacht. Im laufenden zweiten Quartal, das traditionell schwächer ausfällt als das Weihnachtsquartal, hofft Finanzchef Peter Fischl ebenfalls wieder zumindest auf schwarze Zahlen. Trotz der starken Währungseffekte und des Preisdrucks kündigte Schumacher an: «Wir erwarten für alle Segmente ein stabiles Wachstum im Jahr 2004.» Der Konzern wolle schneller wachsen als die Konkurrenz. Schumacher deutete an, dass der Umsatz in jedem Fall mit mehr als 15 Prozent zulegen soll. Im Bereich Automobilelektronik will der Konzern vom Trend zu neuen Automodellen mit immer höheren Elektronikanteil profitieren. Auch die drahtgebundene Kommunikation soll im laufenden Geschäftsjahr auf einen Wachstumskurs zurückkehren. Schumacher kündigte an, das Geschäft mit Glasfaserkomponenten, das zuletzt 150 Millionen Euro Umsatz ausmachte, in eine eigene Einheit auszugliedern. Ein Verkauf sei nicht ausgeschlossen. Die Infineon Technologies AG (München) lädt ihre Aktionäre an diesem Dienstag zur Hauptversammlung nach München. Dabei wollen Aktionärsschützer insbesondere das Aktienoptions-Programm für den Vorstand kritisieren. Wie zuvor schon die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre kündigte auch die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) an, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Die Aktionärsschützer kritisieren, dass der Aktienkurs nur um jährlich 0,7 Prozent steigen müsse, damit die Vorstände ihre Optionen einlösen können. «Eine derartige Selbstbedienungsmentalität kann nicht auch noch mit einer Entlastung belohnt werden», sagte DSW-Sprecherin Daniela Bergdolt. © WELT.de (Ticker) |