Also erstmal danke für Deine konstruktive, wenn auch nicht immer anständig formulierte Kritik.
Punkt 1: Ja, ich nehme den Durchschnittsgewinn der letzten sechs Jahre. Theoretisch kann ich bis zum Jahr 1994 zurückgehen, aber machst Du das generell auch bei Unternehmen wie Siemens oder Coca-Cola? Ich meine ja, irgendwann is gut und man muss nicht Jahrzehnte an Gewinnen präsent haben, um sich ein Urteil bilden zu können. Auch nicht, wenn die letzten sechs Jahre Deiner Meinung nach "nur Boomjahre" waren. Barclays ist keine US-Bank und wird wohl hoffentlich auch nie so werden wie die geworden sind. Und allein die Tatsache, dass BCS auch in 2008 noch einen Gewinn erwirtschaften konnte, lässt m. E. die Aussage zu, dass eben die letzten sechs Jahre für BCS nicht überzogen waren sondern halt gute Jahre aber auch nicht mehr. Wenn jetzt sechs schlechte kommen sollten, dann wird in meinen Augen die Welt für Barclays auch nicht Kopf stehen. Es weiß wohl keiner, wie lange die aktuelle Krise andauern wird. Selbst wenn sie, wovon ich nicht ausgehe, fünf lange Jahre anhalten sollte, so würde danach auch irgendwann mal wieder "die Sonne am Markt" aufgehen, sprich die Kurse würden steigen, so wohl auch der von Barclays. Es hängt halt auch immer etwas vom eigenen Horizont ab, wie lange man auf einen Sonnenaufgang warten kann...
Punkt 2: Ehrlich gesagt, verwundert mich aber die Aussage zu negativen/sinkenden Gewinnen in der DCF-Berechnung. Ich bin mir nicht sicher, ob wir über dasselbe sprechen, aber anscheinend bist Du ein Experte auf dem Gebiet. Jedenfalls habe ich eine solche Formel, die diese Annahmen erlauben würde, noch nicht gesehen. Aber mach doch einfach mal ein Beispiel mit der Dir zugänglichen Formel, damit ich sehen kann, wie das funktioniert. OK?
Punkt 3: Was genau Du mit dem WACC (Weighted Averag Cost of Capital) machst, würde mich auch interessieren. Jedenfalls habe ich den nie gebraucht. Ich vermute mal stark, dass das in meinem Fall der Benchmarkrendite auf einen bestimmten Index entspricht. Diese habe ich mit 11% p. a. angenommen. Das ist meines Wissens die historische Rendite auf die großen Indizes. Einen speziellen "Bankenindex" habe ich nicht hergenommen, weil ich mir vorstelle, dass langfristig die Abweichungen nicht so sein werden, dass es sich lohnen würde.
Punkt 4: Keine Ahnung, was Du mit Volatilität bezüglich WACC meinst. Kannst mir das aber auch gern erklären.
Punkt 5: Die Kapitalmaßnahmen sind ein Problem, sicherlich. Aber wie hoch sind die eigentlich? Hast Du genaue Zahlen? Soweit ich das momentan überblicken kann, sind sie nicht dergestalt, dass eine Verwässerung von mehr als 20-30% herauskäme. Damit kann ich ehrlich gesagt noch leben, gerade bei dem Schrumpfkurs der letzten Wochen.
Punkt 6: Barclays hat, soweit ich mitgelesen habe, Teile von Lehman zu absoluten Notverkaufspreisen ergattert, darunter auch Immobilien in bester Lage zu einem Preis, der dem Verkäufer sehr weh getan haben muss. Wenn ich das mit der Akquisition von Merrill durch BofA vergleiche, dann hinkt das extrem gewaltig. BofA hat einen absolut überzogenen Preis für eine Schießbude wie Merrill bezahlt (wohl auch aufgrund von Druck seitens der Regierung, nehme ich an), und sieht sich jetzt riesigen Löchern gegenüber, die angeblich nicht mal Ken Lewis zuvor erkannt haben will. In meinen Augen ist die BofA reif für Schadenersatzklagen der Aktionäre. Bei Barclays sehe ich das aber anders. Keine Ahnung, wie Du einfach so dazu kommst, diese Fälle zu vergleichen. Da kann ich auch einen Apfel mit einer Birne vergleichen. |