| Der Truppenversorger A 1412 Frankfurt liegt in Kiel. Das Schiff soll am Nahost-Einsatz der Bundesmarine teilnehmen. |
Tel Aviv/Damaskus/Berlin (dpa) - Deutschland wird deutlich mehr als 2000 Soldaten in einem Marineverband zum Schutz der libanesischen Gewässer entsenden. Nach dpa-Informationen aus Fraktions- und Bundeswehr-Kreisen vom Freitag wird das Bundestagsmandat für den UN- Einsatz auch Sanitäter und Ersatzkräfte umfassen und somit über den bisher genannten 1200 Soldaten liegen. Der Chef des Bundesnachrichtendienstes, Ernst Uhrlau, traf unterdessen am Freitag zur Vermittlung eines Gefangenenaustausches zwischen der libanesischen Hisbollah und Israel in Beirut ein. Nach Angaben von libanesischen Sicherheitskreisen wurde er von einer fünfköpfigen Delegation begleitet. Bei Uhrlaus Besuch geht es angeblich auch um die Festnahme von verdächtigen Libanesen im Zusammenhang mit den missglückten Zugattentaten in Deutschland. Für die Freilassung der von Hisbollah-Kämpfern verschleppten zwei israelischen Soldaten fordert die radikal-islamische Organisation, dass mehrere ihrer in Israel inhaftierten Mitglieder freikommen. Israel hatte die Entführung seiner beiden Soldaten als Anlass zum kriegerischen Vorgehen gegen die Hisbollah genommen. Uhrlau hatte Anfang 2004 schon eine wichtige Rolle bei einem Gefangenaustausch gespielt. Damals kamen über 400 Araber gegen einen von der Hisbollah gekidnappten israelischen Geschäftsmann frei. Die Bundesregierung hat alle Vorkehrungen getroffen, um nach Vorliegen der förmlichen UN-Anfrage Beiruts rasche Beschlüsse zur Entsendung der Soldaten fassen zu können. Die Bundestags-Abstimmung wird am Freitag kommender Woche erwartet - es wird mit einer klaren Mehrheit gerechnet. «Wir sind darauf eingerichtet, dass wir schnell handeln können», sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Israel forderte vor Beginn von Gesprächen über einen Gefangenenaustausch mit dem Libanon ein Lebenszeichen der beiden Soldaten, die am 12. Juli verschleppt worden waren. Vorbedingung sei zudem, dass die beiden Israelis an die libanesische Regierung übergeben werden, zitierte die israelische Tageszeitung «Jediot Achronot» ranghohe Regierungsvertreter in Jerusalem. Der Sonderbeauftragte der israelischen Regierung für die Freilassung der Soldaten, Ofer Dekel, sei vor einigen Tagen in geheimer Mission in Deutschland gewesen. Syrien ist nach den Worten von UN-Generalsekretär Kofi Annan bereit, alle erforderlichen Maßnahmen für einen Stopp von Waffenlieferungen an die Hisbollah umzusetzen. Nach einem Treffen mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad sagte Annan am Freitag in Damaskus, Assad unterstütze auch die Entwaffnung der Milizen im Libanon und sei zu «normalen diplomatischen Beziehungen» mit Beirut bereit. Der russische Außenminister Sergej Lawrow will in der kommenden Woche Israel, die Palästinensergebiete und den Libanon besuchen. Bei der Nahost-Visite am 7. und 8. September stehe auch Syrien auf dem Programm, teilte das Außenministerium in Moskau mit. Unterdessen gibt es in der israelischen Regierungskoalition Streit um die Untersuchung von Fehlern im Libanon-Krieg. Verteidigungsminister Amir Perez forderte eine staatliche Untersuchungskommission mit erweiterten Befugnissen und ging damit auf Konfrontationskurs zu Ministerpräsident Ehud Olmert. Unter dessen Führung waren getrennte Untersuchungskomitees für das Militär und die politische Führung beschlossen worden. Der Verlauf des Krieges wird von vielen Israelis als missglückt empfunden. Erklärte Ziele wie die Freilassung der verschleppten Soldaten und eine Entwaffnung der Hisbollah wurden nicht erreicht. Das italienische Kontingent für die UN-Friedenstruppe ist mit fünf Kriegsschiffen vor der südlibanesischen Hafenstadt Tyrus eingetroffen, wie italienische Medien berichteten. An diesem Samstag sollen die ersten 1000 Soldaten an Land gehen. Insgesamt will Italien rund 2500 Soldaten entsenden. Die spanische Regierung beschloss die Entsendung von bis zu 1100 Soldaten. Madrid werde das Kommando über eine multinationale Brigade haben. Alle Meldungen der Rubrik Politik auf einen Blick |