DaxVestor-Kolumne: Was ist los mit Siemens?
§02.11.2006 12:52:00
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Das BenQ-Debakel brachte den Siemens-Konzern wieder einmal in die negativen Schlagzeilen. Schon sehr lange gab es die Probleme mit der Handy-Sparte. Doch das sind beileibe nicht die einzigen.
Gemischtwarenladen Siemens
Neben der ehemaligen Handy-Sparte, deren trauriges Ende auch ein Symbol für das Scheitern in einer wichtigen Zukunftstechnologie ist, waren und sind es immer die gleichen Konzernteile, die den Analysten und Anlegern Sorgen machen: Die Communications-Sparte und die Siemens Business Services (SBS). Diese Sorgenkinder verdrängen oftmals die Tatsache, dass es auch Wachstumsfelder im Siemens-Konzern gibt, so zum Beispiel die Medizintechnik oder die Sektoren Energie, Wasser, Mobilität und Sicherheit. Vor allem von der Medizintechnik versprechen sich die Analysten einen überproportionalen Wachstumsbeitrag – und Siemens forciert dieses Geschäftsfeld mit Zukäufen. Erst vor kurzem wurde verkündet, dass die Diagnostik-Sparte von Bayer für 4,2 Mrd. Euro den Besitzer wechseln soll. Im April hatte sich Siemens bereits durch die Akquisition des US-Labordiagnostik-Unternehmens DPC verstärkt. Und im Geschäftsfeld Energie hatte die Übernahme der österreichischen VA-Technologie für Schlagzeilen gesorgt.
Sanierungstempo zu langsam
Im Gegenzug wollte man die Sanierung der chronischen Verlustbringer Handy, SBS und Com vorantreiben. Dass man dabei nicht sehr zielgerichtet vorangegangen ist, zeigt das Beispiel BenQ-Siemens. Viel zu spät machte sich der Siemens-Konzern ernsthaft Gedanken über einen Verkauf und schwächte so die Verhandlungsposition. Das Ende von BenQ-Siemens ist bekannt. Doch auch bei SBS und Com ist das Sanierungstempo nicht atemberaubend. Dies ist auch der Grund für die Skepsis mancher Analysten, die sich durch die Ankündigung von Siemens, SBS weiterführen zu wollen, bestätigt sahen. SBS trägt fünf Prozent zum Konzernumsatz bei, Com ist mit einem Anteil von 14 Prozent deutlich gewichtiger. Auch ist es fraglich, ob die bislang angekündigten Restrukturierungsmaßnahmen, so etwa die Verschmelzung der SBS-Sparte mit der IT- und Softwaresparte zum Arbeitsfeld SIS ausreichen.
Charttechnik mit positiven Signalen
Etwas schlauer, was die Fortschritte bei Siemens anbelangt, könnte die Finanzwelt am 9. November sein, für den die Bilanzpressekonferenz für das abgelaufene Geschäftsjahr angekündigt ist. Sieht man sich den Chart der Siemens-Aktie an, dann drängt sich der Eindruck auf, dass bereits jetzt viele Börsianer auf eine positive Entwicklung bei Siemens setzen. Lange Zeit war die Aktie auch im Vergleich zum Mitbewerber General Electric ein Underperformer. Mit dem Break des Widerstands bei 69,30 Euro hat die Aktie die seit Mai anhaltende Konsolidierungsphase beendet und – zumindest aus Sicht der Charttechnik – den Weg für weitere Kursgewinne frei gemacht.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter:
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Gruss Ice
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Börsengewinne sind Schmerzengeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld...(A.K.)