Mobilfunk: Christoph Vilanek im Interview Freenet setzt auf das mobile Internet - und Hamburg Von Rolf Zamponi 11. Dezember 2009, 05:24 Uhr
Der Chef des norddeutschen Unternehmens über neue Entwicklungen auf dem Handy und den Standort Hamburg. Freenet-Chef Christoph Vilanek beim Besuch des Abendblatts auf dem Dach des Axel-Springer-Hauses. Der 41-Jährige blickt zuversichtlich auf 2010, erwartet keinen Einbruch im Mobilfunkgeschäft.
Freenet-Chef Christoph Vilanek beim Besuch des Abendblatts auf dem Dach des Axel-Springer-Hauses. Der 41-Jährige blickt zuversichtlich auf 2010, erwartet keinen Einbruch im Mobilfunkgeschäft. Foto: Michael Rauhe
Hamburg. Ein Unternehmen im Umbruch: Nach dem Verkauf der Berliner Freenet-Tochter Strato an die Telekom ist aus der Büdelsdorfer Aktiengesellschaft ein fast lupenreines Mobilfunkunternehmen geworden. Doch der Umbau hat auch Arbeitsplätze gekostet. So musste das Talkline Call-Center in Elmshorn geschlossen werden. Es war Freenet nicht gelungen, einen neuen Betreiber für das Unternehmen zu finden. Nach den Verkäufen soll aber nun die Belegschaft nicht weiter reduziert werden, verspricht Christoph Vilanek, der seit Mai als Vorstandsvorsitzender an der Spitze des Unternehmens steht.
Das Abendblatt sprach mit Vilanek über den künftigen Kurs von Freenet, über den Abbau von Schulden, neue Arbeitsplätze in Hamburg und über technische Möglichkeiten mit den Handys der Zukunft.
Hamburger Abendblatt: Im kommenden Jahr dürfte die Arbeitslosigkeit bundesweit deutlich steigen. In Spanien und Großbritannien ging nach ähnlicher Situation das Mobilfunkgeschäft stark zurück. Droht Freenet ein wirtschaftlich schlechtes Jahr 2010?
Christoph Vilanek: Die Arbeitslosigkeit mag steigen, aber wir können bisher nicht erkennen, dass sich beim Mobilfunk viel ändert.
Abendblatt: Warum?
Vilanek: Zunächst einmal haben die positiven Meldungen aus den vergangenen Wochen die Stimmung verbessert. Zudem telefonieren die Deutschen weniger als Spanier und Engländer, bei denen der Einbruch spürbar war. Letztlich sind von der Arbeitslosigkeit aber vor allem Kunden betroffen, die keine Verträge haben, sondern zuvor bezahlte Guthaben abtelefonieren. Einen starken Einbruch im Mobilfunkgeschäft erwarten wir also nicht. Diese Gefahr wird an uns vorübergehen.
Abendblatt: Freenet ist zuletzt deutlich geschrumpft.
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Vilanek: Stimmt. Aber der Umbau geht auf einen Plan zurück, der vor eineinhalb Jahren festgelegt wurde. Ende des Jahres werden wir bei etwa 4500 Beschäftigten liegen. Das sind gut 1500 weniger als zum Jahresbeginn. Dahinter steckt der Verkauf der Tochter Strato, die Speicherplatz im Internet anbietet, an die Telekom, der Verkauf des DSL-Geschäfts an United Internet und die Abgabe unserer Callcenter. Leider ist dabei der Verkauf des Talkline-Call-Centers in Elmshorn gescheitert. Dort wird zum Jahresende 370 Mitarbeitern gekündigt. Die meisten von der Umstrukturierung Betroffenen wurden aber übernommen oder haben inzwischen einen neuen Job gefunden.
Abendblatt: Ist damit der Umbau zu einem Unternehmen für Mobilfunk und mobiles Internet abgeschlossen?
Vilanek: Die Belegschaft bleibt jetzt konstant. Allenfalls kleinere Aktivitäten oder Beteiligungen könnten noch verkauft werden. Konkrete Gespräche gibt es aber derzeit nicht.
Abendblatt: Wie wird sich der Freenet-Standort Hamburg weiter entwickeln?
Vilanek: Wir haben in diesem Jahr 50 Stellen geschaffen, vor allem für Programmierer und Online-Redakteure. Hamburg ist für diese Klientel ein idealer Arbeitsmarkt. Die Mentalität aus der Zeit der New Economy ist erhalten geblieben. Zusammen mit den Beschäftigten für Werbung und Marketing arbeiten jetzt 440 Beschäftigte in der Hansestadt für Freenet.
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Häufige Betrugsvarianten im Internet:
Abendblatt: Mit dem Verkauf von Strato und den DSL-Aktivitäten kamen 400 Millionen Euro in die Kasse. Was machen Sie mit dem Geld?
Vilanek: Mit diesen Einnahmen werden wir die Schuldenlast aus dem Kauf von Debitel auf unter 800 Millionen Euro abgebaut haben. Für 2009 erwarten wir als Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 405 Millionen Euro, dabei ist Strato noch weiter berücksichtigt. Damit würden wir unser Ziel erreichen, die Schulden auf das Doppelte des operativen Ertrags zu drücken.
Abendblatt: Wird es für 2009 eine Dividende geben?
Vilanek: Unser Geschäftsmodell generiert vergleichsweise viele Einnahmen und daher wissen wir um die Erwartung der Anleger hinsichtlich einer Dividende.
Abendblatt: Freenet hat vor dem Kauf von Debitel 50 bis 60 Cent gezahlt - wie hoch könnte eine Dividende ausfallen?
Vilanek: Wir streben eine hohe Ausschüttung und damit eine signifikante Dividende an - für eine konkretere Aussage ist es heute aber noch zu früh.
Abendblatt: Wo wird Freenet künftig wachsen?
Vilanek: Zunächst wird es darum gehen, die gesamten Online-Angebote, also etwa Nachrichten, Sport oder Reiseangebote, für das mobile Internet zugänglich zu machen. Bei den Internet-Anbietern wird es künftig zu einer Konsolidierung kommen. Für Partnerschaften mit Unternehmen ist Freenet mit seinen 7,5 Millionen Internet-Adressen und 1,7 Millionen Singles, die das Portal für ihre Treffen nutzen, keine schlechte Adresse.
Abendblatt: Und beim Mobilfunk?
Vilanek: Bei den Telefonen gibt es immer mehr Innovationen. So etwa Geräte mit Radio, bei denen ein Titel aufgenommen und im Telefon als MP3 gespeichert werden kann. Solche Telefone müssen direkt nach dem Kauf im Laden erklärt werden. Da rechnen wir uns als Unternehmen einiges aus. Schon weil Freenet mit mehr als 6000 Läden und Vertriebspartnern das bundesweit dichteste Vertriebsnetz hat. |