Wie stark fallen die Diamantenpreise gerade – und warum?Im Mittelpunkt der „Bloomberg“-Story steht das Unternehmen De Beers, das bei der Vorstellung seiner Halbjahreszahlen kürzlich einen Rückgang des Umsatzes mit Rohdiamanten von 3,3 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 2,5 Milliarden Dollar bis Ende Juni 2023 einräumen musste. Auch der Bruttogewinn der Gruppe rauschte im Vergleich zu 2022 um 63 Prozent nach unten. Die CFO Sarah Kuijlaars führte „makroökonomischen Gegenwinde“ (u.a. die Inflation) sowie große Restbestände an geschliffenen Steinen als Gründe an. Zudem seien die Jahre 2021 und 2022 außergewöhnlich gut und schwer zu wiederholen gewesen. Getrübte Verbraucherlaune also, gepaart mit einer Marktkorrektur nach dem Pandemie-Hoch für Gold, Edelsteine sowie (gebrauchte) Luxusuhren. Laut „Bloomberg“-Informationen passte De Beers die Verkaufspreise pro Karat in der Folge bereits mehrfach an, so beispielsweise von 1400 Dollar (Juni 2022) auf etwa 850 Dollar im Juli dieses Jahres. Wobei dieser Abwärtstrend keineswegs alle Gewichtsklassen von Diamanten betrifft, aber dazu gleich mehr.
Im Gespräch mit dem US-Medium räumte das Unternehmen weiterhin ein, dass die wachsende Nachfrage bei im Labor erzeugten Diamanten – mit der Tochter Lightbox ist De Beers auch hier aktiv – ein wenig „kannibalisierend“ gewirkt habe. Deren Anteil am Exportumsatz der Branche hat sich seit 2017 von einem auf neun Prozent gesteigert, und berücksichtigt man das niedrigere Preisniveau der LG-Diamanten („lab-grown“), dürfte sich ihr Mengenvolumen sehr deutlich erhöht haben. Einer der größten Produzenten in diesem Bereich ist China, gefolgt von Indien und den USA. Warum boomen Labor-Diamanten (gerade jetzt)?Die eben erwähnte Steigerung bei Produktion und Exporten von gezüchteten Diamanten, besonders innerhalb der letzten fünf Jahre, hat mehrere Gründe. Der offensichtlichste Faktor ist die sich rasant verbessernde Technologie, die Steine von höchster Güte und in Größen jenseits der 30 Karat ermöglicht. Dies führte zu einem wachsenden Interesse bei Schmuckmarken, die nicht geschürfte Diamanten zuvor als „bling“ für billige Dekorationsobjekte, Discount-Preziosen oder industrielle Zwecke abtaten. Dadurch gelang der Sprung vom Onlineshop für „Tinnef“ in die Auslagen der Juweliere und damit in den Mainstream. Nicht zu unterschätzen ist auch die hohe Sensibilität der Käuferschichten aus Buchstaben-Generationen wie Y, Z oder Alpha gegenüber den sozialen und Umweltfolgen der Minenförderung von Edelsteinen. Gleichzeitig dürften Sanktionen gegen den russischen Konzern Alrosa, der knapp ein Drittel der weltweiten Rohdiamanten schürft, die Suche nach Alternativen beschleunigt haben. Last not least trägt die andauernde Inflation in den USA und Europa dazu bei, dass Kunden empfänglicher für das gleiche Glitzern zu niedrigerem Preis werden und Marken wie Händler ein passendes Angebot schaffen wollen. Während ein lupenreiner nicht gefasster Neunkaräter aus einer Mine in Botswana für Millionenbeträge versteigert wird, ist die Laborvariante für um die 200.000 Dollar zu haben. Dementsprechend „bullish“ blicken Analysten auf die Entwicklung des Marktes für von Menschen erschaffene Rohdiamanten: Im Jahr 2030 könnte er Schätzungen zufolge bereits 14,5 Milliarden Dollar wert sein. Große Optimisten sehen gar die Chance, dass die Kategorie „lab-grown“ bis dahin die Minen-Diamanten überholt – je nach Prognose im Karatvolumen oder Gesamtmarktwert, also vom Handel mit ungeschliffenen Steinen bis zum fertigen Ring oder Collier. ...
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