Die technische Situation mag eine andere sein, aber ich bin immer noch der Meinung, dass wir in einer Bärenmarktrally uns befinden. Das ist der Fall seit dem Jahr 2000 - als die Notenbanken und Politiker noch geglaubt haben, man könne Wirtschaftswachstum mit Erhöhung der Geldmenge herbeiführen. Das Finanzsystem aber ist so pervertiert, dass selbst Verdopplung der Geldmenge - egal in welchem Land - keine weiteren realwirtschaftlichen Einflüsse haben kann. Es kann temporär zu einer Stabilisierung der Finanzmärkte kommen, die wiederum in immer kürzeren Zeiträumen krisenanfällig(er) werden. Der aktuelle Wirtschaftszyklus dauert bereits 30 Monate (April 2009 - bis jetzt) und bildet damit den längsten Aufschwungszyklus der jüngeren Wirtschaftsgeschichte. Der Preis dafür waren massive, konzentrierte Konjukturprogramme seitens der Industriestaaten, von den Deutschland, als Erst- und Ersatzausrüster der Industrie am meisten profitiert hat. Wie die Finanzlage der Staaten aber derzeit ausschaut, dass lesen wir jeden Tag aus der Presse. Beim nächster Konjunkturabkühlung - und die wird naturgemäß kommen - gibt es keine Mittel - auch aufgrund der zugesagten Euro-Rettungsfonds - die als Konjunkturstabilisatoren eingesetzt werden könnten. Deshalb wird es sich um eine besonders scharfe Rezession handeln, die die Unternehmensgewinne massiv beeinflussen wird. Folglich fallen die Börsen umso schärfer, als es 2009 der Fall war. Ein weiteres Problemfeld - und aufgrund der zum Wirtschaftsvolumen überproportionaler Größe - sind die Banken, Da blick wahrlich keiner mehr durch. Im September sagte Lagarde der Kapitalbedarf beliefe sich auf $300 Mrd., nach dem letzten "StressTest" waren es nur noch $90 Mrd. - und der Fall der HRE - der den Bundeshaushalt nun um fast $60 Mrd. unterstreicht die tragische Blackbox-Situation im Bankwesen. Ein kleiner Umfaller bringt das gesamte System ins Wanken und schon sprechen wir von Billionen, gar Trillionen... also eine never-ending Story. Im Großen und Ganzen ist die aktuelle Rally nichts anderes als ein saisonaler Effekt - Monatsende, Jahresende, Hoffnung und weiss der Geier was noch... Sie wird jedoch ihr jähes Ende finden - ob das bei 6.600 oder bei 7.000 der Fall ist, das ist eigentlich egal, viel weiter aber, das trauen sich selbst die größten Berufsoptimisten nicht zu. Denn Optimismus in der Lage wenn man auf Sicht fährt ist nichts anderes als Dummheit. Und dumm sind die Kameraden aus der Politik, Bank- und Industriewesen nicht. Das ist aber nun meine Hoffnung. In diesem Sinne, einen guten Abend! Es grüsst herzlich, Contrade 121 |