Guter Ansatz, leider aber fachlich nicht präzise. Boeing bilanziert nach IFRS 2018, Stichwort " Umsatzrealisierung bei Erfüllung einer Leistungsverpflichtung". Ich kenne die genauen Verträge seitens Boeing mit den Airlines nicht, aber es ist durchaus denkbar, dass mit Bereitschaft zur Werksabnahme schon ein wesentlicher Bestandteil erfüllt ist und es entsprechend im Umsatz bewertet werden kann. Am Ende ist aber einfach nur Zahlen von links nach rechts gedreht.
Viel Entscheidender in der Situation ist für mich der fehlende Cashflow. Erklärung: Überlicherweise gibt es in der Industrie verschiedene Zahlungssteps bei Großprojekten 1.) Anzahlung nach Auftragseingang 2.) Teilzahlung nach Lieferung 3.) Schlussrate nach Endabnahme. In der Regel beträgt die Anzahlung ca. 20-40%, bei der Marktstellung von Boeing kann man aber eher von 40% ausgehen! Die letzte Schlussrate ist in den mir bekannten Verträgen immer 10%. Dadurch das Boeing aktuell keine 737 ausliefern kann, können Sie den Kunden die 2te und 3te Rate (60%) nicht in Rechnung stellen. Dies bedeutet bei 50 Auslieferung a 100mio fehlende Mittelzuflüsse pro Monat von 3mrd $, die von Boeing anderweitig finanziert werden müssen. Hinzu kommen die Rückstellung für Schadenersatz+Strafzahlungen in unbekannter Höhe. Boeing hat zwar ein Cashpolster, aber wenn dieser Zustand nun mehrere Monate andauern sollte, werden Sie gezwungen sein, die Produktion vorläufig zu stoppen. Meiner Meinung nach wird die 737 MAX soll schnell keine Freigabe erhalten, da vermutlich die Zulassung neu geprüft werden wird, das Softwareupdate ausführlich getestet werden muss und verschiedene Behörden bereits angekündigt haben selbstständig die Zulassung prüfen zu wollen. |