Hätten alle ökologisch bewussten Leute brav Cola in Dosen gekauft und heimlich die Getränkedosen verscharrt, dann würde ein gutes Stück ökologischer Wahnsinn nun dem Aussterben geweiht sein. Es ist schon etwas verwickelt. Die gute alte CDU - Regierung hatte heimlich, still und leise den Pflichtpfand für Einweg - Getränkeverpackungen beschlossen. Aber nicht für alle, sondern nur für die ökologisch besonders unvorteilhaften. Also für die Einwegflasche und die Dose. Letztere war den ökologisch motivierten Menschen des schwarz - gelben Wespenstaates besonders suspekt. Die Produktion einer Alu - Dose verbraucht Unmengen an Energie - elektrischer Energie übrigens, für deren Erzeugung noch mehr Primärenergie verschwendet wird. Dosen verrotten zudem nicht gescheit, sie lassen sich zudem nicht ohne einen großen Geld- bzw. Energieeinsatz recyceln. Zudem ist jede Dose eine potenzielle Landschaftsverschandelung, ein auch für linksradikale Zwecke zu missbrauchendes gefährliches Wurfgeschoss, Getränke aus Dosen schmecken schlechter, aber leider hat zum Glück noch kein amerikanisches Kleinkind eine Dose verschluckt, sonst wären die Dinger sowieso schon längst an überzogenen Schadensersatzleistungen gescheitert. So oder so bleibt jedoch festzuhalten, dass Dosen in der Gesellschaft der Getränkeverpackungen eine echte Randgruppe sind, ökologisch betrachtet die übelsten Underdogs. Deshalb sollten sie mit einem Pflichtpfand unattraktiv gemacht werden, das längst überwunden geglaubte Ex und Hopp - Denken hatte als Verkaufsargument ausgedient. Wenn jemand Dose will, dann soll er Dose haben, weiß der Geier aus welchem Grund, aber NICHT weil er dann vom romantischen Frühlingspicknick unter blühenden Kirschbäumen weniger Müll - pardon - Wertstoff oder in Kreisläufen zirkulierendes Leergut mit nach Hause schleppen muss! So oder so ähnlich dürften Töpfer und seine Mitarbeiter damals gedacht haben. Dann jedoch läutete man als CDU - Regierung die allzubekannte Totenglocke für eine eigentlich echt gute Idee: Man suchte den Konsens mit der Industrie. Die jammert natürlich, all die schönen Investitionen, mit Pfand verkaufen wir weniger Dosen, die Wirtschaft ist in Gefahr und wir müssen 10000 Leute entlassen. Der dauergebeutelte Einzelhandel stimmt ein und gibt den zweiten Akt der Les Miserables: Ein Rücknahmesystem können wir uns beim besten Willen nicht leisten, Pleitewelle und Entlassungen drohen, und steigende Verbraucherpreise sind unumgänglich, dann lahmt die Konjunktur, und unser Wirtschaftsstandort ist dem Untergang geweiht. Anstatt dem Handel vorzuschlagen, Dosen einfach aus dem Programm zu nehmen, griff die Regierung zum Taschentuch, und bot einen Kompromiss an: Wenn es gelingt, Die Dosen vor der Haustür der Konsumenten einzusammeln, und wenn so gewisse Rücklaufquoten erfüllt werden, dann lassen wir das mit dem Dosenpfand. Die Quoten wurden aber nicht pauschal, sondern pro Getränkegattung entwickelt, und wenn sie unterschritten werden, dann kommt das Pflichtpfandsystem. Das aus diesem Gedanken entstandene Traumpaar - Grüner Punkt und gelber Sack - war schnell etabliert und spülte Geld in die Kassen der Kommunen. Bei Bierdosen ist es denn auch dauerhaft nicht gelungen, die Rücklaufquoten einzuhalten, und so kommt in diesem wichtigen Segment nun der Pflichtpfand - und beim Mineralwasser. Wenn aber die turboökologischen Deutschen nicht pflichtbewusst die unverzichtbaren Coladosen und Powerdrink - Konserven ihrem alltäglichen Mülltrennungsritual unterworfen hätten, dann gäbe es jetzt einen allgemeinen Dosenpfand. |