Besonders die Zahlen der Kunden im ersten Halbjahr beachten!!! Hier sieht man die Realität....ach ja und was anderes als Anteile kaufen macht Drillisch auch noch: wenn das mit der Flaträääääät keine Drohung für die anderen ist?
ggg
Simply-Chef: „Nur über Flatrates können Mobilfunkpreise noch fallen“ Exklusiv-Interview mit Michael Radomski*
Michael Radomski, Geschäftsführer Simply Köln/Freiburg, 25.08.07-10:15 – Von einer „SIM-Karten-Schwemme“ könnte man sprechen, seit in Deutschland jeder Kunde über mindestens ein Handy verfügt und Mitte 2004 auch noch die ersten Discount-Anbieter an den Markt gingen. Während die Mobilfunkminuten zunehmend durch Simply, Simyo und Co. im Internet online und durch Tchibo, Aldi, REWE und Co. über den Einzelhandel unter das Volk gebracht werden, verschwindet seit Jahren ein Mobilfunk-Provider nach dem anderen vom Markt. Zuletzt kaufte die Debitel AG den Provider Talkline und die Drillisch-Gruppe kauft sich kontinuierlich weiter bei Freenet/Mobilcom ein. Portel.de sprach mit Michael Radomski, Geschäftsführer der zur Drillisch AG gehörenden Simply Communication GmbH, über den deutschen Mobilfunkmarkt, die Tarife und das Discount-Geschäft. Das Gespräch führte Georg Stanossek.
Portel.de: Herr Radomski, wenn ich genauer nachdenke, verfüge ich inzwischen über zwei betriebsbereite und eine Handvoll ausgedienter Handys, ferner über einen Mix aus mindestens fünf Prepaid- und Discounter-SIM-Karten, die teils inzwischen verfallen sind, unterhalte aber keinen Laufzeitvertrag mehr. Und damit bin ich beileibe noch ein harmloser Fall von ‚Mobilfunk-Nomade’. Wie lange wird die Branche uns noch weiter mit SIM-Karten überschwemmen? M.Radomski: Die Zahlen sprechen dafür, dass Sie sich als ‚Mobilfunk-Nomade’ in bester Gesellschaft befinden. Insofern wären die kursierenden Zahlen der Anbieter von fast 91 Millionen Mobilfunkkunden in Deutschland wohl etwas zu korrigieren, denn nicht jede SIM-Karte macht auch Umsatz. Die Rankings gehen immer nur von Bestands- oder Neukunden aus. Fair wäre eine Listung nach telefonierenden Kunden. Aber dafür gibt es leider keine neutrale Prüfinstanz.
Portel.de: Wie viele Mobilfunkmarken tummeln sich inzwischen auf dem deutschen Markt? M.Radomski: Bei dieser Aufzählung ergibt sich das gleiche Problem: Die Anzahl der vom Umsatz her ernst zu nehmenden Mobilfunkdiscounter würde ich auf unter zehn beziffern, wenn man darunter einmal nur die versteht, die einen Tarif mit günstigen Minutenpreisen aber ohne Grundgebühr, Mindestumsatz oder Vertragsbindung anbieten. Zählt man alle kleinen Anbieter mit, die ganz spezielle Kundengruppen bedienen, sind meines Wissens inzwischen mehr als 60 Mobilfunkmarken in Deutschland unterwegs. Das ist für den Laien und selbst für den Profi nicht mehr überschaubar.
Portel.de: E-Plus ist seit 2005 als Preisbrecher das ‚Enfant Terrible’ der deutschen Mobilfunkbranche und hat die Preise weit nach unten getrieben. Nach langem Zögern hat sich in diesem Sommer nun auch die Deutsche Telekom mit ‚Congstar’ zu einem eigenen Billiganbieter entschlossen und in Kürze geht O2 Germany mit ‚Fonic’ an den Markt, Vodafone sträubt sich nach wie vor, stellt sein Netz aber schon seit längerem für Billiganbieter zur Verfügung, beispielsweise Schlecker für ‚Smobil’ oder Ihnen für ‚McSim’. Kommt da auch noch eine eigene Discountmarke? M.Radomski: Der Logik des Marktes folgend ist zumindest nicht auszuschließen, dass mittelfristig auch Vodafone den Markt mit einer eigenen Discountmarke angeht. T-Mobile deckt dieses Segment beispielsweise mit Simply ab.
Portel.de: Macht Ihnen Congstar Bauchschmerzen? M.Radomski: Nein, überhaupt nicht, weil Congstar eine völlig andere Zielgruppe anspricht.
Portel.de: Aber der Auftritt und die Zielgruppenansprache zielen doch genau auf Ihr Segment? M.Radomski: Das ist sogar gut für uns. Wettbewerb belebt bekanntlich das Geschäft und wir werden in dem Segment der Flatrates zukünftig sogar zusätzliche Kunden gewinnen.
Portel.de: Hat Congstar als Spätstarter dann überhaupt noch Chancen im Segment der Billiganbieter Fuss zu fassen? M.Radomski: Ich halte die Bemühungen der Deutschen Telekom in dieser Form für aussichtslos. Das Angebot kommt nicht nur spät, sondern ist darüber hinaus auch zu teuer, um mit den echten Discountern Schritt halten zu können.
Portel.de: Andere sind da offenbar konsequenter: Tchibo Mobil hat mit O2 Germany im Gepäck soeben die Schwelle von 1 Million Kunden überschritten und bietet jetzt die erste Flatrate für Prepaid-Tarife an. Können Sie da noch mithalten? M.Radomski: Die Zahl zeigt zumindest einmal, dass die Rolle der Discounter nicht zu unterschätzen ist. Ich bitte um Verständnis, dass ich keine Details zu unseren Kundenzahlen nenne. Ich kann Ihnen aber verraten, dass Simply im Vergleich mit den anderen Discountern gut im Geschäft ist. Unsere Schlagzahlen rühren dabei zum einen von unserer Online-Eigenmarke Simply sowie von ‚Penny Mobil’ und ‚ja! Mobil’, unserer Partnerschaft mit dem Einzelhandelsdiscounter REWE, her.
Portel.de: Die Analysten von SES Research gehen jedenfalls davon aus, dass die Drillisch AG allein im ersten Halbjahr 2007 über die verschiedenen Distributionskanäle rund 155.000 Discount-Kunden hinzugewonnen hat und damit Ende Juni die Quote bei knapp 455.000 Teilnehmern gelegen hat. Warum hat REWE das Angebot mit Ihnen entwickelt und nicht mit einem der Netzbetreiber direkt? M.Radomski: Bei einer solchen Kooperation geht es darum, einen wettbewerbsfähigen Tarif möglichst schnell und zuverlässig umzusetzen. Und da war unser Angebot mit dem ebenfalls zur Drillisch-Gruppe gehörende Systemhaus IQ-Optimize AG wohl am überzeugendsten. Die Vorgänge rund um Aktivierung, Customer Care und Abrechnung/Billing sind enorm komplex und dadurch natürlich entsprechend teuer. Diese Prozesse müssen ungeheuer schnell und präzise ablaufen, damit trotz günstiger Tarife am Ende der richtige Kunde auch die richtige Dienstleistung erhält und bezahlt. Eine werktags um 10 Uhr auf simplyTel.de bestellte SIM-Karte ist in der Regel am Folgetag beim Kunden und kann dann direkt genutzt werden.
Portel.de: Apropos günstige Tarife: Die günstigsten Angebote liegen jetzt bei 10 bis 14 Cent pro Minute für Gespräche in alle Netze. Ist da noch Luft nach unten? M.Radomski: Rein rechnerisch: nein, denn damit sind wir teilweise schon unter dem Interconnection-Entgelt, also dem in Deutschland regulatorisch vorgegebenen Preis von derzeit etwa 10 Cent pro Minute, den sich die Netzbetreiber für die Übermittlung der Gespräche in das andere Mobilfunknetz gegenseitig in Rechnung stellen. Damit ist bei den Gesprächspreisen für Handytelefonate in Mobilfunknetze das Limit nach unten sogar schon mehr als ausgereizt. Realistisch sind eher 14 Cent, rechnet man die Betriebskosten und den Verdienst eines Anbieters mal noch oben drauf. Auch unser ‚Community’-Tarif von 4 Cent pro Minute für netzinterne Gespräche ist unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten kaum noch zu toppen.
Portel.de: Also keine weiteren Preissenkungen mehr? M.Radomski: Zumindest nicht bei den Minutenpreisen. Allenfalls über Flatrates läßt sich bei den Preisen noch etwas herausholen. Über entsprechende eigene Flatrates und weitere Kooperationen werden wir dieses Jahr noch einiges an Bewegung in den Mobilfunkmarkt bringen.
Portel.de: Geht es etwas genauer? M.Radomski: Mehr will ich dazu heute noch nicht sagen. Es ist doch so: Wir müssen uns den Herausforderung durch die sich verändernden Bedingung auf den Telekommunikationsmärkten jeden Tag neu stellen und den Kunden beweisen, dass wir besser sind, als unsere Wettbewerber. Wer sich ausruht, wird schnell vom Markt verschwinden.
Portel.de: Simply bietet seit einigen Wochen - endlich - auch einen Datentarif für 9 Cent pro Minute an. Wie läuft das Angebot an? M.Radomski: Es wird von den Kunden gut angenommen, wobei die Datennutzung durch Privatanwender noch immer am Anfang steht. Diesen Bereich werden wir durch günstige Angebote und innovative Services daher in Zukunft stark ausbauen.
Portel.de: Wie wird sich die Absenkung der Roaming-Tarife für internationale Gespräche auf die Mobilfunkpreise auswirken? Macht Ihnen das zu schaffen? M.Radomski: Die Preise gehen ja teilweise schon runter. Wir sind davon aber kaum betroffen, da wir selber keine Roamingabkommen unterhalten. Das ist Thema der Netzbetreiber. Wir haben lediglich Aufwand mit der abrechnungstechnischen Umsetzung der neuen Roaming-Tarife. Aber auch das wirkt sich nicht auf unsere günstigen Discountpreise im Inland aus – die bleiben dauerhaft günstig.
Portel.de: Herr Radomski, herzlichen Dank für das offene und aufschlussreiche Gespräch |