Naja, aber Solarworld dürfte auch über eine Liquidität von über 250 Mio. € verfügen inkl. der 130 Mio. € Mitgift von Bosch und ohne den 50 Mio. €-Kredit der Katarölscheichs. Somit dürfte die Nettofinanzverschuldung von Solarworld irgendwo in einer Größenordnung von um die 200 Mio. € liegen zu Ende Q1. Die Verschuldung von Solarworld ist mittlerweile sehr überschaubar !!! und die Finanzschuden von 435 Mio. € müssen zudem erst in 2018 zurückbezahlt werden. Solarworld ist mittlerweile sehr solide finanziert.
Auch das mit "Zudem boomt in Europa gar nichts. Hier kakt der Markt grad richtig ab" ist nur die halbe Wahrheit. Das Kleinanlagengeschäft ist bei weitem nicht so stark betroffen. Sieht man z.B. an Deutschland. Der deutsche Solarmarkt ist in 2013 um 4,3 GW bzw. 57% auf 3,3 GW eingebrochen. Das Kleinanlagengeschäft (bis 10 kW) ist dagegen in 2013 nur um 105 MW bzw. 15% auf 594 MW zurückgegangen !! Ähnlich sieht es in Italien aus. Das Kleinanlagengeschäft ist das Kerngeschäft von Solarworld. Den Nachfragerückgang in Europa hatten vor allem die Chinesen.
Das kleine Dachanlagengeschäft ist in Europa einigermaßen stabil und mit Deutschland (594 MW), Italien (rd. 500 MW) und Großbritannien (rd. 400 MW) hat Europa drei große Kleinanlagengenmärkte und mit der Niederlande, Schweiz, Österreich und Frankreich gibt es auch noch Märkte mit jeweils über 150 MW im Kleinanlagengeschäft. Da gibt es also durchaus noch genügend an Nachfrage im Kerngeschäft von Solarworld in Europa.
Zudem machen sich die Mindestpreise in der EU für die China-Solaris mit 0,56 €/W mittlerweile deutlich bemerkbar und die deutschen OEM-Modulanbieter wie IBC Solar oder Mage-Solar, die ja als pseudo deutsches Solarunternehmen im Markt auftreten, sind mit ihren chinesischen OEM-Module auch von den Mindestpreisen betroffen. Dazu ist der Solardiscounter Conergy, der ja fast wie die Chinesen sehr preisaggressiv in Europa unterwegs war, endlich Pleite. Von der Konkurrenzsituation sieht es für Solarworld in diesem Jahr in Deutschland wie auch in der gesamten EU deutlich besser aus wie noch im letzten Jahr.
In den USA hat sich Solarworld fast komplett neu aufgestellt (Leasingprgramm wurde nahezu verdoppelt, Management wurde ausgetauscht, rd. 400 Mitarbeiter wurden entlassen, Waferproduktion wurde großteils stillgelegt). Dazu scheint es so zu sein, dass den China-Solaris ab Ende März (26. März) neue Strafzölle in den USA drohen. Wenn die kommen, dann sollte das mal ganz sicher nicht negativ für Solarworld sein. In diesem Jahr wird in den USA im Kleinanlagengeschäft ein Volumen von über 1 GW verbaut werden und es wäre ja gelacht wenn Solarworld an diesem Wachstum von ca. 20 bis 30% nicht antizipieren könnte. Zumal ja das US-Leasinggeschäft deutlich ausgeweitet wurde.
In Japan scheint Solarworld auch langsam in den Markt rein zu kommen wie auf der PV EXpo in Tokio vor 2 Wochen zu erfahren war. Jedenfalls verkauft sich in Japan das Glas/Glas-Modul derzeit recht gut. In Japan kann man mit Made in Germany noch punkten. Genau so wie im Mittleren Osten wo ja derzeit erst ein Solarmarkt entsteht und die Katarlöscheichs als Großaktionär können dort den Türöffner spielen.
Das kleine und mittlere Aufdachanlagengeschäft ist das Kerngeschäft von Solarworld, aber meines Erachtens wird der Dreh- und Angelpunkt für das Wachstum von Solarworld das Projektgeschäft sein und nicht das einigermaßen stabile Aufdachanlageschäft.
Im Segment der Solarkraftwerke spielt sich das große Wachstum ab bei Solar. Mit der hohen Liquidität von wohl über 300 Mio. € inkl. den 130 Mio. € von Bosch und dem 50 Mio. €-Kredit der Katar-Ölscheichs ist Solarworld von der Cashseite her super ausgestattet um groß in das internationale Projektgeschäft einzusteigen. Die finanzstarken Kataris können sicher auch hilfreich sein mit Bürgschaften oder Sicherheiten oder gleich als Eigenkapitalgeber. Dazu passt ja auch, dass Solarworld neben der hochmodernen Bosch-Zellproduktion auch eine 200 MW große Boschmodulproduktion übernommen hat, die großteils 72 Zellenmodule für das Großprojektgeschäft produziert. Ich gehe mal fest davon aus, dass wir in absehbarer Zeit einiges von Solarworld hören werden über große Projekte. Vielleicht sehr bald schon aus Jordanien und auch aus Katar wo ja Qatar Solar Tech in der Nähe der neuen Polysiliziumproduktion ein 20 bis 30 MW großes Solarkraftwerk bauen will. Aus den USA sollte dann auch das eine oder andere eigene Projekt umgesetzt werden.
Die Rahmenbedingungen für den Solarworld-Restart sind jedenfalls richtig gut und der Restrukturierungsprozess ist beendet und der hat mal sicher den einen oder anderen Kunden im letzten Jahr verunsichert. Bis auf Europa wächst Solar weltweit, die Modulpreise sind sehr stabil und die Chinesen können bei weitem nicht mehr so extrem preisaggressiv auf dem Markt auftreten wie noch vor einem Jahr (es gibt kaum noch Kredite in China). Auch nicht zu vergessen, Solarworld wird Ende des Jahres an billiges Polysilizium ran kommen aus dem Katar-Joint Venture. Bis jetzt musste Solarworld deutlich mehr für Polysilizium bezahlen aufgrund der blöden langfristigen Abnahmeverträge als die Konkurrenz.
Solarworld könnte eine super Turn Around-Story in diesem Jahr werden. Wie es Turn Around-Storys so an sich haben, sie sind halt riskant. Klappen sie aber, dann winken super Gewinne.
In die alte Solarworld wäre ich nicht rein, aber jetzt gibt es halt quasi eine neue Solarworld mit einer sehr soliden Bilanz, mit einer sehr überschaubaren Verschuldung, mit einer hochmodernen Zellproduktion von 700 MW mit der man jetzt auch im Monobreich gut aufgestellt ist, mit einem neu aufgestellten US-Geschäft, mit einem teilweise neuen Aufsichtsrat und mit einem sehr finanzstarken Großaktionär, der wohl auch ein strategisches Interesse an Solarworld hat. Die Kataris möchten ja nicht nur ein Polysiliziumfabrik betreiben, sondern die wollen ja in 1 bis 3 Jahren in Katar die ganze solare Wertschöpfungskette in ihrem Land haben und dazu braucht es einen Technologiepartner und der ist Solarworld. Auch davon sollte Solarworld profitieren können. |