So wie ich es mir gedacht habe: DJ UPDATE3: Dt Bank trotz Milliardenbelastung mit Gewinn in 3.Quartal
13:50 03.10.07
(NEU: Weiterer Analystenkommentar, Aussagen von Ratingagentur S&P,
aktueller Aktienkurs)
Simon Steiner
Dow Jones Newswires
FRANKFURT (Dow Jones)--Die weltweite Finanzkrise hat auch die Deutsche Bank getroffen: Das Frankfurter Institut muss im dritten Quartal insgesamt 2,2 Mrd EUR abschreiben. Dennoch rechnet die Bank unterm Strich mit einem Gewinn von 1,4 Mrd EUR. An der Börse sorgte dies für Erleichterung. Die Aktien verteuerten sich am Mittwochmittag in einem nahezu unveränderten Gesamtmarkt um rund 2,5% auf 95,80 EUR.
Die verschlechterten Marktbedingungen auf Grund der weltweiten Kreditkrise hätten die Bewertung von Positionen im Geschäft mit fremdfinanzierten Übernahmen und im Handelsbuch negativ beeinflusst, teilte Deutschlands größtes Bankhaus am Mittwoch mit. Eine Neubewertung der Kredite und Kreditzusagen für Übernahmen im dritten Quartal führe zu einer Belastungen in Höhe von bis zu 700 Mio EUR. Die restlichen rund 1,5 Mrd EUR stammten aus dem Geschäft mit strukturierten Kreditprodukten, bei verbrieften Wohnungsimmobilien sowie aus dem Handel mit festverzinslichen Produkten und mit Aktienprodukten.
Dennoch erwartet die Deutsche Bank für das dritte Quartal einen Nettogewinn von 1,4 Mrd EUR. Dieser wird allerdings durch Steuererträge, insbesondere aus der Unternehmenssteuerreform in Deutschland, gestützt. Doch auch für die mittelfristige Entwicklung ist die Bank zuversichtlich: "Trotz eines herausfordernden Quartals für unsere Investmentbankeinheiten zeigten unsere stabilen Geschäftsfelder weiterhin eine gute Leistung. Nach der Phase der Marktkorrektur sehen wir wieder substantielle Möglichkeiten im Investmentbanking", sagte der Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann am Mittwoch auf einer Investorenkonferenz in London.
Daher halte die Bank an ihrem Kurs sowie an den Zielen für 2008 einschließlich eines Vorsteuergewinns in Höhe von 8,4 Mrd EUR unter der "Annahme normal funktionierender Märkte" fest, so Ackermann weiter. "Der Markt schaut auf 2008", sagte ein Analyst. Es sei daher sehr günstig, dass die Deutsche Bank ihre Ziele bestätigt habe.
Auch ein Aktienstratege begrüßte die Aussagen der Deutschen Bank: Das dritte Quartal müsse sehr gut gelaufen sein, wenn die Bank eine Nettogewinn von 1,4 Mrd EUR trotz der hohen Abschreibungen von 2,2 Mrd EUR erwarte. Nach Aussagen eines Händlers habe der Markt sogar mit Abschreibungen von 2,5 Mrd EUR gerechnet, so dass die niedrigere Zahl positiv zu werten sei. Obwohl die Volatilität an den Märkten zu einer enttäuschenden Entwicklung in Bereich "Corporate Banking & Securities" führe, bleibe die Ertragskraft des Konzerns insgesamt gut, sagte die Ratingagentur Standard & Poor´s (S&P).
Skeptisch äußerten sich dagegen die Analysten der Citigroup, die in den vorläufigen Quartalszahlen der Deutschen Bank eine Gewinnwarnung sehen. Die Angaben zum Vorsteuergewinn im dritten Quartal lägen unter den Erwartungen. Außerhalb des schwierigen Investmentbanking-Bereichs habe die Bank sich aber solide entwickelt und die Erwartungen übertroffen.
Als kritisch betrachten die Citigroup-Analysten zudem die Aussage, dass der Gewinn 2008 unter der Voraussetzung "normal funktionierender Märkte" bei 8,4 Mrd EUR liegen wird. Angesichts der starken Abhängigkeit vom Investementbanking sei die Deutsche Bank sensibler für sich verschlechternde Marktbedingungen als ihre Wettbewerber aus der Schweiz.
Überraschend kommen die jetzt veröffentlichten Abschreibungen bei der Deutschen Bank nicht: In einem Fernsehinterview hatte Ackermann bereits Belastungen aus der Krise am US-Markt für zweitklassige Immobilienkredite (Subprime) angedeutet. In Medienberichten war daraufhin von einer Belastung von bis zu 1,7 Mrd EUR spekuliert worden.
Die Abschreibungen bei dem Frankfurter Finanzhaus werden sich im Bereich "Corporate Banking & Securities" niederschlagen. Hier rechnet die Bank nun mit einem Quartalsverlust vor Steuern in der Größenordnung von 250 Mio bis 350 Mio EUR. Mit der Ergebnisentwicklung der "stabilen" Geschäftsfelder "Global Transaction Banking", "Asset and Wealth Management" und "Private & Business Clients" zeigte sich das Institut dagegen "sehr zufrieden".
Diese Unternehmensbereiche erzielten sehr gute Ergebnisse, die in Einklang mit den Erwartungen des Managements stünden, hieß es. Im Konzernbereich "Corporate Investments" werde das Institut im dritten Quartal sogar einen überraschend hohen Vorsteuerergebnis von rund 600 Mio EUR erzielen. Darin seien aber Gewinne aus dem Abschluss des Verkaufs des Gebäudes 60 Wall Street in New York sowie Gewinne aus anderen Vermögenswerten enthalten.
Mit der Bekanntgaben der Abschreibungen folgt die Deutsche Bank den beiden Großbanken UBS und Citigroup. Diese hatten bereits am Montag von hohen Belastungen berichtet. So geht die UBS für das dritte Quartal von einem Nettoverlust in der Größenordnung von 600 Mio bis 800 Mio CHF aus. Im Vorjahr waren noch 2,2 Mrd CHF Gewinn erzielt worden. Die US-Bank Citigroup rechnet im dritten Quartal wegen der Turbulenzen an den Kreditmärkten mit einem um 60% niedrigeren Ergebnis.
Auch die Commerzbank hatte bereits Rückstellungen für die US-Subprime-Krise von mindestens 80 Mio EUR abgekündigt. Ob diese allerdings ausreichend hoch angesetzt sind, konnte Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller nicht versprechen. Selbst wenn es zusätzliche Belastungen aus der Subprime-Krise gebe, werde davon das Wachstum der Commerzbank aber nicht beeinträchtigt, beruhigte Deutschlands zweitgrößte Bank. Liquidität und Refinanzierungskonzept sollten ausreichen, um auf alle Eventualitäten reagieren zu können.
Steigende Zinsen und fallende Immobilienpreise hatten in den USA in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass Schuldner mit geringer Kreditwürdigkeit den Zahlungen für ihre zweitklassigen Hypothekenkredite nicht mehr nachkommen konnten. Da die Forderungen aus diesen so genannten Subprime-Darlehen meistens gebündelt und als Kreditderivate über die Börse weiterverkauft wurden, sind auch Banken, Hedgefonds und andere institutionelle Investoren in Schwierigkeiten geraten. Weltweit hat dies an den Aktienmärkten für Turbulenzen gesorgt und die Liquiditätsversorgung der Banken untereinander beeinträchtigt.
-Von Simon Steiner, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 116,
simon.steiner@dowjones.com
(END) Dow Jones Newswires
October 03, 2007 07:19 ET (11:19 GMT)
Copyright (c) 2007 Dow Jones & Company, Inc. |